Gesellschaftlicher Stoffwechsel | Foto: lassedesignen/Fotolia.com

Gesellschaftlicher Metabolismus im „Journal of Industrial Ecology“

Die aktuelle Sonderausgabe des Journal of Industrial Ecology beschäftigt sich mit den Frontiers der sozioökonomischen Metabolismusforschung, dem wissenschaftlichen Neuland der Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Natur. Damit ist dieses Konzept, das auch am Institut für Soziale Ökologie entwickelt wurde, zentral in der Internationalen Nachhaltigkeitsforschung präsentiert.

Die Forschung zum sozioökonomischen Metabolismus, also dem gesellschaftlichen Stoffwechsel, hat sich in den letzten 25 Jahren dynamisch entwickelt: Während zu Beginn Materialflussanalysen noch auf Rohstoffentnahme sowie Außenhandel einzelner Länder fokussierten, sind es nunmehr komplexere, methodisch vielfältige Analysen, die die Materialverwendung, damit einhergehende Umweltauswirkungen und die Versorgungssicherheit für bestimmte Ressourcen mitsamt den damit verbundenen Unsicherheiten untersuchen. Auch Möglichkeiten zur Entkoppelung des materiellen Ressourcenverbrauchs vom menschlichen Wohlergehen werden in der Forschung immer wieder analysiert.

Das Special Issue des Journal of Industrial Ecology beschäftigt sich mit Konzept, Geschichte und aktuellen Fragestellungen der Forschung zum sozioökonomischen Stoffwechsel. Das Heft wird von Heinz Schandl vom Australischen Forschungszentrum CSIRO herausgegeben. Das Institut für Soziale Ökologie der Alpen-Adria-Universität ist mit vier Beiträgen, nämlich von Anke Schaffartzik, Willi Haas, Manuel Wenzlik und Thomas Kastner, vertreten.

Willi Haas beschäftigt sich beispielsweise mit dem Konzept der „Circular Economy“: „Circular Economy“ ist eine Strategie, die darauf setzt, durch Kreislaufführung Ressourcen einzusparen und Umweltbelastungen zu reduzieren. Dies erfolgt durch ökologische Kreislaufführung (biogene Materialien) und ökonomische Kreislaufführung (Recycling von vorwiegend mineralischen Materialien). Eine Untersuchung der globalen Materialflüsse zeigt, dass lediglich 6 % der gesellschaftlich prozessierten Materialien recycliert werden. Der Anteil biogener Materialien liegt bei 32 % und ist stabil bzw. fallend; bei diesen ist nicht immer gewährleistet, dass sie auch nachhaltig produziert werden. „Selbst bei Ausschöpfung der Recycling-Potenziale könnten die recyclierbaren Materialien nur einen Teil der stetig wachsenden Materialnachfrage bedienen“, erklärt Studienautor Willi Haas. Für ihn sei ein fundamentaler Wandel der derzeitigen Wirtschaftsweise nötig, um die Zirkularität zu erhöhen. Dies bedeutet unter anderem eine Umstellung auf erneuerbare Energien, zumindest in Industrieländern keine weiter wachsenden „schlanken“ sowie wartungsarmen Infrastrukturen, konsequentes Ökodesign und eine nachhaltige Produktion von Biomasse ohne Verschlechterung der Bodenqualität.

Das Journal of Industrial Ecology wird zweimonatlich peer-reviewed von Wiley-Blackwell herausgegeben und ist an der School of Forestry & Environmental Studies an der Yale University angesiedelt. Artikel dieser Ausgabe können für eine beschränkte Zeit unter http://bit.ly/JIE-SEM heruntergeladen werden.