Deutsch-Mandarin, Syrisch-Deutsch oder Slowenisch-Deutsch? Von den Wertigkeiten der Mehrsprachigkeit
Die Nationalstaatsidee wünscht sich perfekte Einsprachigkeit. Die Sprachwissenschaft hingegen sieht Mehrsprachigkeit als etwas Normales an. Und Mehrsprachigkeit ist nicht gleich Mehrsprachigkeit: Während bildungsbürgerliche Eltern ihre Kinder mitunter schon im Kindergarten in den Mandarin-Unterricht schicken, genießen syrisch-deutsch Sprechende wenig gesellschaftliche Hochachtung. ad astra hat mit dem Linguisten Alexander Onysko und dem Bildungsforscher Hans Karl Peterlini über den Status der Mehrsprachigkeit gesprochen.
Wie mehrsprachig ist Ihr Alltag?
Onysko: Mein Alltag ist allein schon durch meine Arbeit recht mehrsprachig. An unserem Institut für Anglistik und Amerikanistik ist Englisch unsere Umgangssprache. Deutsch ist hier meine
Nebensprache. Außerdem ist meine Frau Italienerin und Sprachwissenschaftlerin in Anglistik. Wir haben nun unser erstes Kind bekommen, das wir gerne dreisprachig – also Englisch, Deutsch und Italienisch – aufwachsen lassen wollen.
Peterlini: Mein Alltag ist weniger mehrsprachig, als man für jemanden vermuten könnte, der wie ich aus einem zweisprachigen Gebiet wie Südtirol kommt. Das Englische kommt in meinem Alltag kaum vor; eher nur in der Lektüre. Zuhause ist Deutsch unsere Familiensprache. In meiner Kindheit hat mich das Italienisch meiner Großeltern begleitet. Uns ist es aber nicht gelungen, Italienisch in der Familie hinzuzunehmen, weil das gekünstelt gewirkt hätte. Unseren Kleinsten wollte ich auf den italienischen Kindergarten vorbereiten, indem ich im Sommer davor mit ihm begonnen habe, italienisch zu sprechen. Da hat er sich aufgeregt und eingefordert: „Papi, red normal!“ Im Kindergarten hat er sich aber sehr schnell zurechtgefunden und auch die neue Sprache
erlernt. Bei Kindern gilt ja: Wenn man kein Drama macht, machen sie auch keines. Hier in Kärnten ist mein großer Vorsatz, Slowenisch oder BKS zumindest ansatzweise zu lernen. Bisher habe ich das nicht geschafft, aber ich genieße es auch, wenn meine Kolleginnen und Kollegen untereinander slowenisch sprechen und ich der Melodie der Sprache lauschen kann.
Ihr Blickwinkel auf Mehrsprachigkeit ist positiv. Wie kann man sich erklären, dass sich manche so sehr davor fürchten?
Peterlini: Es gibt diese unheilvolle Koppelung im Nationalstaat zwischen Demos und Ethnos. Man glaubt, der Nationalstaat bedarf eines Volkes, das eine Sprache spricht. Sprachliche Vielfalt wird als Störung begriffen.
War das schon immer so?
Peterlini: Am Hofe wurde früher Mehrsprachigkeit sehr gepflegt: Die privilegierten Schichten durften also sehr wohl in Französisch und Latein parlieren. Das Volk hingegen sollte einsprachig sein, weil man annahm, dass die Zweisprachigkeit den Geist und den Charakter überfordert. Mancherorts sind Stränge dieser Sprachideologie auch heute noch präsent. Man glaubt, dass eine zweite oder dritte Sprache die erste Sprache gewissermaßen beschädigt.
Onysko: Das ist ein defizitärer Zugang zur Mehrsprachigkeit. Die Annahme ist tatsächlich, dass mehrsprachig aufwachsende Kinder im Vergleich mit einsprachigen in Studien ein kleineres Vokabular aufweisen würden. In gemeinsamen Schulsituationen wird das häufig defizitär gehandhabt, was wiederum zu einer Abwärtsspirale führen kann.
Was sagt die Linguistik dazu?
