Geschichte und Slawistik studieren: „Die Erfahrungen, die man hier sammeln kann, sind unbezahlbar!“

Die Kärntnerin Denise Branz hat slowenische Wurzeln. Das war einer der Gründe für sie, Geschichte und Slawistik an der AAU zu studieren. Bei der Frage, wieso sie sich nicht für ein Lehramtsstudium entschieden hat, lacht sie. „Ich bin einfach keine Lehrerin“. Was sie an ihrem Studium besonders begeistert und wieso ihr gerade die Exkursionen nach Tunesien und Libyen in Erinnerung bleiben werden, erzählt sie uns im Gespräch.

Wieso hast du dich für die Kombination Slawistik und Geschichte entschieden?
Geschichte hat mich „einfach nur“ interessiert. Slawistik kam dazu, weil ich zwar Kärntner slowenische Wurzeln habe, aber als einzige in der Familie noch immer kein Wort Slowenisch sprach – ich wollte also Slowenisch lernen. Die Entscheidung fiel in den letzten ein oder zwei Schuljahren.

Welche Fächer gefallen dir besonders gut und warum? Was gefällt dir an deinem Studium besonders?
Sehr spannend war die zweiwöchige Exkursion nach Tunesien und Libyen, die die Abteilung für Alte Geschichte organisiert hat. Nie in meinem Leben habe ich so viele „Steinhaufen“, einen nach dem anderen, gesehen, aber die antiken Theater, Thermen, Arenen und Marktplätze sind immer spannender geworden. Vor allem die unglaublich gut erhaltenen Städte in Libyen waren beeindruckend. Ich frage mich oft, ob davon heute noch etwas übrig ist, oder, ob der aktuelle Krieg in diesem Land auch diese über 2000 Jahre alten Relikte menschlichen Lebens zerstört hat. Auch mit dem Institut für Slawistik war ich einmal auf einer zweiwöchigen Exkursion, die hat uns damals in die Ukraine geführt. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die vielen Kirchen, die wir besucht haben, aber auch lustige Stops, weil wir gemeinsam mit den Geograf*innen unterwegs waren und die Geolog*innen von scheinbar beliebigen Erdhügeln unglaublich begeistert sein konnten. Der ganze Bus hielt dann sehr plötzlich an, alle stiegen aus, und erhielten einen Vortrag zu Erd- und Gesteinszusammensetzung. Wichtig war, diese unvorhersehbaren Stops auch für die WC-Gänge zu nutzen, diese Bedürfnisse waren im Gegensatz zu Erdformationen nämlich nicht unbedingt ein Grund, stehenzubleiben.

Hat sich dein Blick auf die Welt durch das Studium verändert?
Ja klar, vor allem durch die wiederholten Auslandsaufenthalte, aber natürlich auch durch die Auseinandersetzung mit den Studieninhalten sowie die Begegnungen mit vielen mir auch heute noch sehr wichtigen Menschen. Es wäre meiner Meinung nach aber auch wirklich bedenklich, wenn ein Studium diesen Effekt nicht hätte.

Mit welchen Inhalte beschäftigt man sich in deinen Studien? Kannst du das kurz erklären?
Das ist bei meinen zwei Fächern nicht so schwer, unter Geschichte können sich die meisten etwas vorstellen. Es geht aber nicht nur um den Erwerb von Wissen über historische Ereignisse, sondern auch noch um die Erschließung und Interpretation von bisher unbekannten historischen Quellen. Und die Slawistik beschäftigt sich mit den Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften der jeweiligen Sprachräume – in meinem Fall des südslawischen Raumes, da ich ja Slowenisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch als meine Sprachen gewählt habe.

Gibt es eine lustige AAU-Anekdote? Eine lustige Vorlesung beispielsweise?
Ja, tatsächlich. In einem der letzten Semester habe ich ein Seminar zum Thema Vampirglaube im Europa des 18. Jahrhunderts besucht. Das Seminar war großartig, wir haben den ganzen Bogen vom Studium von Originaltexten bis hin zur Verarbeitung der Stoffe in der Literatur und im Film gespannt. Diese Lehrveranstaltung war wirklich ganz besonders und ist mir bis heute in sehr guter Erinnerung.

Warum hast du dich für Klagenfurt als Studienort entschieden?
Ich bin schon mit dem Wechsel ans Gymnasium aus einem Kärntner Tal hierhergekommen und habe sehr lange gebraucht um mich an „die Stadt“ zu gewöhnen. Als dann die Entscheidung für eine Uni anstand, wollte ich nicht schon wieder umziehen. Da es meine Wunschfächer hier ohnehin gab, fiel die Entscheidung dann ganz leicht. Ich habe diese Entscheidung aber nie bereut, im Gegenteil, ich denke, dass die Uni Klagenfurt sehr viele Vorteile gegenüber den Unis in den großen Städten hat.

Wie beispielsweise?
Zunächst ist die Betreuungsqualität in vielen Fächern hervorragend. Außerdem bieten Klagenfurt bzw. Kärnten super Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, und Unileben spielt sich ja nicht nur auf der Uni ab.

Worauf freust du dich, wenn du an die Uni kommst?
Auf die Menschen, die ich hier treffe. Und den Schokomuffin am Buffet in der Aula.

Was wäre ein wichtiger Tipp für Studienanfängerinnen und Studienanfänger?
Nur nicht aufgeben. Am Anfang kann die Universität schon einschüchternd sein. Aber man muss nur lernen den Mund aufzumachen, dann sind alle immer sehr bemüht, einem weiterzuhelfen. Und als zweiter Tipp vielleicht noch: nütze die Zeit. Nimm alles an Stipendien in Anspruch, was sich dir bietet und zeitlich und finanziell für dich drin ist: Sommerunis, Sprachkurse, Auslandsemster, Forschungssemester, Exkursionen. Die Erfahrungen, die man hier sammeln kann, sind unbezahlbar und sobald man im Berufsleben steht, wird es noch schwieriger solche „Auszeiten“ im Kalender unterzubringen.

Wo siehst du dich in 10 Jahren? In welchem Feld willst du beruflich tätig sein?
So weit in die Zukunft plane ich nicht. Ich denke, wenn man zu konkrete Pläne für die Zukunft hat, dann übersieht man leicht Chancen, die sich unterwegs bieten. Sowohl Feld als auch Tätigkeit lasse ich mir daher offen. Wichtig ist mir aber, dass es eine Aufgabe ist, bei der ich gestalten, etwas zum Besseren hin verändern kann. Aus diesem Grund ist in Zukunft durchaus auch eine selbständige Tätigkeit denkbar. Ich wäre aber sehr, sehr glücklich, wenn ich dieser Tätigkeit wieder von daheim, also von Kärnten aus, nachgehen könnte.

Wort-Rap:

  • Mein erster Tag an der UNI war… pure Überforderung.
  • Mein großartigstes LV Erlebnis… gibt es nicht. Meine ganze Studienzeit war großartig.
  • Mein Studi-Leben ging nicht ohne… Bibliothek und Buffet.
  • Mich inspiriert… ein Gespräch mit Freunden.