Frühe Kärntner slowenische Drucke – Starejši koroški slovenski tiski
Die 16. Ausstellung in der Reihe Kostbarkeiten aus der Bibliothek widmet sich den frühen slowenischen Drucken in Kärnten. Die Eröffnung findet am Mittwoch, den 5. Dezember 2018 um 11:00 Uhr mit einem Vortrag des Historikers und Slawisten Theodor Domej statt.
Die beiden ersten slowenischen Drucke – ein Katechismus und ein Abecedarium – verlassen die Druckerpresse 1550 in Schwäbisch Hall. Beide verfasste der protestantische Reformator Primus Trubar. Der wichtigste slowenische Druck des 16. Jahrhunderts ist Jurij Dalmatins Übersetzung der Bibel. Er erfolgt 1584 in Wittenberg und wird von den protestantischen Kärntner Landständen mitfinanziert, wodurch 300 Stück, ein Fünftel der Auflage, nach Kärnten kommen.
1731 erscheint in Kärnten das erste Buch in slowenischer Sprache: die Predigtsammlung eines Kapuzinerpaters aus Laibach/Ljubljana. Der Beginn der nachhaltigen Pflege der slowenischen Sprache und des Erscheinens von Druckwerken ist in Kärnten mit der Reformzeit des aufgeklärten Absolutismus verbunden. Die Geschichte des slowenischen Buchdrucks ist auch die Geschichte des kulturellen Emanzipationsprozesses und der Vereinheitlichung der slowenischen Schriftsprache.
Die slowenischen Drucke aus Kärnten weisen eine große inhaltliche Bandbreite auf, wenn auch die Stückzahlen nicht hoch sind. Religiöse Werke herrschen vor: Katechismen, Gebetbücher, Handbücher für den Gottesdienst und Ähnliches. Stark vertreten sind Werke sprachwissenschaftlicher Natur wie Wörterbücher und Grammatiken. Der älteste gedruckte slowenische Gesetzestext ist ein kaiserliches Patent aus dem Jahr 1749. Schulbücher werden gedruckt und Übersetzungen kurzer literarischer Werke. Als Besonderheit gelten die Werke der religiösen und profanen Subkultur, die dem so genannten Bukovniki-Schrifttum zuzurechnen sind. Bemerkenswert ist die Präsenz slowenischer Texte in deutschsprachigen Publikationen, zum Beispiel in der Zeitschrift Carinthia von 1811 bis 1832.
Ein neues Kapitel in der slowenischen Druckgeschichte wird 1848 aufgeschlagen. Als Folge der Märzrevolution erreicht das gedruckte slowenische Wort die breite politische Öffentlichkeit. 1850 erscheint Slovenska bčela, die erste gedruckte periodische Zeitschrift mit Klagenfurt als Erscheinungsort. Im Landesregierungsblatt für das Kronland Kärnten – Deželni zakonik in vladni list za Koroško vojvodino werden ab 1850 die Gesetzestexte nebeneinander in Deutsch und Slowenisch publiziert.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wird Klagenfurt zu einem mit Laibach/ Ljubljana gleichrangigen Brennpunkt der slowenischen kulturellen Emanzipationsbewegung. Zum einen, weil hier mit Andrej Einspieler und Anton Janežič zwei engagierte Persönlichkeiten wirken, zum anderen, weil 1851 der neu gegründete Hermagoras-Verein seine Arbeit aufnimmt. Ein Meilenstein ist die Herausgabe der politischen Zeitung Slovenec, die von 1865 bis 1867 erscheint. Die Hermagoras-Bruderschaft etabliert 1871 in Klagenfurt die erste Kärntner Druckerei, deren Hauptaufgabe es ist, slowenische Literatur zu drucken; Hermagoras/Mohorjeva kommt diesem Auftrag als Verlag und Druckerei – mittlerweile verstärkt durch die Verlage Drava und Wieser – bis heute nach.
ERÖFFNUNG
Mittwoch, den 5. Dezember 2018, 11:00 Uhr
Universitätsbibliothek, Zeitschriften-Lesesaal, Ebene 2, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Begrüßung: Lydia Zellacher, Bibliotheksdirektorin
Vortrag: Theodor Domej, Historiker und Slawist: Klagenfurt als Erscheinungsort slowenischer Drucke (bis 1870)
AUSSTELLUNGSDAUER
Die Ausstellung läuft bis zum 8. März 2019 und ist zu den Öffnungszeiten der Bibliothek frei zu besichtigen.