Ein Wiedersehen mit … Sarah Hüttepohl
Sarah Hüttepohl studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften sowie Angewandte Betriebswirtschaft an der AAU und arbeitet seit 2012 als Redakteurin für die Dokumentationsreihe „Bergwelten“ und „Retroalpin“ bei Servus TV. Im Interview mit ad astra erzählt die Wuppertalerin, wie sie als Wintersportfanatikerin und Alpinliebhaberin ihre Leidenschaft für den „Bergfilm“ zum Beruf gemacht hat.
Frau Hüttepohl, Sie sind Redakteurin bei der Dokumentationsreihe „Bergwelten“ auf Servus TV. Wie sind Sie beim Fernsehen gelandet?
Über ein Praktikum. Ich habe mich dreimal bei Red Bull beworben und habe auch dreimal eine Zusage bekommen. Das Praktikum habe ich allerdings jedes Mal wieder abgelehnt, weil ich einfach nicht von Klagenfurt weggehen wollte. Irgendwann habe ich aber festgestellt, dass ich mir eine Riesenchance entgehen lasse. Ich habe also bei Red Bull angerufen, ob es gerade ein Praktikum gibt, das für mich passen könnte, und habe am nächsten Tag direkt eine Einladung zum Bewerbungsgespräch bekommen.
Das heißt, aus Ihrem Praktikum hat sich Ihre heutige Stelle ergeben?
Nein, nicht ganz. Im Praktikum war ich in der Postproduktion bzw. Disposition tätig. Ich habe den Cuttern Schneideräume zugeteilt, Abläufe disponiert und Projekte eingebucht. Weil ich aber wusste, dass ich bei Red Bull bleiben möchte, habe ich mich im Haus weiter umgeschaut. So bin ich dann bei „Bergwelten“ gelandet und habe mit einer Teilzeitstelle angefangen. Finanziell hat es sich nicht rentiert – damals habe ich sogar draufgezahlt –, aber das habe ich wie eine Investition in die Zukunft gesehen. Sie ist glücklicherweise aufgegangen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Natürlich besteht mein Arbeitsalltag auch aus Bürotätigkeiten. Ich telefoniere mit Produzenten, organisiere Drehtage bzw. buche Helikopter für den Dreh, schreibe Pressetexte für Fernsehzeitungen und beliefere bei uns im Haus einzelne Abteilungen mit Infos und Daten über unsere Sendungen. Aber neben dem Büroalltag ist man auch auf Filmfestivals oder beim Dreh dabei, wie z. B. zuletzt in Alaska.
Sie sind aus Wuppertal. Was waren Ihre Beweggründe, an der AAU zu studieren?
Für mich war ein Studium in den Bergen Grundvoraussetzung, weil ich schon von klein auf eine Wintersportfanatikerin bin. Außerdem wollte ich schon immer unbedingt beim Film bzw. im Redakteurswesen landen und habe mich deshalb für das Studienangebot im Bereich Medienwissenschaften interessiert. Als ich in Klagenfurt angefangen habe Medien- und Kommunikationswissenschaften zu studieren, wurde mir gesagt, dass sich das Studium eher auf Kommunikations- und Kulturtheorie konzentriert, was ich eigentlich gar nicht wollte.
Warum haben Sie dann doch Medien- und Kommunikationswissenschaften studiert?
Erstens habe ich mich in Klagenfurt und Kärnten schon so wohl gefühlt, dass ich dachte, irgendwie wirst du das schon hinkriegen. Zweitens habe ich mein ganzes Studium dann auf die Kurse ausgelegt, die mit dem Thema Film zu tun hatten, und das hat echt gut funktioniert. In meinem ersten Jahr habe ich mir außerdem gleich den Kärntner Skipass gekauft und war jedes Wochenende in den Bergen.