Onysko: Da sind die Befunde recht eindeutig: Mehrsprachige Kinder haben insgesamt das gleiche Vokabularvermögen und können Fehlendes im Laufe ihrer Lebens- und Lernjahre ausgleichen. Mit 11 bis 12 Jahren können die meisten Kinder beide Sprachen gleich gut. Der Erfolg kommt auf den Sprachinput an. Grundsätzlich gilt es aber, ein wenig Geduld zu haben und Aufklärungsarbeit zu leisten, damit diese Kinder auch entsprechend in den Schulen gefördert werden. Lehrerinnen und Lehrer sollen die Chance haben zu erkennen, dass sich diese Kinder ganz normal entwickeln.
Welche Effekte hat Mehrsprachigkeit?
Onysko: Studien zeigen, dass mehrsprachig aufwachsende Kinder besser von einer Aufgabe zu einer anderen umschalten können, beispielsweise davon, Bilder nach einer Farbe und später nach ihrer Form zu sortieren. Da sind sie schneller. Sie scheinen eine höhere kognitive Flexibilität zu haben; etwas also, das sich auch im Zusammenleben mit anderen äußert.
Verstehen Sie, dass Schulen aber dennoch lieber einsprachig geführt werden?
Onysko: Schulen folgen oft einer Sprachideologie, die das „perfekte“ Beherrschen einer Sprache vorsieht. Hierfür gibt es Standards, die es zu erfüllen gilt. Wird nur eine Sprache gesprochen, vereinfacht das organisatorische Abläufe. Unsere Gesellschaft ist momentan nicht so strukturiert, dass mehrere Sprachen nebeneinander einfach passieren können.
Peterlini: Auf der Schule lastet dieser Druck, die perfekte Einsprachigkeit hervorzubringen oder von den Kindern gewissermaßen herauszuholen. Diese perfekte Einsprachigkeit ist aber ein Mythos, den es im Grunde gar nicht gibt. Die schon genannte kognitive Flexibilität bei Mehrsprachigen ist auf vielen Ebenen ein Gewinn. Heute sind Kompetenzen wie das Switchen zwischen unterschiedlichen Systemen und Kodizes, ein Zurechtfinden zwischen unterschiedlichen Problemen, ein Übersetzen zwischen Herausforderungen, die vielleicht gar nichts mit Sprache zu tun haben, ganz wesentlich. Das ist auch für die Einsprachigen wichtig: Auch sie haben so etwas wie innere Mehrsprachigkeit, indem sie beispielsweise vom Dialekt in die Hochsprache wechseln oder situationsangepasst sprechen können.
Gibt es momentan eine Vorwärts- oder Rückwärtsbewegung?
Peterlini: Es gibt die Phantasie, dass die Mehrsprachigkeit die nationale Kultur bedroht. Auch wenn das nur Hülsen und Floskeln sind: Heute scheinen sich mehr Menschen denn je in ihrer nationalen Kultur bedroht zu fühlen. Deshalb habe ich eher das Gefühl, dass sich so manches rückwärts bewegt, zumindest in den regionalen Gefügen, die ich kenne.
Wie ist die Situation in Südtirol?
Peterlini: Dort ist die amtliche Zweisprachigkeit vorbildhaft, es ist also alles zweisprachig beschildert und ausgewiesen. In den wenigen Orten, wo italienische und deutschsprachige Südtirolerinnen und Südtiroler zusammenleben, wechselt man auch schnell zwischen den Sprachen und geht recht selbstverständlich damit um. Aber die sprachgeographische Situation zeigt weitgehend einsprachige Gebiete, in denen Italienisch nur mehr formal präsent ist. Das Schulsystem ist geteilt mit einer Erst- und einer Zweitsprache. In den letzten Jahren gab es geduldete Unterwanderungen, zum Beispiel Fachunterricht in der Zweitsprache, die Erhöhung der Stundenzahl in der Zweitsprache, aber auch Einschreibungen in die jeweils andere Schule; d. h. italienische Kinder kamen in die deutsche Schule und umgekehrt. Nun fordert man vielerorts wieder strengere Regeln. Eine wirklich mehrsprachige Schule ist in Südtirol ein politisches Reizwort.
