Christian Kruschitz | Foto: aau/Müller

Digitales Schaffen gestalten – mit Laptop, Smartphone & Co

Christian Kruschitz erforscht, wie Unternehmen mittels Einsatz digitaler Medien und Anwendungen ihre Arbeitswelt gestalten. Dazu untersucht er Kärntner Klein- und Mittelbetriebe (KMU) im digitalen Wandel.

„Vor mehr als 30 Jahren haben Computer die Arbeitsplätze erobert und spürbar das Arbeitsleben verändert“, so Christian Kruschitz, der derzeit an seiner Dissertation zur mediatisierten Büroarbeit in Kärntner KMUs bei Caroline Roth-Ebner arbeitet. Er sieht den Wandel von Arbeit eng mit dem Wandel von Arbeitsmedien verbunden, die sich wechselseitig beeinflussen. So haben die Informations- und Kommunikationstechnologien Auswirkungen auf die Nutzung und den Gebrauch dieser Medien im Arbeitshandeln. Sie geben vor, wie gearbeitet und kommuniziert werden soll. Kruschitz möchte nun aus medien- und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive erkunden, welche Motive hinter den Mediatisierungsstrategien der KMUs stecken. Beispielhaft erzählt er, dass sein Friseur seine Kommunikationsziele mit Hilfe der Sozialen Medien gut erreicht hat: Seit er auf Facebook Social Media-Marketing betreibt, konnte er zwei zusätzliche Friseurinnen einstellen. „Für ihn hat sich der kommunikative Mehraufwand gelohnt: Je mehr Internetpräsenz, desto mehr Umsatz.“ Wie aber gestalten andere Kärntner KMUs ihre mediatisierte Büroarbeit?

Die rund 17.000 KMUs in Kärnten sind Statistiken zufolge schon annähernd zu 100 Prozent digitalisiert, was Computer und Internetzugang angeht. „Blickt man aber ins Detail, beispielsweise auf die Webpräsenz, wird man feststellen, dass es hier noch sehr viel Potenzial gibt“, führt Kruschitz aus. Die Statistiken zeigen aber auch, dass, je mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Betrieb hat, es umso mehr Digitalisierung im Unternehmen gibt. Christian Kruschitz fragt nun danach, welche Ziele die Entscheidungsträgerinnen und -träger in solchen Unternehmen mit der Einführung verschiedener digitaler Endgeräte und Anwendungen verfolgen. Seine Hypothese dabei: „Es sind wohl nicht immer rationale Gründe im Sinne von Technologienutzung, die hinter der Digitalisierung stehen.“ Es gehe wohl auch darum, vermutet der Medien- und Kommunikationswissenschaftler, ein modernes Image zu transportieren. Einen genauen Blick möchte er auch auf die Organisation von Arbeit mit Hilfe von Medien werfen. „Mit der Gestaltung von Arbeitsmedien zeigen sich Facetten der Unternehmenskultur, des Führungsstils, der Arbeitsbedingungen und der Kommunikationsweisen.“

Aktuell macht sich Christian Kruschitz daran, die empirische Untersuchung vorzubereiten. Mit 20 Expertinnen und Experten aus den Kärntner KMUs, die für die mediale Gestaltung verantwortlich sind, wird er qualitative Leitfadeninterviews durchführen. Sind diese Gespräche ausgewertet, plant er anschließend einen standardisierten Online-Fragebogen an alle Kärntner KMUs zu schicken. Die Ergebnisse aus der qualitativen Befragung sollen so mit einer höheren Stichprobe kontrastiert werden. Kruschitz ist offen für Netzwerke und Kontakte zu Unternehmen, die bereit sind, ihre Expertise für die Studie zur Verfügung zu stellen. Den Fokus auf die KMUs hat er deshalb gewählt, weil „die Großunternehmen in dem Bereich schon sehr gut aufgestellt sind. Sie haben nicht den Druck von außen, weil sie bereits Vorreiter sind.“

In solchen Großunternehmen hat Kruschitz in den letzten 20 Jahren selbst viel Erfahrung sammeln können, war er doch in internationalen Industriebetrieben in den Bereichen Arbeitsvorbereitung, Kalkulation, Projektmanagement und Strategischer Einkauf tätig. Davor absolvierte er eine Lehre als Radio- und Fernsehmechaniker und die HTL als Abendmatura. „Ich habe zuerst gelernt, wie man Medien repariert, später wie man sie produziert und schließlich, wie man ihre Nutzung erforscht“, erklärt er mit einem Schmunzeln. Dass er sich heute in seiner wissenschaftlichen Arbeit mit Endgeräten beschäftigt, die kaum mehr einer mechanischen Reparatur zugeführt werden können, ist für ihn fast ein bisschen ironisch. Fragt man ihn nach Zukunftsszenarien mediatisierter Arbeit, kommt er ins Grübeln: „Digitale Technologien dynamisieren den Wandel der Arbeitswelt. Es werden sich wohl neue Formen der Arbeitsorganisation, -kommunikation und der Zusammenarbeit, aber auch neue Formen der Steuerung und Überwachung von Arbeit etablieren. Digitales Schaffen muss aber so gestaltet werden, dass neue Arbeitsanforderungen die Menschen nicht überfordern.“

Auf ein paar Worte mit … Christian Kruschitz

Was ist schön daran, wissenschaftlich zu arbeiten?

Antworten auf wichtige Fragen zu finden.

Was ist nicht schön daran?

Das Zweifeln, ob man alles richtig macht.

Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?

Ja, sonst hätte ich es Ihnen schlecht erklärt.

Was machen Sie morgens als erstes?

Meine Lebensgefährtin küssen.

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Dissertation zu denken?

Ja. Urlaub ist Urlaub.

Was bringt Sie in Rage?

Killerargumente.

Und was beruhigt Sie?

Musik.

Wer ist für Sie der/die größte WissenschaftlerIn in der Geschichte und warum?

Galileo Galilei; er war ein genialer Universalgelehrter: Astronom, Mathematiker, Ingenieur, Physiker und Philosoph.

Wovor fürchten Sie sich?

Vor einem Irrtum.

Worauf freuen Sie sich?

Auf meine empirische Erhebung bei den Kärntner KMUs.