Guten Gewissens als Sustainable Entrepreneur*in Geld verdienen: Funktioniert das?
Wie kann man ein reines soziales und ökologisches Gewissen mit einer gut gefüllten Brieftasche verbinden? Patrick Gregori hat sich in seiner Dissertation mit Sustainable Entrepreneurship beschäftigt und untersucht, welcher „Wert“ zu welchem Zeitpunkt für Unternehmer*innen entscheidend ist.
Patrick Gregori sieht sich selbst als klassisch von der Betriebswirtschaftslehre sozialisiert: Abläufe müssten optimiert und Gewinne maximiert werden. Seine Doktorarbeit habe ihn nun eines Besseren belehrt und auch seine Weltanschauung in vielen Aspekten korrigiert, erzählt er uns im Interview: „Die Interviews mit Sustainable Entrepreneur*innen haben mir gezeigt, dass es erstaunlich viele gibt, die als Unternehmensziel nicht nur gute finanzielle Gewinne definieren, sondern auch andere Werte anstreben.“
Für seine Dissertation hat er nachhaltige Unternehmen untersucht, die dafür gegründet werden, um etwas Positives für die Umwelt und die Gesellschaft zu bewirken. Sie alle stehen vor der „nicht trivialen Herausforderung“, wie dies Gregori bezeichnet, „finanzielle und nachhaltige Aspekte miteinander zu verbinden“. Ziel des Forschungsprojektes war es, kohärente Geschäftsmodelle aufzuspüren, die von der Unternehmensgründung an die drei Werte „Soziales“, „Umwelt“ und „Finanzen“ ins Zentrum stellen. Die Grundannahme war dabei: Nicht alles kann zu jedem Zeitpunkt eine gleichermaßen bedeutsame Rolle spielen. Patrick Gregori erklärt dazu: „Solange das Geschäft gut läuft, ist es leichter, die sozialen und umweltorientierten Werte zu berücksichtigen. Werden die Finanzen aber knapper, ist es auch um die soziale Ausrichtung schlechter bestellt. Wir haben nachverfolgt, in welchen Phasen welche Logiken umgesetzt und in das Geschäftsmodell integriert werden.“
Ausgangsbasis der Untersuchung war ein junger Unternehmer, der über einen langen Zeitraum intensiv begleitet wurde. „In diesem Case haben wir gesehen, dass er teilweise naiv und sehr wertegetrieben in seine unternehmerische Zukunft gestartet ist und erst mit der Zeit gelernt hat, auch auf seine Finanzen und den Markt zu blicken“, erläutert Gregori. Die Interviews mit weiteren über 30 österreichischen Sustainable Entrepreneur*innen haben dann gezeigt, dass es auch Unternehmen gibt, die sich die Nachhaltigkeit hauptsächlich als Verkaufsargument für ihre Services und Produkte auf ihre Fahnen heften. Vielen der Sustainable Entrepreneur*innen ist gemeinsam, dass digitale Aspekte, insbesondere die Nutzung digitaler Technologien für den Verkauf, eine große Rolle dabei spielen, um die scheinbar konträren Unternehmenswerte gemeinsam und gleichzeitig zu skalieren.
Die vielen Interviews haben den „eigenen engen ökonomischen Blickwinkel gesprengt“, wie uns Gregori weiter erzählt. Wir fragen nach, wie es denn seinen Studierenden mit den Sustainable Entrepreneur*innen ergangen ist und erfahren: „Auch unsere Studierenden werden immer diverser. An unserem Institut etabliert sich immer stärker die Nachhaltigkeit als Fokus unserer Forschung – und das stößt auch auf großes Interesse bei unseren Student*innen!“
Seine eigene Laufbahn hatte Patrick Gregori nicht im Wissenschaftsbetrieb geplant, aber „es hat sich alles organisch ergeben. Mittlerweile erkenne ich immer stärker den Wert dieser Arbeit in Forschung und Lehre, auch unabhängig von den Finanzen.“ Drei Jahre läuft sein Vertrag am Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung noch. Diese Zeit will Gregori optimal nutzen, um sich eine weitere Laufbahn in der akademischen Welt offen zu halten.
Auf ein paar Worte mit …
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären?
Projektmanagement in einem mittelgroßen Unternehmen
Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?
Grundsätzlich schon, im Detail vielleicht weniger
Was machen Sie im Büro morgens als Erstes?
E-Mails checken und mich auf die Suche nach Kaffee machen
Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?
Schwierig, aber es wird besser
Was bringt Sie in Rage?
Leider zu viele Dinge
Und was beruhigt Sie?
Sport oder Lesen (abhängig von der Situation)
Wer ist für Sie der*die größte Wissenschaftler*in der Geschichte und warum?
Da kann ich mich nicht entscheiden – es gibt viele und das Kollektiv ist wichtig
Wovor fürchten Sie sich?
Unsicherheit
Worauf freuen Sie sich?
Bezogen auf die Arbeit: neue Ideen in Projekte umzusetzen