Nina Hampl | Foto: Nina Hampl

dort.

Drei Monate verbrachte Nina Hampl, Professorin für Nachhaltiges Energiemanagement, an der Stanford University in Kalifornien. ad astra erzählte sie vom Alltag an einer Universität, die Zentrum für NobelpreisträgerInnen und Forschende aus aller Welt ist.

Warum haben Sie die Möglichkeit dieses Forschungsaufenthalts wahrgenommen?
Ich wollte schon seit längerem in den USamerikanischen Raum, um in das dortige Bildungs- und Forschungssystem einzutauchen. Ich erfuhr von dem Programm SCANCOR, dem Scandinavian Consortium for Organizational Research, das Aufenthalte an der Stanford University ermöglicht. Ich habe mich beworben, und es hat geklappt.

Wie unterscheidet sich Stanford von anderen Universitäten?
Der Campus ist der zweitgrößte weltweit – das ist einfach beeindruckend. Was Stanford aber auch auszeichnet, ist die unternehmerische Mentalität der Menschen dort. Das hat natürlich damit zu tun, dass es der Ursprung und das Zentrum des Silicon Valley ist. Diesen Unternehmergeist spürt man überall.

Woran haben Sie dort gearbeitet?
Das SCANCOR-Programm sieht vor, dass man seine eigenen Projekte mitbringt und die Ressourcen und das Umfeld in Stanford nutzt, um sie voranzutreiben. Ich hatte Zeit, Themen zu diskutieren, und bekam wertvollen Input für meine Arbeit von anderen ForscherInnen. Derzeit beschäftige ich mich u. a. damit, wie sich Firmen in aufstrebenden Märkten wie z. B. der Elektromobilität über Netzwerke in der Technologiestandardsetzung engagieren. Für dieses Thema ist Stanford im Silicon Valley optimal, da Elektromobilität schon zum Stadtbild gehört.

Was sind die größten Unterschiede im Forschungsalltag?
Besonders positiv war, dass es keine Berührungsängste mit anderen Forschungsdisziplinen gibt, sondern interdisziplinäres Arbeiten ganz selbstverständlich passiert. So werden zum Beispiel Seminare von unterschiedlichen Einheiten organisiert, und jede (Nachwuchs-)Wissenschaftlerin und jeder (Nachwuchs-)Wissenschaftler ist eingeladen, daran teilzunehmen, unabhängig vom eigenen Arbeitsbereich. Im Gegensatz zu den meisten österreichischen Universitäten ist Stanford eine Privatuniversität und daher rein über Drittmittel finanziert. Das hat natürlich Vor- und Nachteile.

Was haben Sie aus diesem Auslandsaufenthalt auf persönlicher Ebene mitgenommen?
Aus meinem Alltag hinauszukommen und in einem neuen Kontext eingebunden zu sein, ist immer wieder eine Bereicherung. Die Stanford University ist ein Anziehungspunkt für Menschen aus der ganzen Welt. Da kann es auch passieren, dass der eine oder andere Nobelpreisträger am Campus an dir vorbeiläuft. Und auf beruflicher Ebene? Es war sehr inspirierend, den Blickwinkel unterschiedlicher Disziplinen kennenzulernen. Meine Lernkurve ging in dieser Umgebung steil nach oben. Ich habe von neuen Ansätzen und Theorien gehört, mit denen ich mich in Zukunft in meiner Forschung näher beschäftigen möchte.

Eine Anekdote aus der Zeit in Stanford?
Man sollte wissen, dass es eine ausgeprägte Rivalität zwischen Berkeley und Stanford gibt. Die University of California, Berkeley, ist nur eine Autostunde von Stanford entfernt. Ich wollte zum Berkeley Lab, das sich allerdings auf einem kleinen Berg befindet, weshalb ich mich für den Bus entschied. Dort wurde ich nach meiner ID gefragt, ich sagte, ich hätte nur eine von Stanford – da war es plötzlich sehr still im Bus.

Würden Sie jungen WissenschaftlerInnen empfehlen ins Ausland zu gehen?
Auf jeden Fall! Ich ermutige meine DoktorandInnen vom ersten Moment an, ins Ausland zu gehen. Ich schicke sie auf große Konferenzen, um Kontakte zu knüpfen. Raus zu gehen, sich inspirieren zu lassen, und viele Dinge mitzunehmen, ist unbezahlbar. Gerade junge Forscherinnen und Forscher sollten das nutzen, um Netzwerke aufzubauen.

Reisen und andere Kulturen und Länder kennenzulernen bedeuten für Sie …
… einen zentralen und wichtigen Aspekt für die persönliche Entwicklung und die Erweiterung meines Horizonts.

für ad astra: Katharina Tischler-Banfield