Das, was es in Kärnten trotz vieler Angstdiskurse beispielsweise in der Volksschule 24 in Klagenfurt gibt, also eine Woche deutscher und eine Woche slowenischer Unterricht, wäre für Südtirol ein bisher undenkbares Novum.
Wo auf der Welt gibt es denn harmonisch gelebte Mehrsprachigkeit?
Onysko: Die Idee des Nationalstaats mit einer Einheitssprache stammt aus Europa und hat sich von hier aus auch ausgeweitet. International gibt es aber schon Gebiete, die mehrsprachiger sind und das auch selbstverständlicher leben. So ist das Englische in vielen Ländern Afrikas im postkolonialen Kontext noch immer stark präsent und fungiert als zwischenethnische Verbindungssprache überall dort, wo viele andere Sprachen gesprochen werden. In Indien, wo es mehr als 600 Sprachen gibt und 67 davon als Unterrichtssprache Verwendung finden, lernen Kinder üblicherweise Englisch, Hindi und ihre Regionalsprache. Sprachen haben hier auch verschiedene Funktionen und werden in sozialen Kontexten verwendet. Generell kann man aber vielleicht sagen: Überall dort, wo es recht viele Sprachen gibt, ist die Mehrsprachigkeit auch gesellschaftlich stärker repräsentiert.
Wie sehr kann der Staat hier lenkend eingreifen?
Onysko: Vieles ist machbar, so manches aber auch nicht. Ich habe Studien in Neuseeland durchgeführt und dabei das Verhältnis zwischen den Māori und den Neuseeland-Europäern kennengelernt. Māori hat einen Vorzeige-Status: Es gibt Māori-Schulen, Māori-Kindergärten und Māori-angepasste Strukturen allerorten. Die offizielle Zweisprachigkeit ist an der Oberfläche allgegenwärtig, und es gibt einige Initiativen, die Minderheitensprache noch mehr im alltäglichen Leben zu repräsentieren. Dahinter steht aber trotzdem eine starke gesellschaftliche Zweiteilung und es existieren wenig Anreize, die Māori-Sprache außerhalb von Māori-Kontexten zu verwenden. Die Māori, die gebildet sind, sind zweisprachig und bikulturell und können sich in beiden Welten bewegen. Allerdings wachsen viele der Māori einsprachig mit Englisch auf, und die indigene Sprache Neuseelands ist dadurch weiterhin in Gefahr auszusterben. Den weniger Gebildeten gelingt das nicht, und sie werden – notgedrungen mit ihrer Sprache – auch an den sozialen Rand gedrängt.
Peterlini: Sprache ist auch politisch, weil sie die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Gerade da, wo sich Mehrheiten-Minderheiten-Räume ergeben, schieben sich Fragen der Machtverteilung und des politischen Sprechens in den Diskurs. In Südtirol ist die Minderheitensprache Deutsch ja stark und kann es sich leisten, auf Abschottung zu gehen. Das Slowenische in Kärnten gehört nicht zu den Prestigesprachen und hat zusätzlich den Makel, die Sprache des ideologischen Feindes gewesen zu sein. Daher ergibt sich, wenn auch oft unterschwellig, immer
ein Kampf um das Bestehensrecht des Schwächeren.
Inwiefern werden Machtverhältnisse durch das Hinzukommen von neuen migrantischen Sprachen durcheinandergerüttelt?
Peterlini: Das ist spannend. So ist es beispielsweise im kanadischen Québec so, dass sich Migrantinnen und Migranten prinzipiell in die französische Schule einschreiben müssen, um die französische Minderheit nicht zu schwächen. In Südtirol haben MigrantInnen freie Schulwahl und sie teilen sich ungefähr gleich auf. Weil es aber viel weniger italienische Schulen gibt, ist dort die so genannte Migrationsdichte viel höher. Nun führt dies zu zwei Ethnodiskursen: Einerseits fürchtet man sich vor den Fremdsprachigen in den deutschen Schulen, weil dann dort ja nicht mehr richtig Deutsch gelernt werden könne, und andererseits fürchtet man sich vor ihnen in den italienischen Schulen, weil so in Summe mehr Italienerinnen und Italiener heranwachsen würden
und man in die Rolle der Minderheit geraten könnte. Die hochpolitische Debatte um das Symbol Sprache überlagert dabei soziale Thematiken, die eigentlich viel relevanter wären.
