Funkknoten lokalisieren
Sarmad Shaikh möchte „einen Beitrag zur Weiterentwicklung kabelloser Kommunikation leisten.“ Deshalb hat er sich von Karachi aufgemacht, um in Istanbul seinen Master und schließlich in Klagenfurt sein Doktorat abzuschließen. Im Zentrum seiner Forschung steht die Lokalisierung von Funkknoten.
Große, so genannte „massive multiple-input multiple-output (MIMO)“-Systeme werden heute nicht zuletzt durch das Vorantreiben der kabellosen Kommunikation stetig weiterentwickelt. Wenn viele Antennen-Elemente Signale gleichzeitig senden und empfangen, werden die Signalverarbeitungsprozesse sehr komplex. Dies betrifft insbesondere die zukünftigen Generationen der mobilen Kommunikation, beispielsweise 5G.
In dieser schneller und komplexer werdenden Umgebung ist es wichtig, die einzelnen Funkknoten mit einer vereinfachten Systemarchitektur zu lokalisieren. Sarmad Shaikh hat in den letzten drei Jahren an neuen Technologien gearbeitet, die dies einfach und effizient ermöglichen sollen. „Wir kombinieren eine elektromagnetische Linse mit einer umfassenden Antennenmatrix, um die Lokalisierung der Funkknoten basierend auf dem Einfallswinkel der ankommenden elektromagnetischen Wellen umzusetzen“, erklärt er. Wer sich nun vorstellt, dass Sarmad Shaikh mit lauter Smartphones durch den Lakeside Park läuft, um deren Position zu bestimmen, liegt falsch: „Ich arbeite nur auf der Simulationsebene sowie entwickle und teste entsprechende Algorithmen. Es sind also mathematische Experimente, die ich durchführe.“
Sarmad Shaikh hat seine Forschungsarbeiten am Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme bei Andrea Tonello kürzlich abgeschlossen. Im November 2015 kam er – unterstützt mit einem Stipendium der Pakistanischen Regierung (HEC) und des Österreichischen Austauschdienstes (OeAD) – nach Klagenfurt, nachdem er „die sehr komplizierte bürokratische Prozedur“ der Einreise abgeschlossen hatte. Davor hat er seinen Master in „Electronics Engineering“ an der Sabanci University in Istanbul und das Bachelorstudium in „Telecommunications Engineering“ an der National University of Computer and Emerging Sciences, Islamabad, abgeschlossen.
Gefragt danach, wie es ihm am Anfang im beschaulichen Klagenfurt erging, erzählt er: „Zu Beginn war es sehr langweilig.“ Als er dann später die Berge und den See, das Radfahren und Wandern für sich entdeckte, lernte er die ruhige Umgebung zu schätzen. „Heute mag ich gar nicht mehr weg“, sagt er mit einem Schmunzeln. Für ihn geht es aber jetzt wieder zurück in die pakistanische Heimat, wo er als Assistenzprofessor am Pakistan Air Force-Karachi Institute of Economics and Technology (PAF-KIET), Karachi tätig sein wird. Mit im Gepäck hat er viel Motivation, wie er erzählt: „Nichts ist unmöglich und wir können auch die schwierigsten Aufgaben lösen, wenn wir hart daran arbeiten. Kabellose Kommunikation prägt heute unseren Alltag und ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass die Technologie noch besser funktioniert.“ Ob er langfristig in der akademischen Forschung oder in der Industrie arbeiten möchte, lässt Sarmad Shaikh offen. Er, dessen Brüder und Schwestern auch im Ingenieurbereich ausgebildet sind, fühlt sich in der akademischen internationalen Welt zuhause und sieht für sich noch viele interessante Entwicklungsmöglichkeiten.
Auf ein paar Worte mit … Sarmad Shaikh
Was wären Sie heute, wenn Sie nicht Wissenschaftler wären?
Ich hätte mich wohl für das pakistanische Kricket-Team entschieden.
Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?
Sie verstehen, dass ich in einer wissenschaftlichen Gesellschaft arbeite.
Was machen Sie im Büro morgens als erstes?
Ich lese meine Mails mit einer frischen Tasse Kaffee.
Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?
Meine Forschung ist ständig Bestandteil meines Denkens. Ich gehe auch wochenends ins Büro, um meine Aufgaben so schnell als möglich abzuschließen.
Was bringt Sie in Rage?
Wenn mein laufender Code plötzlich aufhört zu arbeiten oder wenn ein unerwarteter Fehler aufgrund von Rechnerressourcen auftritt.
Und was beruhigt Sie?
Wenn mein Professor mit meinen Argumenten und Lösungswegen für ein spezifisches Problem zufrieden ist.
Wer ist für Sie die/der größte WissenschaftlerIn der Geschichte und warum?
Ich finde, Guglielmo Marconi (1874-1937) ist der großartigste Wissenschaftler in der Geschichte. Dieser italienische Forscher hat das Funkkommunikationskonzept erstmals vorgestellt. Heute laufen die meisten Kommunikationssysteme auf Basis seiner Theorie der Funkausbreitung – und erleichtern so unsere Leben.
Warum fürchten sich so viele vor den technischen Wissenschaften?
Ich glaube, es ist nicht Angst, sondern die Wahl des Bequemen.
Wovor fürchten Sie sich?
Ich habe Angst vor Unternehmen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht fair behandeln.
Worauf freuen Sie sich?
Ich freue mich darauf, meine Forschung im Bereich der kabellosen Kommunikation weiter voranzutreiben und so durch mein Wissen zu einer besseren Zukunft der Gesellschaft beizutragen.
Technik studieren an der Universität Klagenfurt
Die technischen Studien an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt zeichnen sich durch exzellente Forschung und Lehre aus. Die Fakultät für Technische Wissenschaften (TeWi) besteht seit 2007 und legt großen Wert auf sehr gute Betreuungsverhältnisse, die einen kontinuierlichen und förderlichen Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden auf allen Ebenen ermöglichen. Durch einen hohen Praxisbezug sowie die Konzentration in Stärkefeldern (z.B. Informatik, Informationstechnik, technische Mathematik) bieten technische Studien vielfältige Möglichkeiten. Mehr