Was würden Sie den heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Das Studium auf eigene Interessen auszurichten. Die Universität ist ja nicht wie Schule, wo man irgendwelche Prüfungen absolvieren muss. Klar gibt es Fächer, wie beispielsweise Statistik, die Pfl icht sind, und da muss man sich dann durchkämpfen. Trotzdem bleiben genügend Kurse, die man frei wählen kann. Ich glaube, insgesamt sollte man beim Studium darauf verfolgt und nicht nur ECTS-Punkte sammelt.
Was war Ihr persönliches Ziel?
Definitiv die Film- und Fernsehbranche.
Wie hat Ihnen Ihr Studium geholfen, dieses Ziel zu erreichen?
Der Grundstein war eigentlich meine Diplomarbeit. Die habe ich zum Thema „Der Berg ruft – Und die Filmemacher kommen: Die Alpen im Film und Fernsehen“ geschrieben, und dadurch bin ich zu meinem heutigen Job als Redakteurin von „Bergwelten“ gekommen. Die Themenschwerpunkte, die ich im Laufe meines Studiums gesetzt und verfeinert habe, finden sich jetzt alle wieder. Das freut mich wirklich sehr.
Gibt es noch andere Berührungspunkte zwischen Ihrem Studium und Ihrer heutigen Stelle?
In meiner Diplomarbeit habe ich mehrmals Hans-Jürgen Panitz zitiert. Er besitzt ein großes Archiv an alten Bergfilmen und hat ein Buch verfasst über die Geschichte des Bergfilms. Heute arbeite
ich täglich mit ihm zusammen für die Sendereihe „Retroalpin“. Auch Gerald Salminas Film „Mount St. Elias“ war Bestandteil meiner Diplomarbeit. Salmina ist ein Filmproduzent aus Pörtschach, und mit „Mount St. Elias“, einer Dokumentation über die längste Skiabfahrt der Welt, hat er mich damals so sehr fasziniert, dass ich die Doku in meine Diplomarbeit eingebaut habe. Heute produziert Gerald Salmina viele unserer Bergwelten-Dokus.
Fällt Ihnen eine nette Anekdote aus Ihrer Studienzeit ein?
Ja! Wir hatten einen Kurs zum Thema Fernsehgestaltung. In unserer Gruppe war ein etwas älterer Herr, der mit uns studiert hat. An einem Tag kam er mit einem ganzen Fernsehteam inklusive Kameramann, Beleuchter und Tonmann in den Kurs, um ein Interview mit meiner Kommilitonin Christine Stürmer zu führen. Erst sollte sie ein kleines Ständchen singen, und dann haben sie ihr noch ganz viele Fragen zu Tourneestress, Vereinbarkeit von Studium und Beruf usw. gestellt. Meine Kommilitonin Christine Stürmer war zwar nicht die „echte“ Sängerin Christina Stürmer, aber er war überzeugt davon, mit Christina Stürmer in einem Kurs zu sein und mit ihr ein Interview geführt zu haben. Das war wirklich lustig.
Was verbindet Sie heute noch mit der AAU und Klagenfurt?
Ich vermisse die Uni, das Studieren und das Studentenleben wirklich sehr! Ich habe noch eine Wohnung in Klagenfurt, und jedes Mal, wenn ich an der Uni vorbeifahre, ist es schon ein komisches Gefühl, weil ich dort einen großen Teil meines Lebens verbracht habe. Klagenfurt ist immer noch Heimat, und ich denke, in Zukunft wird sich das so einpendeln, dass ich sowohl in Salzburg als auch in Klagenfurt zu Hause sein werde.
Gibt es noch etwas, das Sie aus Ihrer Studienzeit besitzen?
Meine ganzen Unterlagen und Bücher, weil ich mir denke, dass ich sie irgendwann noch brauchen werde.
Vermissen Sie etwas aus Ihrer Studienzeit?
Ja, die Freizeit! Ich würde auch jedem raten, die Studienzeit voll auszukosten. So eine Zeit kommt nie wieder.
für ad astra: Theresa Rimmele