E-Learning gegen Corona: Ein Interview mit Jennifer Gabel de Aguirre
Die Maßnahmen aufgrund der aktuellen COVID-19-Pandemie (Corona) machen es derzeit nötig, auf Präsenzlehre zu verzichten und die Lehre digital durchzuführen. Wir haben uns mit Jennifer Gabel de Aguirre, Assistenzprofessorin am Institut für Romanistik, unterhalten, um zu erfahren, wie für sie die digitale Lehre ist und wie sie die derzeitige Situation meistert.
Wie geht es Ihnen im Home-Office?
Seitdem die Kinderbetreuung weggefallen ist, kann von Home-Office weitgehend nur noch abends oder nachts und am Wochenende die Rede sein. Wissenschaftliches Arbeiten wird dadurch natürlich erschwert.
Welche Programme oder digitalen Lösungen nutzen Sie um mit Ihren Studierenden in Kontakt zu bleiben? Auf welche E-Learning Methoden setzen Sie?
Viele Einzelheiten bezüglich des E-Learning habe ich noch nicht letztgültig entschieden. Vorläufig nutze ich Moodle zur Bereitstellung von Lernmaterialien. Auf der Plattform können Studierende schriftlich mit mir interagieren, Übungen machen und Antworten oder Fragen an mich senden, auf die ich ein ausführliches Feedback geben werde. Es ist auch eine Videokonferenzschaltung für einzelne Sitzungen geplant, ich muss mich aber noch genauer mit den technischen Möglichkeiten vertraut machen.
In welcher Lehrveranstaltung setzen Sie die Methoden ein?
Die Angaben beziehen sich auf das Proseminar zur spanischen Sprachwissenschaft La cortesía lingüística. In diesem Fall finde ich den Wegfall der Präsenzlehre besonders schade. Ich habe die Erfahrung gemacht, schwierige theoretische Konzepte besonders gut in Gruppenarbeiten vermitteln zu können und begleite die Arbeiten normalerweise durch kurze Gespräche mit den einzelnen Gruppen. Abschließend gibt es eine Vorstellung der Ergebnisse und eine Diskussion. Das alles fällt jetzt weg.
Was sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Unterschiede, wenn man offline oder online unterrichtet?
Ich würde sagen, die Zeiteinteilung. Ich plane Fragen mit anschließender Auflösung auf Moodle einzubauen und auftretende Fragen individuell per E-Mail oder gegebenenfalls telefonisch oder per Skype zu beantworten. Das bedarf mehr Koordination um die individuellen Gespräche für das Feedback zu organisieren.
Vor welche Herausforderungen waren Sie bei der Umstellung von der klassischen zur digitalen Lehre gestellt?
Meine zweite LV, eine einführende Vorlesung Einführung in die romanische Sprachwissenschaft – Schwerpunkt Französistik und Hispanistik, plane ich um eine Tonspur zusätzlich zu den generell verwendeten PowerPoint-Folien zu ergänzen. Die Sekundärliteratur werde ich auf Moodle gescannt hochladen, sie ist eher als ergänzende Lektüre gedacht und muss normalerweise selbst beschafft werden. Diese Dinge zu implementieren braucht Zeit. Das ist die größte Herausforderung.
E-Learning bietet viele Chancen. Welche Grenzen sehen Sie bei der Online-Lehre?
Ich bin nicht sicher, ob die gleichen Ergebnisse nur mit E-Learning erreicht werden können, gebe mir aber Mühe, das bestmöglich umzusetzen. Grundsätzlich halte ich E-Learning für eine gute Ergänzung zur Präsenzlehre, ich glaube aber nicht, dass für jeden Lerntyp reines E-Learning ausreicht. Ich bin der Meinung, dass die tatsächliche Interaktion ein Grundpfeiler der erfolgreichen Wissensvermittlung ist.
Wie reagieren Studierende auf Ihr neues E-Learning Angebot?
Die Umstellung läuft gerade, daher habe ich noch kaum Rückmeldungen. E-Learning erfordert ein deutlich selbständigeres, verantwortungsvolles Arbeiten der Studierenden und ich bin gespannt, ob die Wissensvermittlung ähnlich erfolgreich sein wird.
Zur Person
Jennifer Gabel de Aguirre ist Assistenz Professorin am Institut für Romanistik. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Altfranzösische Philologie und Lexikographie.