Wenn nun aber eine Lehrerin vor einer Klasse steht, in der nur wenige Deutsch sprechen und die Vielfalt zum nicht bewältigbaren Alltagsproblem verbunden mit sozialen Herausforderungen wird: Was raten Sie ihr?
Onysko: Das ist schwer lösbar, nicht zuletzt, weil jede Sprache in unserer Gesellschaft eine bestimmte Wertigkeit hat und die Migrationssprachen wenig Ansehen genießen. Solange die Gewichtung so bestehen bleibt, wird es immer das Bestreben geben, die Herkunftssprachen zugunsten des Deutschen zurückzudrängen. Wenn man nicht nur deren Sprachen, sondern auch die Menschen entsprechend fördert, wird das für alle weniger tragisch sein. Dahinter steht aber auch die politische Frage: Will man jenen, die zu uns kommen, auch tatsächlich etwas abgeben, sei es auch nur Raum für deren Sprache? Für mich als Linguist aber gilt: Mehrsprachigkeit ist normal und gut für die kognitive Entwicklung. Alle könnten profitieren.
Peterlini: Bei der Frage, wie Schule sein soll, wird nicht von den Gegebenheiten ausgegangen, sondern von einem Lernziel. Wenn es das Ziel ist, dass migrantische Kinder in kurzer Zeit so gut Deutsch können müssen wie bildungsbürgerliche deutschsprachige Kinder, dann ist Schule zum Scheitern verurteilt. Derzeit wird sprachlicher und kultureller Reichtum verworfen und es werden Menschen geknickt, bevor sie aufstehen können. Wir müssen schauen: Wie ist die Situation? Was braucht eine solche Schule? Wen kann man einbeziehen? Wenn Schulen hier freier agieren könnten, würden sie weit kommen. Wir wissen: Je mehr die Herkunftssprache geschätzt wird, desto höher ist auch der Lernerfolg in der Zielsprache. Der Beweis, dass Schule mit hoher Vielfalt gelingen kann, wird überall dort erbracht, wo Lehrkräfte kreative Arbeit machen können und von den starren Zielvorstellungen befreit werden.
für ad astra: Romy Müller
Zur Person
Alexander Onysko (links im Bild), geboren 1974 in Lienz, ist seit 2016 Universitätsprofessor für Anglistische Sprachwissenschaft am Institut für Anglistik und Amerikanistik. Seit Jänner 2018 ist er außerdem Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften. Onysko studierte Anglistik und Amerikanistik an der Universität Innsbruck. Neben einem Fulbright-Aufenthalt in den USA war er Vertretungsprofessor an den Universitäten Hamburg und Bochum, Gastprofessor an der Universität Innsbruck sowie Gastdozent an der Universität Göteborg. Von 2012 bis 2015 war er Forscher und Projektleiter an der EURAC (European Academy) in Bozen. Alexander Onysko verbrachte unter anderem einen Forschungsaufenthalt an der University of Waikato in Hamilton, Neuseeland, zur Erforschung des Englischen im Kontakt mit der indigenen Māori-Sprache. Vor seiner Berufung an die AAU war er Associate Professor für Englische Linguistik an der Universität Venedig.
Zur Person
Hans Karl Peterlini (rechts im Bild), geboren 1961 in Bozen, ist seit September 2014 Universitätsprofessor für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Interkulturelle Bildung am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung. Hans Karl Peterlini absolvierte 2006 das Studium der psychoanalytischen Erziehungswissenschaft sowie das psychotherapeutische Propädeutikum an der Universität Innsbruck. Zuvor war er Chefredakteur und Herausgeber gesellschaftspolitisch orientierter Medien in Südtirol sowie Autor zahlreicher Studien zu Mehrheits-Minderheiten-Fragen, Gewaltdynamiken und Prozessen des Zusammenlebens in historisch belasteten und ethnisierten Gesellschaften am Beispiel Südtirol. 2010 promovierte er an der Freien Universität Bozen. Vier Jahre später habilitierte Peterlini an der „School of Education“ der Universität Innsbruck. Von 2011 bis 2014 war Hans Karl Peterlini im Innsbrucker Forschungszentrum „Bildung-Generation-Lebenslauf“ und als Forschungsmitarbeiter der Freien Universität Bozen in Schul- und Migrationsprojekten tätig.
