Der Süden schmeckt
Lust auf einen kulinarischen Streifzug durch Klagenfurt? Wir haben gustiert und bieten die besten Tipps für Gaumenfreuden.
Regional ist gleich international
Drei kulinarische Fragen an Lojze Wieser, Verleger und Geschmack-Europas-Spezialist
Was kommt hierzulande zu Ostern auf den Tisch?
Allen gemeinsam ist der geräucherte Schinken. Dazu kommen je nach Gegend Selchwürste, Schweins- und Rindszunge, Bula, gekochte Eier oder Eier-Kren. Dazu beißt man aber fast überall in den Reindling/die Pohača/ Potica: Ein gerollter Germteig mit süßer Fülle aus Nuss, Rosinen, Zimt, der im irdenen Geschirr, das ist die „Rein“, der am besten im Holzofen gebacken wird. In einigen Tälern bleibt das Weißbrot ungefüllt und heißt dann Woazana. Die Potica/die Pohača/der Reindling wird im gesamten friulanisch-slowenisch-kärntnerischen Raum schon seit dem 15. Jahrhundert hergestellt. Im Friaul wird sie bis heute Gubana genannt, in Ableitung aus dem Slowenischen von „Falte“. Die Formen variieren von länglich bei Potitze (von gerollt) über Pohača (für Weißbrot allgemein) und eben Reindling (runde Form). Bei dieser traditionellen Osterspeise haben wir es nicht nur mit einer alten Rezeptur zu tun, wo sich Süßes, Saures und Salziges zu einer Harmonie finden, sondern auch mit einer Ernährungsgewohnheit, die weit über Paracelsus’ Zeiten hinaus reicht und im frühen Mittelalter verortet werden kann.
Woher kommt die Polenta?
Das Wort Polenta kommt aus dem Lateinischen und steht ganz allgemein für kleinkörnige Lebensmittel wie geriebenes Getreide. In unseren Breiten bezieht sich Polenta vorwiegend auf Mais und heißt im Alpen-Adria-Raum in der zubereiteten Form einmal Frico, Fricka, Sterz oder eben Polenta. Mais hatte seinen langen Weg nach Europa von den indigenen Völkern in Amerika einerseits über den Osten und die Türkei und andererseits über den Westen und das Friaul genommen und wurde bald in allen Haushalten zur täglichen Nahrung. Bis heute trägt er die Erinnerung an eine vergangene Einfachheit in sich. Den Kombinationen mit anderen Geschmäckern sind kaum Grenzen gesetzt und mögen für manche gewagt anmuten, wenn etwa in manchen Teilen Kärntens „die Polenta“ als ein mit Grammeln oder Butter geschmalzener Maisbrei mit gut gezuckertem Milchkaffee übergossen zum Frühstück gegessen wird.
Was lässt sich schnell kochen und schont die Geldbörse der Studierenden?
Da empfehle ich Bohnen mit Zwetschkenröster, eine der ungewöhnlichsten und köstlichsten Speisen meiner Kindheit. Meine Mutter nannte es fižol s češpeljevo marmelado und nahm dafür am liebsten die großen Käferbohnen. Wir tranken frische, kalte Milch dazu. Und so geht das einfache Rezept: Gekochte Bohnen abtropfen lassen, in eine Pfanne mit viel zerlassener Butter geben, unter gelegentlichem Rühren gut aufwärmen und mit selbst gekauftem Zwetschkenröster servieren.
Wo einkaufen und wo kochen lassen? Einkaufs- und Lokaltipps
Der allerbeste und größte Lebensmittelladen von Klagenfurt ist der Benediktinermarkt. An Dutzenden fixen „Standln“ erhält man hier die besten Waren aus Kärntens Landwirtschaft und Gärtnereien im frischesten Naturzustand – und vieles in Bio-Qualität. Die Gastronomie am Platz verarbeitet die Produkte auch gleich zu deftigen oder leichten, jedenfalls aber zu wunderbaren Köstlichkeiten für jeden Geschmack: von der regionalen Hausmannskost bis zur Haubenküche. Ein besonderes Flair durchzieht den Markt an den Großmarkttagen Donnerstag und Samstag. Da bringen nicht nur die Kärntner Bauern Gemüse, Obst und Fleischwaren her, sondern auch zahlreiche Fieranten aus Slowenien, Kroatien und Italien bis nach Sizilien bieten vom Pršut bis zur Dorade, vom Sauerkraut bis zu den Artischocken alles an. Der Duft, die Augenweide, das Gemurmel und Gewimmel sorgen für eine Stimmung bei den MarktbesucherInnen, die weit über die Erledigung des Einkaufs hinausgeht. So mancher bleibt dann bis in die späten Nachmittagsstunden. Hier kann man die Alpen-Adria-Küche schon im großen Stil genießen. Und gleich zum Mittagessen bleiben, etwa Bei Rudi’s, wo es wie in fast allen Kärntner Lokalen die berühmten Kärntner Nudeln gibt: gefüllte Teigtaschen, die sich auch für Vegetarier eignen und in Varianten mit Topfen, Spinat oder Fleisch zu haben sind. Gleich gegenüber in der Markhalle bietet die Kochwerkstatt Tortellini, die italienische Variante davon, und vieles mehr an feinsten Haubengerichten an.
Zuverlässig immer geöffnet hat das Gasthaus im Landhaushof und bietet das, was gemeinhin als gutbürgerliche Küche gilt.
Wenige Schritte weiter schafft es das Augustin mit seinen eher handfesteren Speisen und den im Lokal gebrauten Bierspezialitäten zum Bierlokal erster Güte.
La Bottega, einer von vielen Italienern in Klagenfurt, kocht in der Siebenhügelstraße aus und bringt die Schätze aller Alpen-Adria-Küsten auf den Teller: Meeresgetier und Prosiutto, Pasta und Pizza vom Feinsten.
Die größte Internationalität bietet aber magdas LOKAL: Hier arbeiten Menschen aus 10 Nationen und sprechen bis zu 7 Sprachen. So bunt fällt dann auch die Speisekarte in dem von der Caritas initiierten Kunst-, Lese- und Wohlfühl-Restaurant aus.
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