Die Quelle eines Geräusches berechnen

Wo bringt man Sensoren an, damit sie möglichst genau die Quelle eines Geräusches orten können? Um Antworten auf diese Frage zu finden, braucht man Mathematik. Phuoc Truong Huynh arbeitet als Doktorand an Lösungen, die in vielen Anwendungsfeldern gebraucht werden.

Phuoc Truong Huynh ist Teil der doc.funds doctoral school zu „Modeling – Analysis – Optimization of discrete, continuous, and stochastic systems” an der Universität Klagenfurt. Wir fragen ihn danach, wie er seine Forschungsarbeit einem Nachbarn am Gartenzaun vermitteln kann und finden rasch ein Anwendungsbeispiel: „Stellen wir uns ein autonom fahrendes Auto vor. So, wie der lenkende Mensch Augen und Ohren hat, mit denen er die Umgebung wahrnimmt und dann darauf basierend Entscheidungen trifft, braucht das autonom fahrende Auto diverse Sensoren. Ich beschäftige mich damit, wie wir Mikrophone platzieren müssen, um die Geräusche in der Umgebung möglichst gut interpretieren zu können“, erklärt Phuoc Truong Huynh. Konkret geht es ihm um die möglichst genaue Berechnung der Quelle des Geräusches, die mit einer optimalen Positionierung von Mikrophonen gelingen soll. Phuoc Truong Huynh wird dabei von Barbara Kaltenbacher und Franz Rendl betreut.

Sein Feld der Angewandten Analysis ist eng mit der Physik verbunden. Was auf den ersten Blick sehr anwendungsorientiert klingt, ist für Phuoc Truong Huynh aktuell noch sehr theoretisch. „Momentan arbeite ich noch vorwiegend mit Papier und Stift an Modellen und Beweisen, gemeinsam mit numerischen Implementierungen. Wenn dieser Arbeitsschritt abgeschlossen ist, kann ich zu den Simulationen der Geräuschlokalisierung am Computer übergehen und überprüfen, ob unsere Platzierung von Mikrophonen bessere Ergebnisse bei der Lokalisierung von Geräuschquellen erzeugt“, erzählt er zu seinem Arbeitsalltag.

Phuoc Truong Huynh schloss in Vietnam sein BA-Studium ab und kam dann für das Masterstudium an die Masaryk Universität im tschechischen Brünn. Der Weg für die doctoral school an der Universität Klagenfurt war dann nicht mehr so weit. Am Programm schätzt er die enge Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen aus anderen Feldern der Mathematik und Statistik: „Für meine Arbeit brauche ich auch Expertise aus der Statistik oder der Optimierung. Hier finde ich ein gutes Umfeld vor, wo wir voneinander profitieren können.“

Dass er sich so sehr für die Mathematik begeistern kann, führt Phuoc Truong Huynh unter anderem auf seine kulturelle Prägung zurück. Gefragt danach, ob die Mathematik nicht ein besonders herausforderndes Fach sei, erklärt er: „Diese Einschätzung hat immer auch eine kulturelle Facette. In den asiatischen Ländern haben wir vielfach eine andere Haltung zu diesen Fächern. Wir fangen auch schon sehr früh in unserer Bildungslaufbahn damit an, mathematisches und naturwissenschaftliches Wissen zu erlernen.“ Phuoc Truong Huynh, dessen Mutter Lehrerin ist, startete bereits mit drei Jahren mit der Mathematik. Bis heute ist ihm die Begeisterung dafür geblieben, wie er zu berichten weiß: „Die Mathematik öffnet viele Türen. Mit diesem Wissen stehen mir viele Möglichkeiten, zum Beispiel auch in der Informationstechnologie, offen.“ Dabei ist er sich sicher, dass ihm die inhaltlichen Herausforderungen nicht ausgehen werden, auch in einer akademischen Karriere, die er sich für die nähere Zukunft gut vorstellen kann. Phuoc Truong Huynh möchte auch in Mitteleuropa bzw. in einem deutschsprachigen Land bleiben. Damit dann auch der Alltag leichter wird, lernt er auch Deutsch: „Eine kleine Unterhaltung kann ich schon führen.“

Auf ein paar Worte mit … Phuoc Truong Huynh


Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären?

Ich wäre Gymnasiallehrer für Mathematik.

Was machen Sie morgens im Büro als erstes?

Ich lese meine E-Mails und trinke ein Glas Wasser.

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?

Ja, ich mache Urlaub, um mich ein wenig zu entspannen. Die Forschungsarbeit scheint aber ein Teil meiner täglichen Aktivitäten zu bleiben.

Was macht Sie wütend?

Manchmal bin ich wütend darüber, dass ich nicht fertigstellen konnte, was ich mir vorgenommen habe, zum Beispiel einen mathematischen Beweis am Wochenende finalisiert zu haben.

Und was beruhigt Sie?

Ich höre Musik oder spaziere im Wald.

Worauf freuen Sie sich?

Ich freue mich auf gute Ergebnisse meiner Forschung.