Nicki Lisa Cole | Foto: James Palik

hier.

Das Fellowship-Programm des STS-Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung holte USAmerikanerin Nicki Lisa Cole für neun Monate an den Grazer Standort der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Wie hat es Sie von Kalifornien an die Alpen-Adria-Universität nach Graz verschlagen?
Eine Freundin von mir hat vor ein paar Jahren an dem Fellowship-Programm des STS teilgenommen und hat mich ermutigt, mich auch dafür zu bewerben. Das Institut widmet sich dem Spannungsfeld Wissenschaft, Technik und Gesellschaft – in diesem Bereich liegt auch mein Forschungsinteresse –, und daher habe ich diese Chance ergriffen.

Woran haben Sie hier gearbeitet?
Ich hatte bereits vor meinem Aufenthalt in Graz an einem Buch über die Popularität, versteckte Kosten und Umweltaspekte von Apple-Produkten gearbeitet. In Graz habe ich die Analyse des zusammengetragenen Materials weitergeführt. Zum Beispiel habe ich alle Fernseh- und Zeitungswerbeanzeigen von Apple aus den letzten 40 Jahren gesammelt und analysiert. In Graz, London und Amsterdam habe ich Interviews mit Apple-KonsumentInnen geführt und durch Feldforschung in Apple Stores in europäischen Städten ergänzt.

Wie unterschied sich Ihr Arbeitsalltag hier von dem an Ihrer Heimatuniversität?
Es ist eine ganz andere Erfahrung als an einer Universität in den USA zu arbeiten. Es ist schwer, Vergleiche zu ziehen, da es sich beim STS um ein Institut handelt, das mit mehreren Universitäten eng kooperiert. Aber es war großartig, Teil eines Instituts zu sein, das sich stark auf fachübergreifende Forschung konzentriert. Noch nie zuvor habe ich in einer solch interdisziplinären und kollaborativen Umgebung geforscht. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus so vielen verschiedenen Disziplinen war sehr bereichernd.

Graz versus Kalifornien: Was waren die größten Unterschiede?
Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich in einer Stadt gelebt habe, die nicht am Meer liegt. Eine ganz neue Erfahrung also! Aber Graz ist eine wundervolle und pulsierende Stadt – ich habe es sehr genossen hier zu sein. Im Vergleich zu den Städten in den USA wie Los Angeles ist Graz sehr fußgängerorientiert. Die Menschen halten sich viel draußen auf, auf öffentlichen Plätzen und in ihrer Nachbarschaft. Das liebe ich an europäischen Städten! Eine Herausforderung allerdings war die Bürokratie rund um meine Aufenthaltsbewilligung.

Was haben Sie aus Ihrem Auslandsaufenthalt für sich persönlich mitgenommen?
Aus meiner Komfortzone und meiner gewohnten Umgebung herauszukommen, hilft mir immer wieder, kreativ und fokussiert zu sein. Ich habe auch viele und wertvolle Freundschaften geknüpft, sowohl im beruflichen Umfeld mit meinen KollegInnen, aber auch in meiner Freizeit, in der ich im Grazer Rugby-Damenteam gespielt habe.

Warum würden Sie jungen WissenschaftlerInnen empfehlen, eine Zeit im Ausland zu verbringen?
Das Leben in anderen Ländern und Kulturen kennenzulernen zeigt dir, dass deine Erfahrungen nicht die Norm sind und es auch andere Wege gibt, dein Leben zu leben. Wenn man einen Forschungsaufenthalt wie hier am STS in Graz ermöglicht bekommt, hat man als Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler den Vorteil, sich voll und ganz auf seine Forschungsarbeit zu konzentrieren.

Reisen und andere Kulturen und Länder kennenzulernen bedeuten für Sie …
… verschiedene Lebensweisen an bestimmten Orten und die Ansichten und Werte der Menschen dort zu verstehen.

Fernweh oder Heimweh: Was trifft auf Sie zu?
Ich bin zwar nicht ständig von Fernweh getrieben, aber ich verspüre auch keine Sehnsucht, unbedingt wieder in den USA zu leben. Ich bin einfach aufgeschlossen, an verschiedenen Plätzen in Europa zu leben.

für ad astra: Katharina Tischler-Banfield

 

Zur Person

Nicki Lisa Cole schloss 2011 ihren PhD an der University of California-Santa Barbara ab. Sie ist Soziologin und forscht zu Konsumkultur, Ungleichheit und kritischen Aspekten in globalen Versorgungs- und Produktionssystemen. Seit September 2014 ist sie Forschungsstipendiatin am STS – Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung der AAU in Graz, wo sie noch bis zum Sommer 2016 forschen wird.