„Die Lage vor Ort war für mich äußerst interessant, da ich hautnahe miterleben konnte, wie Katastrophenmanagement im großen Stil durchgeführt wird!“
Christian Wankmüller ist Doktorand und Universitätsassistent am Institut für Produktions-, Energie- und Umweltmanagement. Es beschäftigt sich mit logistischen Prozessen im Katastrophenfall, um die Versorgungsleistung für Bedürftige in Katastrophengebiete erhöhen zu können. Momentan befindet er sich gerade in Florida auf Forschungsaufenthalt an der University of North Florida, wo er miterlebt, was Katastrophenmanagement in der Realität bedeutet.
Sie forschen im Bereich des Katastrophenmanagements, wie nehmen Sie die Lage vor Ort wahr?
Die Lage vor Ort war für mich äußerst interessant, da ich hautnahe miterleben konnte, wie Katastrophenmanagement im großen Stil durchgeführt wird. Am Abend meiner Ankunft fiel mir sofort auf, dass die Highways in Richtung Norden sehr stark und die in Richtung Süden quasi leer waren. Viele Menschen vor Ort fuhren in nördliche Teile des Bundesstaates und warteten dort auf das Eintreffen von Hurrikan Irma. Ich selbst wohne in einem hurrikanesicheren Wohnheim direkt am Campus der Universität. Hier wurden laufend Wasser- und Bettenlieferungen durchgeführt, da alle umliegenden Studentenheime evakuiert wurden. Laut Einheimischen wurde Benzin an den Tankstellen knapp und Trinkwasser sogar gratis ausgegeben. Wir bekamen ständig SMS-Notfallwarnungen, die von den lokalen Behörden ausgesendet wurden. Da der Hurrikane im Laufe des Wochenendes Richtung Westen abdriftete, war Jacksonville nicht mehr im direkten Einzugsgebiet und die Angst unter allen Hiergebliebenen nicht mehr allzu groß. Am Tag der Ankunft des Hurrikans durften wir aus Sicherheitsgründen das Gebäude nicht verlassen, was angesichts des tobenden Sturms nicht unbedingt erstrebenswert war. Schlussendlich fühlte ich mich während des ganzen Ausnahmezustands sehr sicher, da sich keine Panik oder Unruhe unter den Menschen breitmachte.
Können Sie uns einen Einblick in Ihre Forschungstätigkeit geben?
Im Kern beschäftige ich mich in meiner Forschungstätigkeit mit logistischen Prozessen im Katastrophenfall, um die Versorgungsleistung für Bedürftige in Katastrophengebiete erhöhen zu können. Dabei werden unterschiedliche Koordinationsstrategien in Beschaffungs-, Transport und Lagehaltungsprozessen mit dem Einsatz von Simulationsmodellen und mathematischer Optimierung analysiert. Im Weiteren werden die Potenziale von Drohnen als alternative Transportmittel für die Versorgung in abgeschnittene Katastrophengebiete untersucht.
Wie sieht ihr Alltag abseits von bevorstehenden Hurrikans aus?
Während meines Forschungsaufenthalts an der University of North Florida werden in Zusammenarbeit mit Dr. Nathan Kunz, die Rahmen meiner Dissertation verfassten Forschungsartikel kritisch begutachtet und weiterentwickelt. Über dies dient der Aufenthalt meiner persönlichen akademischen Weiterbildung, da ich meine Forschungsergebnisse den KollegInnen vor Ort präsentieren darf und in das universitäre Leben der USA einen Einblick bekomme.