Der Mensch & alles um ihn herum
Robert Gennaro Sposato interessiert sich als Umweltpsychologe dafür, wie es dem Menschen in seiner Umwelt und im Umgang mit allem, was um ihn herum ist, ergeht.
Um Robert Sposatos ökologischen Fußabdruck war es nicht immer gut bestellt. Der Psychologe mit Schwerpunkt Umwelt- bzw. Sozialpsychologie absolvierte sein PhD-Studium an der Cardiff University in Wales. Um Beziehungen zu Freundinnen und Freunden bzw. zur Familie über dreieinhalb Jahre aufrecht zu erhalten, flog er häufig mit dem Billigflieger nach Hause. „Um dieses CO2-Budget abzuarbeiten, muss ich noch jahrelang sparsam leben“, erzählt er. Heute fährt er, der in Villach als Sohn einer Kärntner Mutter und eines kalabrischen Vaters geboren und aufgewachsen ist und danach für das Psychologiestudium nach Wien ging, mit dem Zug nach Klagenfurt. An der Abteilung für Nachhaltiges Energiemanagement der AAU forscht und lehrt er auf einer Post-Doc-Stelle zu Wahrnehmungen und Einstellungen zu Erneuerbaren Energien in Österreich.
Robert Sposato ist nun bereits das zweite Jahr im Team von Nina Hampl, die an der AAU die Stiftungsprofessur für Nachhaltiges Energiemanagement innehat. Er will wissen: Wie denken die Österreicherinnen und Österreicher über Erneuerbare Energien? Reicht ihr Engagement so weit, dass sie auch bereit sind, Geld dafür in die Hand zu nehmen, oder bleibt es bei Lippenbekenntnissen? Und: Welche Maßnahmen würden sie bei der Umstellung auf erneuerbare Energietechnologien unterstützen? „Wenn wir mehr darüber wissen, wie Menschen über diese Sachverhalte denken und warum sie in die eine oder andere Richtung tendieren, dann können wir vielleicht auch die letzten fünf Prozent davon überzeugen, wie der Klimawandel wirkt und was dagegen zu tun wäre“, so Sposato.
Die bisherigen Ergebnisse zeigen eine sehr positive Einstellung zu erneuerbaren Energien und auch die Bereitschaft zu investieren. Wobei Robert Sposato einschränkt: „Wir fragen nur danach, ob jemand dafür Geld ausgeben würde. Ob dies dann auch tatsächlich geschieht, können wir nur aus anderen Daten rückschließen.“ Insgesamt zeige sich eine durchwegs hohe Investitionsbereitschaft, und auch die Aussichten für den Elektroautomarkt folgen diesem Trend: So geben derzeit rund 16 Prozent der Befragten in einer repräsentativen Umfrage an, als nächstes Auto ein Elektroauto kaufen zu wollen. Rund die Hälfte der Befragten kann sich dies grundsätzlich vorstellen. Die Gründe dafür und dagegen seien die Üblichen: „Einerseits spart man sich Geld für Benzin und tut etwas Gutes für die Umwelt. Andererseits sind die Autos und Akkumieten noch recht teuer und die Reichweite ist für viele noch ungenügend“, so Robert Sposato. Nun sei für ihn der Markt gefragt, adäquat zu reagieren und ein breites Angebot aufzustellen.
Dass der Tritt auf das Gaspedal in einem vernünftigen Elektroauto nicht mit dem lustvollen Gasgeben in einem benzingetriebenen und PS-starken Porsche zu vergleichen sei, lässt Sposato nicht gelten. „Die Beschleunigung kann da und dort gut sein und als lustvoll erlebt werden.“ Umweltbewusstes Handeln müsse nicht unbedingt immer mit Verzicht einhergehen, vielmehr glaubt er an die Notwendigkeit einer schrittweisen Anpassung: „Ein System muss sich permanent ein wenig anpassen, in seiner Gesamtheit kann es so aber bestehen bleiben und trotzdem eine neue Gestalt annehmen. So können wir die Akzeptanz erhöhen und in Richtung eines Wertewandels, der von vielen mitgetragen wird, gehen.“ Letztlich müssen sich dafür Technologien weiterentwickeln. Und
gleichzeitig müsse der Mensch mehr denn je hinterfragen, was heute vielfach als selbstverständlich gilt: Braucht die Wirtschaft wirklich ewiges Wachstum? Und können wir die Lust, die heute Konsumieren, Energieverbrauchen, Ressourcenverschwendung bereiten, nicht auch anders definieren? „Alles ist eine Relation und in Perspektive zu sehen.“
Robert Sposato möchte gerne in der Wissenschaft bleiben, wenngleich er für sich auch andere Optionen sieht. In den letzten Jahren war er viel unterwegs. Sein Fach der Umweltpsychologie ist international etabliert, national aber eher überschaubar; umso mehr ist so mancher Flug erforderlich, um sich mit den Expertinnen und Experten zu vernetzen und in der wissenschaftlichen Karriere voran zu kommen. Sposato lebt heute gerne am Land. Das Graffiti, das an einer Verkehrstafel bei der Autobahnabfahrt Klagenfurt West gesprayt ist, „die Provinz“, ist für ihn treffend. Aber: „Wenn ich mich in der U-Bahn in Wien umsehe, sehe ich die gleichen Menschen wie im Zug zwischen Klagenfurt und Villach. Nur mehr davon. Wenn ich dieses ‚Mehr‘ will, auch an Kulturangebot, bin ich in knapp vier Stunden in Wien. Ansonsten lohnt auch der Blick darauf, das zu nutzen, was es hier gibt. Und das ist nicht zuletzt die überwältigende Natur.“
für ad astra: Romy Müller
Auf ein paar Worte mit … Robert Gennaro Sposato
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftler geworden wären?
Ein mäßig begabter, aber enthusiastischer Möbeltischler
Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?
Ja. Vielleicht sogar besser als ich!
Was machen Sie im Büro morgens als erstes?
Das Büro wieder verlassen, um einen Espresso zu holen
Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?
Nein. Es stört mich aber nicht weiter und entspricht meiner Auffassung, dass sich im wissenschaftlichen Betrieb nur schwer Grenzen zwischen Freizeit und Arbeit ziehen lassen, insbesondere in Bezug auf Forschungsarbeiten.
Was bringt Sie in Rage?
Wenig achtsame Mitmenschen
Und was beruhigt Sie?
Das Meer oder ein sonniger Fleck im Wald
Wer ist für Sie die/der größte WissenschaftlerIn der Geschichte und warum?
Ich finde es schwierig, mich hier festzulegen. Mich faszinieren aber grundsätzlich Personen, die es schaffen, in mehr als nur einem Tätigkeitsbereich Exzellenz zu erreichen. Alan Turing etwa, der sowohl als Wissenschaftler, aber auch als Marathonläufer an der Weltspitze stand.
Wovor fürchten Sie sich?
Gottesanbeterinnen
Worauf freuen Sie sich?
Auf Zeit mit Familie und Freunden