Hintergrund: Mehrsprachigkeit in Forschung und Lehre
Seit 1999 besteht an der Alpen-Adria-Universität die Arbeitsgemeinschaft „Mehrsprachigkeit“, die Forscherinnen und Forscher der AAU vereint, die innerhalb ihrer eigenen Disziplinen zum Thema Mehrsprachigkeit arbeiten. Die AG, der Ursula Doleschal, Professorin am Institut für Slawistik, als Sprecherin vorsteht, organisiert jährlich Ringvorlesungen, hat ein Wahlfachmodul „Mehrsprachigkeit“ eingerichtet und setzt sich für die dauerhafte Verankerung des Themengebiets im Lehr- und Forschungsportfolio der Universität ein. Der AG gehören 17 Mitglieder an. Im ab 2019 geltenden Entwicklungsplan der Alpen-Adria-Universität ist im Kontext der Implementierung des neuen Lehramtsstudiums auch die Einrichtung einer Professur „Mehrsprachigkeit unter besonderer Berücksichtigung der (Fremd-)Sprachendidaktik“ vorgesehen. Den aktuellen Herausforderungen im zunehmend mehrsprachigen Schulalltag in Österreich will man auch andernorts vermehrt wissenschaftlich fundiert begegnen: So gibt es in Österreich seit ein paar Jahren auch auf Hochschulebene Bestrebungen, die Integration der Mehrsprachigkeit an den Schulen stärker zu thematisieren und in die Lehrerbildung einfließen zu lassen. Die Pädagogische Hochschule Wien spielt dabei unter anderem eine Vorreiterrolle.
Doch wie (gut) funktioniert Mehrsprachigkeit nun wirklich an Schulen? Vladimir Wakounig (Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung) begleitet die Klagenfurter Volksschule 24/Ljudska šola 24 wissenschaftlich, die einen paritätisch zweisprachigen Unterricht anbietet. Die Unterrichtssprachen Slowenisch und Deutsch werden an der Schule wöchentlich gewechselt, wobei jede Sprache an eine Lehrperson gebunden ist. Gleichzeitig führt ein Forschungsteam rund um Ursula Doleschal für die Klagenfurter Hermagoras Volksschule/Mohorjeva ljudska šola ein Projekt durch, bei dem es darum geht, Aufsätze und Schularbeiten von Schülerinnen und Schülern der zweisprachigen Schule zu digitalisieren, zu analysieren und auszuwerten. „Damit wollen wir den Lernfortschritt in Deutsch und Slowenisch in einer zweisprachigen Volksschule untersuchen“, so Doleschal. Die Ausgangsbasis dieser Kinder sei sehr unterschiedlich, von daher gebe es auch ein großes Interesse an einer Evaluierung des Lernfortschritts: „Manche sind muttersprachlich zweisprachig aufgewachsen, andere haben Slowenisch im Kindergarten gelernt, andere kommen ganz ohne muttersprachliche Kenntnisse in einer der beiden Sprachen an diese Schule.“ Die Eltern der Kinder hätten, so Doleschal, auch sehr unterschiedliche Erwartungen: „Die einen wollen, dass die Kinder Slowenisch lernen, die anderen wollen, dass sie Deutsch lernen. Und viele stellen den Anspruch, dass die Kinder in so einem Umfeld möglichst tolerant und weltoffen aufwachsen. Die Schule hat die Aufgabe, die Kinder in beiden Sprachen gleichermaßen voran zu bringen und den Lehrplan zu erfüllen.“ In diesem spannenden Forschungsfeld gelte es nun in Kärnten, erstmals – „mehr als impressionistische“ – Einsichten darüber zu gewinnen, wie sich der Lernfortschritt in der geschriebenen Sprache abbildet.