„Die Erziehung der Jugend als Grundlage der wahren Glückseligkeit der Nationen“: Tagung zu 250 Jahren Allgemeine Schulordnung in Österreich

Am 6. Dezember 1774, vor genau 250 Jahren, trat die „Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen“, die so genannte Theresianische Schulordnung, in Kraft. Die Ordnung regelte die Unterrichtspflicht, die Organisation von Schulen und die Schulaufsicht. Am 5. und 6. Dezember 2024 beschäftigt sich eine Tagung, gefördert durch die Universität Klagenfurt und das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, mit dem Jubiläum der Allgemeinen Schulordnung. Dabei wird nicht nur Vergangenes rekonstruiert, sondern Bezug auf gegenwärtige Bildungsreformen genommen.

Als im Jahr 1774 der preußische Schulreformer Johann Ignaz Felbiger von Maria Theresia nach Wien geholt wurde, um beim Aufbau einer Schulordnung beratend zu unterstützen, hatte man große Erwartungen: Die Bildung sollte nicht mehr Privatangelegenheit sein oder in der Hand von religiösen Institutionen liegen, sondern Staatssache werden. Binnen eines knappen Jahres entstand die allgemeine Schulordnung mit drei Schultypen, den Trivial-, Haupt- und Normalschulen. In den krisenhaften Zeiten des 18. Jahrhunderts setzte man viel Hoffnung in das neue Schulsystem: So habe man wahrgenommen, heißt es in der Schulordnung, „daß die Erziehung der Jugend, beyderley Geschlechts, als die wichtigste Grundlage der wahren Glückseligkeit der Nationen ein genaueres Einsehen […] erfordere“. Bernhard Hemetsberger, Bildungshistoriker am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung der Universität Klagenfurt und Leiter der Tagung, führt dazu aus: „Schon damals hatte man große Versprechungen und Erwartungen in Bezug auf die neue Schulorganisation. Wir sehen also, dass die Schulkonzeption hierzulande seit ihrem Beginn mit Ansprüchen konfrontiert ist, die schwer einzulösen sind. Darin erkennen wir auch Dilemmata der modernen Bildungspolitik wieder, die oft viele Reformen in Angriff nimmt, aber immer wieder auf Durchsetzungsprobleme stößt.“

Hat sich die Schule in Österreich überhaupt seit der ersten „Allgemeinen Schulordnung“ verändert? Bernhard Hemetsberger betont: „Der Vorwurf, die österreichische Schule sei wie zu Maria Theresias Zeiten, ist ungerechtfertigt. Es gibt konzeptionelle Konstanten, aber große inhaltliche und methodisch-didaktische Veränderungen.“ Besonders interessant sei für ihn dabei der Blick über die Schule hinaus, so Hemetsberger weiter: „Die allgemeine Schule fungiert bis heute als Kitt einer Gesellschaft. Umso spannender ist es, Schulkonzeptionen im internationalen Vergleich in Hinblick auf das Werden von (National-)Gesellschaften zu betrachten. Schule ist ein Ort, wo die Plätze in der Gesellschaft zugewiesen werden, wo Differenzen markiert oder auch abgebaut werden. Ein Blick in die Vergangenheit lohnt sich, um gegenwärtigen Herausforderungen begegnen zu können und bereits historisch wenig erfolgreichen Versprechungen zu widerstehen.“

5. – 6. Dezember 2024
250 Jahre Allgemeine Schulordnung in Österreich
TGM – Die Schule der Technik
Wexstraße 19-23, 1200 Wien
Tagungsleitung: Bernhard Hemetsberger, Laura Weiss, Madeleine Fries (Universität Klagenfurt)
schulordnung [at] aau [dot] at
Tagung Allgemeine Schulordnung