Doriana Holeček: Nehmt Euch die Zeit, tief in die Materie zu gehen.
Das Studium Angewandte Kulturwissenschaft hat das Interesse unserer Absolventin Doriana Holeček geweckt. So zog es sie von Deutschland in den Süden Österreichs. Aufgrund vielversprechender Karrieremöglichkeiten ging sie danach wieder zurück und arbeitet heute im Marketing und Vertrieb der Staatsoper Unter den Linden, in Berlin.
Was hat Sie damals an die Universität Klagenfurt gezogen?
Die Neugierde und Sehnsucht, den Wohnort zu wechseln. Die Universität Klagenfurt war von Beginn an die erste Uni, für die ich mich interessiert habe und an der ich mich eingeschrieben hatte. Tatsächlich aber spielte ich anfangs mit dem Gedanken „Angewandte Musikwissenschaft“ zu studieren. Daraus wurde „Angewandte Kulturwissenschaft“, da es den Studiengang in dieser Form nirgends wo anders als in Klagenfurt gab und mein Interesse sofort geweckt wurde.
Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit?
Meine gesamte Studienzeit bleibt unvergesslich. Ich erinnere mich aber sehr gerne an ein experimentelles Seminar. Seit jeher ist der Baum in Werken von Dichtern, Malern oder auch Musikern fest verwurzelt. Der Baum oder auch der Wald als kulturwissenschaftliches Thema. Wie verhält sich die Tonkunst zur Natur? Welche multimedialen Ausdrucksformen gibt es? Diese und viele weitere Fragen wurden in diesem Seminar beleuchtet. Es wurde schnell deutlich, dass die Grenzen zwischen Geistes- und Naturwissenschaften sowie die Grenzen zwischen wissenschaftlicher und künstlerischer Aufbereitung fließend verlaufen. Ergebnis war dann die Ausstellung „Baum/Mensch/Klang/Kunst“, die wir Studierenden organisiert hatten. Jeder hatte unterschiedliche wissenschaftliche sowie künstlerische Zugangsweisen, die dann sogar in einer Publikation festgehalten wurden. Ich persönlich hatte mich mit „klingendem Rohstoff“ beschäftigt. Ohne Bäume keine Musikinstrumente (jedenfalls keine aus Holz). Holz als Naturprodukt ermöglicht uns Musik als Kulturprodukt. Doch nicht jedes Holz eignet sich für den Musikinstrumentenbau. Mein Highlight war folglich die Geburt der „Baumboxen“. Für das Seminar bzw. für die Ausstellung konstruierte und baute ich Lautsprecherboxen, dessen Gehäuse aus einem einzigen Holzstamm gewonnen wurden…
Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich… mich intensiver mit spezifischen Themen auseinandersetzen. Und mir dabei Zeit lassen!
Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben?
Die gesamte Studienzeit – das „soziale Netz“, das daraus entstanden ist – hat mich nachhaltig geprägt. Studienkolleg*innen, Professor*innen, Institutsmitglieder…
Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt?
Bereits während meines Studiums habe ich nebenbei gearbeitet – zum einem war ich Studienvertreterin und habe in der ÖH sowie bei Institutskonferenzen mitgewirkt, zum anderen war ich im Verkauf tätig. Nach meinem Masterabschluss bin ich für zwei Praktika nach Berlin gezogen. Das erste fand in einer Musikagentur statt, dort habe ich das Tagesgeschäft unterstützt, war aber vor allem für die Betreuung der Website zuständig. Daneben hatte ich noch einen Minijob als Kulturassistentin eines Künstlers, der Kinderbücher und -opern schreibt. Im Anschluss darauf begann ich dann mein Traumpraktikum: Eine Dramaturgiehospitanz an der Komischen Oper Berlin. Man könnte sagen, dass ich mit dieser Erfahrung das Tor zur Opernwelt geöffnet habe. Kurz nach dieser Hospitation war ich kurzzeitig noch als Teilzeitkraft im PR-Bereich an einer multikulturellen Musikschule angestellt – später jedoch bin ich dann im Marketing & Vertrieb der Staatsoper Unter den Linden gelandet. Heute beschäftige ich mich an der Oper tagtäglich mit Direktmarketing-Maßnahmen, mit CRM-Systemen oder auch mit Themen im Bereich Audience Development.
Mein Weg vom Studium bis heute war zusammenfassend sehr vielfältig. Jede Erfahrung war goldwert und ich durfte mich in vielen Dingen ausprobieren. Ich bin gespannt, in welche Richtung es weitergehen wird.
Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf am meisten?
Dass verschiedene Abteilungen Hand in Hand gehen – wir alle in einem Boot sitzen und sich alles gegenseitig bedingt. Ein Gesamtkunstwerk, das man sowohl hinter als auch auf der Bühne erleben kann.
Was verbindet Sie heute noch mit der Universität?
Nicht so viel, da ich nicht mehr in Klagenfurt lebe. Ich denke aber öfters an die Uni, da sehr viele Freundschaften in dieser (Studien)Zeit entstanden sind.
Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Genießt die Studienzeit und nehmt Euch die Zeit, tief in die Materie zu gehen! Es geht nicht immer nur darum Lehrveranstaltungen abzuhaken und in kürzester Zeit möglichst viele ECTS Punkte zu sammeln. Genießt auch die Zeit mit Freunden, den Austausch und vertraut darauf, den eigenen Weg zu finden, auch wenn man manchmal verzweifelt und nicht so recht weiß, wohin die Reise gehen wird.
Auf ein paar Worte mit Doriana Holeček
Denke ich an Klagenfurt, denke ich sofort an… heiße Sommertage im Loretto-Bad, schwimmen im türkis-blauen Wörthersee und an einen erfrischenden Averna-Sour im Claddagh.
Mein Lieblingsort an der Universität war… seltsamerweise die „Alte Kraftkammer“ – gibt es die noch?!
Das mache ich morgens zuerst im Büro… jeder Morgen ist anders, aber meistens lüfte ich erstmal gut durch und schalte den PC an.
Ihr Studium in 3 Worten: klangreich, frei, vielfältig