Einblick in die Lehre… 3 Fragen an Marcus Stiglegger
Filme können unsere Gesellschaft beeinflussen. Eine prägende Epoche des Hollywood-Kinos, die solche Filme hervorbrachte, war New Hollywood. Diese Ära von 1967 bis 1976 war für das US-amerikanische Kino notwenig, um mit alten Hollywood-Traditionen zu brechen, um neuen Themen wie Krieg, Drogenkonsum oder Sexualität Raum für Diskurs zu geben. Die LV gibt Studierenden die Möglichkeit, sich mit der Wirkung dieser Filme auch auf die moderne Filmindustrie auseinanderzusetzen.
Können Sie uns etwas Näheres zu Ihrer LV „New Hollywood“ erzählen? Worum geht es dabei genau?
Die Ära von 1967 bis 1976 war eine der produktivsten und einflussreichsten Epochen des US-amerikanischen Kinos. Durch den Misserfolg der klassischen Hollywoodkonzepte zu Beginn der 1960er Jahre und den Einbruch der Kinobesuche um 75 Prozent, wurde eine Neuausrichtung notwendig. In Filmen wie „Die Reifeprüfung“, „Easy Rider“ und „Bonnie und Clyde“ erschloss man ein junges Publikum, das auch unabhängige Produktionen zu großen Erfolgen werden ließ und den Filmschaffenden große Freiheiten ermöglichte. Um 1970 entstanden revolutionäre und oft experimentelle Werke, darunter auch der feministische Klassiker „Wanda“ von Barbara Loden. Heute noch populäre Regisseure wie Martin Scorsese, Steven Spielberg, George Lucas und Francis Ford Coppola stammen aus dieser Generation. Gesellschaftliche Themen wie der Vietnamkrieg, Watergate, die Student*innenunruhen und die Counter Culture bestimmten den Alltag und die filmischen Reflexionen. Es wurden nicht nur queere Lebenskonzepte thematisiert („Hundstage“, 1975), sondern auch das Konzept der Blockbuster begründet, das mit dem Erfolg von „Der weisse Hai“ und „Krieg der Sterne“ eine Renaissance Hollywoods ermöglichte. Im Seminar werden wir Schlüsselwerke dieser Ära diskutieren und mit ihnen verknüpfte Forschungsfragen bearbeiten, die noch heute aktuell sind.
Was wollen Sie Ihren Studierenden mitgeben?
Mit dem Blick auf eine der kreativsten Epochen der amerikanischen Filmgeschichte möchte ich das Bewusstsein für die Bedeutung der Beschäftigung mit filmhistorischen Themen steigern. An diesen Beispielen sieht man gut, wie Filmkunst gesellschaftliche Realität spiegelt und kommentieren kann.
Was ist Ihr persönlicher Bezug zu dieser Thematik?
Ich habe mich schon als Kind für Filme begeistert und begann mich in den 1980er Jahren ernsthafter mit dem Thema zu beschäftigen. In dieser Zeit sah ich viele Beispiele des New Hollywood-Kinos im Fernsehen und wurde von diesen Filmen geprägt. Ich verstand, wie wichtig diese Zeit für das nachfolgende Verständnis von amerikanischer Filmkunst war. Einige Regisseure aus dieser Zeit sind noch heute aktiv und erfolgreich.
Zur Person
Marcus Stiglegger ist ein in Deutschland lebender und arbeitender österreichischer Filmwissenschaftler, Publizist, Dozent und Podcaster (Projektionen-Kinogespräche). Er lehrt an verschiedenen Universitäten im deutschsprachigen Raum. In Klagenfurt bietet er im Sommersemester 2021 ein Seminar zu New Hollywood, im Wintersemester folgt ein Seminar zum europäischen Film.