Die Optimierung, von und mit Philipp Hungerländer
Philipp Hungerländer promovierte zweimal sub auspiciis und arbeitet als außerordentlicher Professor am Institut für Mathematik mit Schwerpunkt Optimierung. Weiters ist er Eigentümer und Geschäftsführer der Hex GmbH mit aktuell 15 MitarbeiterInnen.
Im Leben von Philipp Hungerländer geht es um Optimierung, das wird schnell klar. Am Tag seiner Inskription begann ein neuer Lebensabschnitt für ihn. Er hat sich nicht nur für das Studium der Mathematik eingeschrieben, er ist auch in das Studentenheim gezogen. Mit der Aussicht, sich von nun an nur noch mit fachlichen Themen seines Interesses zu beschäftigen, dem Tennisplatz im eigenen Garten und dem Hallenfußballplatz im Keller war dies ein glücklicher Tag, an den sich der leidenschaftliche Mathematiker und Sportler gerne zurückerinnert.
Das Gesamt-Setup war gut durchdacht. Hungerländer wollte die Mathematik mit Betriebswirtschaft kombinieren, viel Sport betreiben und kurze Wege haben. Für ihn stand die Optimierung des Alltags im Vordergrund. Der gute Ruf der Universität, insbesondere die persönliche Betreuung und Förderung, waren für ihn ausschlaggebend und haben sich schnell bewahrheitet. Rückblickend würde er jeden Schritt wieder so gehen. Nun genießt er es, sich auf die Forschung in seinem Schwerpunktthema Optimierung zu konzentrieren.
Hungerländer hat hohe Ansprüche an seine Forschung. Die Verbindung aus Forschungstiefe und praktischer Anwendbarkeit stehen für ihn an oberster Stelle. So lieferten er und sein Team den Kernalgorithmus für eine Optimierungssoftware der englischen Supermarktkette Tesco, die Lieferantenrouten effizienter gestaltet. Seit 2017 findet die Software weltweit Anwendung und schont damit nicht nur die Umwelt, indem Ressourcen und CO₂ eingespart werden. FahrerInnen und Autos werden besser verplant, die Touren der Lieferanten werden schneller, MitarbeiterInnen sind mit ihren Dienstplänen glücklicher und der Arbeitgeber durch die Optimierung zufriedener, da durch die erzielten Verbesserungen auch Kosten eingespart werden.
Im Rahmen des Forschungsprojekts SORT − Satalia Optimization Research Team formierte sich ein Forschungsteam rund um Philipp Hungerländer, das im Jahr 2017 das Unternehmen Hex GmbH gründete. Nach zwei Jahren holte sich das Team seinen ehemaligen Projektleiter ins Boot. Seitdem ist Hungerländer Geschäftsführer des Unternehmens und sieht in der Doppeltätigkeit viel Potenzial für Synergien. Die Forschungsergebnisse gehen so schneller in die praktische Anwendung über und stehen der Allgemeinheit früher für die Optimierung gesellschaftlicher Herausforderungen zur Verfügung.
Derzeit erarbeitet ein Forschungskonsortium aus Universität Klagenfurt, TU Wien, dwh GmbH aus Wien, Hex GmbH aus Klagenfurt und Rail Cargo Austria AG im Projekt „Intelligente agentenbasierte Lokumlaufsimulation und -optimierung im Güterverkehr Österreichs“ verfügbare Streckenkapazitäten und erwartete Ankunftszeiten für Güterzüge. Darauf aufbauend entwickelt das Team um Philipp Hungerländer spezielle, auf die Problemstellung zugeschnittene Optimierungsalgorithmen für die Lokumlauf- und Routenplanung. Das neue Planungstool konnte in 30 Sekunden die Lokumlaufund Routenplanung berechnen, für die zuvor zehn Tage an manueller Bearbeitungszeit der PlanerInnen benötigt wurden. Hungerländer führt zum Projektziel aus: „Wir wollen Optimierungsalgorithmen entwickeln, die eine automatisierte, rasche, effiziente und robuste Lokumlaufund Routenplanung des österreichischen Güterverkehrs ermöglichen. Gleichzeitig sollen Dienstpläne erstellt werden, die für Triebfahrzeugführer und Bordpersonal gut funktionieren und der Rail Cargo Kosteneinsparungen ermöglichen.“ Hungerländer erklärt den Trade-off zwischen Mitarbeiterfreundlichkeit und Kosteneinsparung durch Optimierung: Es werden durch die erzielten Effizienzsteigerungen keine MitarbeiterInnen der Rail Cargo entlassen, sondern lediglich monotone Arbeitsabläufe reduziert, um Überstunden abzubauen und Raum für hochwertigere Tätigkeiten zu schaffen. Die Einsparungen erfolgen durch weniger Leerkilometer, weniger eingesetzte Triebfahrzeuge und verbesserte Dienstpläne bei gleicher Transportleistung. Dadurch können fünf Prozent der jährlichen Logistikkosten und somit auch der benötigten Ressourcen eingespart werden.
Für die Zukunft wünscht sich Hungerländer, dass sich die Universität weiter exzellent entwickelt und die Technische Fakultät weiterhin Faszination und Interesse bei den nächsten Generationen weckt. Für ihn ist es wichtig, dass Ausbildungen im Zusammenhang mit Zukunftsthemen, wie Künstliche Intelligenz, unterstützt werden, Studierende bestens gefördert werden und in Kärnten bleiben. Das Klagenfurt-Stipendium hebt er dabei lobend hervor; im Rahmen des Stipendiums unterstützen Kärntner Unternehmen herausragende Masterstudierende ideell und finanziell über zwei Jahre.
für ad astra: Lisa Svetina