Da, und doch nicht da: Forschungsprojekt will neue Interaktionen zwischen Menschen oder Maschinen im Cyberspace ermöglichen
Seit Jahren sind wir es nun gewöhnt, via Zoom, FaceTime & Co. online miteinander zu kommunizieren. Auch Operationen oder die Fertigung in Industrieunternehmen sind mittlerweile aus der Ferne möglich. Ein Forschungsprojekt, kürzlich bewilligt durch EU Horizon Europe, möchte nun zu einer neuen Generation immersiver Telepräsenztechnologien beitragen: Die Grenzen zwischen virtueller und physischer Welt sollen dabei noch mehr verschwimmen und die Technologie soll es uns noch besser ermöglichen, an einem anderen Ort zu „sein“, ohne dorthin fahren zu müssen.
Was vor 30 Jahren noch „beamen“ genannt wurde und nur in Science-Fiction-Filmen zu sehen war, gehört aktuell zu den wichtigsten Herausforderungen in der Entwicklung neuer Multimediatechnologien: Mit den so genannten immersiven Telepräsenztechnologien ermöglicht man Personen, sich möglichst realitätsnahe an einem Ort zu befinden und dort zu kommunizieren und zu agieren, ohne tatsächlich körperlich anwesend sein zu müssen. Die Einsatzgebiete sind vielfältig: Bildung, Unterhaltung, Gesundheitswesen und Fertigungsindustrie sind nur einige Beispiele.
„Momentan gelingt es allerdings noch nicht, Telepräsenzinhalte in großem Maßstab zu verarbeiten und bereit zu stellen. Die Anwendungsplattformen und die zugrunde liegende Netzwerkunterstützung sind noch beschränkt“, erklärt Projektleiter Hermann Hellwagner (Institut für Informationstechnologie an der Universität Klagenfurt). Er leitet gemeinsam mit Christian Timmerer das im März 2022 durch EU Horizon Europe bewilligte Projekt „Scalable Platform for Innovations on Real-time Immersive Telepresence (SPIRIT)“ und erläutert zu den Zielen: „Wir müssen mit geringer Latenz kommunizieren, haben einen hohen Breitbandbedarf und stehen vor komplexen Aufgaben zur Codierung/Darstellung von Inhalten in Echtzeit.“
Mit dem Projekt will man die wichtigsten technischen Herausforderungen für die Telepräsenztechnologien bewältigen und dabei insbesondere auf Netzwerk-, Transport-, Sicherheits- und Datenschutzmechanismen fokussieren. Um die Innovationen hinreichend erproben zu können, wird eine verteilte, verbundene Testinfrastruktur an zwei Standorten in Deutschland und Großbritannien aufgebaut, die groß angelegte Tests von heterogenen Telepräsenzanwendungen in realen Internetumgebungen ermöglicht.
Projektpartner sind neben der Universität Klagenfurt: AWTG Ltd – Advanced Wireless Technology Group (Lead), University of Surrey, Interuniversitair Micro-Electronica Centrum (IMEC), Ericsson GmbH, Deutsche Telekom / T-Systems International, Digital for Planet sowie das Fraunhofer Heinrich Hertz Institut (HHI). Das Projekt wurde kürzlich bewilligt und wird voraussichtlich im Herbst 2022 starten.