Germanistik studieren: „Jeder Tag, an dem wir etwas Neues lernen, verändert uns und unsere Wahrnehmung“
Stella Christl ist in Wien geboren, aber in Frankfurt am Main aufgewachsen. Seit 2012 ist sie wieder in Österreich. Nach sechs Jahren auf dem Kunstzweig des BRG-Viktring, der Matura in Wolfsberg und einem Studienstart in Jura studiert sie nun Germanistik in Klagenfurt. Im Interview spricht sie über die Herausforderung der Studienwahl und darüber, was sie an der Germanistik besonders liebt.
Warum hast du dich dazu entschlossen zu studieren? Und wie hast du dich für unsere Uni entschieden?
Dass ich studieren will, stand für mich schon immer fest. Die vielen Entscheidungen rund ums Studium – die waren die wahre Herausforderung. Für die Uni Klagenfurt habe ich mich entschieden, weil ich die gute Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden sehr schätze. Sie ist persönlich, man ist an der Uni Klagenfurt nicht bloß eine Nummer. In vielen Kursen sitzen nicht mehr Personen als in einer Schulklasse, das ermöglicht Professoren und Professorinnen beispielsweise individuelleres Feedback zu geben.
Wann und wie hast du herausgefunden, was du studieren willst?
An dieser Entscheidungen waren tatsächlich mehr glückliche Zufälle beteiligt, als man glauben möchte. Sehr lange wollte ich Physik studieren, Ende der 7. Klasse fing ich jedoch an, mich für Rechtswissenschaften zu interessieren. In meinem allerersten Semester habe ich daher Jura studiert. Das Studium hat mir Spaß gemacht, trotzdem war ich nicht zu hundert Prozent glücklich. Ich habe mich dann an der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF München) beworben. Germanistik habe ich nur zur Überbrückung begonnen und dann sehr schnell herausgefunden, dass es doch genau das Richtige für mich ist.
Was machst du im Studium? Was lernt man und was gefällt dir dabei am besten?
Das Studium der Deutschen Philologie an der Uni Klagenfurt hat folgende Schwerpunkte: Ältere Deutsche Sprache und Literatur, Deutsch als Fremdsprache, Neuere Deutsche Literatur, Sprachwissenschaft, Angewandte Germanistik und Gender Studies. Der Gedanke, man würde im Germanistik-Studium nur Grammatik büffeln, ist also falsch. Besonders gefällt mir das Schreiben von Textanalysen und das Interpretieren – da kann man dann seine eigenen Ideen und Meinungen einbauen. Außerdem erfährt man viel über den historischen und sozialen Kontext verschiedenster Werke und, wie man über diese professionelle Kritiken schreibt. Man lernt den Buchmarkt kennen und die mit der Digitalisierung einhergehenden Chancen und Risiken. Und natürlich lernt man auch zu schreiben – sowohl wissenschaftlich als auch kreativ.
Was macht dein Studium für dich zu etwas Besonderem?
Das Studium ist äußerst lese-lastig: das klingt vielleicht abschreckend, für Leseratten wie mich ist es jedoch optimal.
Wo holst du dir an der Uni Hilfe, wenn du etwas brauchst oder mal nicht weiterweißt?
Hauptsächlich von Kommilitonen und Kommilitoninnen in höheren Semestern, aber auch die Lehrenden sind extrem hilfsbereit.
Welcher Moment wird dich immer an dein Studium hier erinnern?
Im Rahmen eines Proseminars sind wir auf die „Rauriser Literaturtage“ gefahren. Dort hatten wir die Möglichkeit, eine nominierte Autorin zu interviewen und am Abend mit den Schriftsteller*innen zusammenzusitzen und zu quatschen. Wir haben Studierende von anderen Universitäten kennengelernt und neue Freundschaften geknüpft, auch unter uns „Klagenfurtern“: das Teilen der Apartments und die gemeinsame Arbeit an unserem Interview hat uns einander nähergebracht.
Machst du noch etwas neben dem Studium? Lässt sich beides gut miteinander kombinieren?
Ich gebe Nachhilfe in Deutsch und Englisch, da ich dieses Semester 45 ECTS erreichen möchte, arbeite ich nur sechs Stunden pro Woche. Das reicht für ein kleines Taschengeld. Man kann aber natürlich auch mehr arbeiten und dafür die Stunden an der Uni reduzieren. Letztes Semester habe ich beispielsweise 15 Stunden gearbeitet und das ist sich auch super ausgegangen. Man muss sich den Alltag halt ein wenig organisieren.
Hat sich dein Blick auf die Welt durch das Studium verändert?
Ich glaube, dass jeder Tag, an dem wir etwas Neues lernen, uns und somit auch unsere Wahrnehmung der Welt verändert. Jedes zusätzlich angeeignete Wissen öffnet neue Türen, und von manchen wussten wir vorher vielleicht nicht einmal, dass sie überhaupt existierten.
Was ist dein Lieblingsplatz in Klagenfurt oder an der Uni Klagenfurt?
Mein „Stammtisch“ im Hauptgebäude 🙂
Worüber wärst du froh gewesen, wenn es dir jemand vor dem Studium erzählt hätte? Hättest du einen Tipp für alle, die gerade am Anfang stehen?
Alle waren einmal Anfänger! Übernehmt euch nicht und traut euch, bei Unsicherheiten nachzufragen. Und wenn ihr die Ersten in eurer Familie seid, die studieren, besucht den BeFirst-Kurs! Dort lernt ihr alles Wichtige rund ums Studium.
Wort-Rap
- Meine Lieblings-LV war… Textanalyse
- Mein Studi-Leben ist… erfüllend
- Uni geht nicht ohne… Kaffee 😉
- Mich motivieren… meine Kommilitonen & Kommilitoninnen
- Mein Traumjob ist… Kulturjournalistin