Gastvortrag Kersten-Pejanic

Gastvortrag Dr. Roswitha Kersten-Pejanić: „Gendergerechter Sprachgebrauch als „Anti-Sprache“: Feministische Sprachkritik in Kroatien“

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen zum Online-Vortrag

Gendergerechter Sprachgebrauch als „Anti-Sprache“: Feministische Sprachkritik in Kroatien

von Dr.in Roswitha Kersten-Pejanić

(Centar za napredne studije Jugoistočne Europe (CAS SEE), Universität Rijeka)

Der Vortrag findet im Rahmen des Kulturwissenschaftliches Proseminar (Spezialkurs Kulturkunde (KuWi Proseminar; für alle SlawistInnen)) an der Slawistik der Alpen-Adria-Universität am 28.04.2021 um 14.00 Uhr ONLINE statt .

Der Vortrag widmet sich den vielfältigen Fragen rund um gendergerechte Sprache im Kroatischen. Das zentrale Analysematerial sind dabei Interviews zu verschiedenen Formen der Personenbenennung mit Zagreber Feminist*innen und LGBTIQ-Aktivist*innen. Diese Interviews beleuchten die spezifischen Herausforderungen, denen sich Gleichstellungsaktivist*innen in ihrem täglichen Sprachgebrauch gegenübersehen, insbesondere wenn die verwendete Sprache durch klare Genusregeln geprägt ist. Dabei werden vier Hauptstrategien des alternativen Sprachgebrauchs in Kroatien behandelt: Doppelbenennungen, die Schrägstrichvariante, die Integrierende Sprachform und das Gynogendernde Femininum. Anhand des gezeigten Interviewmaterials lassen sich Aspekte des von Pierre Bourdieu geprägten Konzepts des „häretischen Diskurses“ ebenso aufzeigen wie M.A.K. Hallidays „anti-language“, mit Hilfe derer Bemühungen um aktiv vom „normalen“ Sprachgebrauch abweichende, alternative sprachliche Praktiken aufgezeigt und untersucht werden können.

Das vorgestellte Material aus dem Zagreber Aktivismus wird dabei mit weiteren empirischen Beobachtungen rund um die Benennung von Menschen unter Berücksichtigung der sozialen Kategorie des Geschlechts im Kroatischen kontextualisiert. In konventionellen Benennungspraktiken, als neutral erachteten Regelungen in der Grammatikschreibung und vor allem durch einen Einblick in die Perzeption verschiedener Personenbenennungspraktiken werden verschiedenste Aspekte des durch Vorstellungen von Geschlecht und gegenderten Ordnungen geprägten Sprachgebrauchs aufgezeigt. Der Vortrag versucht zudem eine Antwort auf die Frage anzubieten, ob, wie und in welchem Umfang gendergerechte Sprache im aktuellen postjugoslawischen Kontext insgesamt von Bedeutung ist.

Dr.in Roswitha Kersten-Pejanić ist Postdoktorandin am Centar za napredne studije Jugoistočne Europe (CAS SEE) an der Universität Rijeka, wo sie ein Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zur Linguistic Landscape in den kroatischen Nachkriegsgebieten wahrnimmt. 2017 hat sie hat an der Humboldt-Universität zu Berlin im Fach Gender Studies mit der Arbeit „Die Macht von Sprachformen. Perzeption, Produktion und Dekonstruktion von personaler Appellation im Kroatischen“ promoviert. In ihren Forschungsaktivitäten und Publikationen widmet sie sich insbesondere Fragen des aktuellen Sprachgebrauchs in Südosteuropa, Genderaspekten in linguistischen und politischen Diskursen, visuellen Fragen der Erinnerungskultur und dem Verhältnis von Sprache und Raum.

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