Sehr geehrte Angehörige der AAU,
in den letzten Wochen stehen wir durch die Covid 19‐Krise vor vielen neuen Herausforderungen. Dies
betrifft nicht nur die Umstellung auf Homeoffice und die damit einhergehende Mehrfachbelastung
von bezahlter und unbezahlter (Care‐)Arbeit. Durch die Krise werden Ungleichheiten und Privilegien
zwischen den Angehörigen der AAU nicht nur sichtbarer, sondern diese Differenzen verstärken sich
auch.
Daher möchten wir in unserer Funktion als Diversitätsrat der Universität Klagenfurt auf einige
Aspekte im universitären Arbeitsumfeld aufmerksam machen, um die Vielfalt der individuellen
Lebens‐ und Arbeitspraktiken der Universitätsangehörigen sichtbar zu machen:
Accessibility Office (Mark Wassermann) / Behindertenvertrauensperson (Andreas Jeitler):
„Seitens der Vertreter von Menschen mit Behinderungen im Diversitätsrat möchten wir spezifisch
darauf hinweisen, dass in Zeiten von Covid 19 die barrierefreie Nutzbarkeit von elektronischen
Systemen sowie deren Inhalte eine grundlegende Notwendigkeit darstellt. Durch die derzeitige Krise
und dem damit verbundenen Physical‐Distancing kommt es für Menschen mit Behinderungen zu
Ausfällen von persönlichen Unterstützungsleistungen. Daher ist eine gut funktionierende,
barrierefreie digitale Kommunikations‐, Studien‐ und Arbeitsumgebung unerlässlich.
Darüber hinaus ist festzuhalten, dass Personen, die durch Covid 19 einem erhöhten Risiko ausgesetzt
sind, alle notwendigen Unterstützungsmaßnahmen angeboten werden müssen. Dies umfasst
weiterführende Home‐Office Regelungen, Anwesenheitsfreistellungen sowie Telepräsenzregelungen.
Der Schutz der Gesundheit muss jedenfalls Vorrang vor anderen Interessen haben.“
Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen (Maria Mucke und Christina Terle):
„Während Covid 19 und den damit verbundenen Konsequenzen sind vermehrt Fälle von
Diskriminierung aufgrund des Geschlechts aufgetreten. Betroffene sind nicht nur (weibliche) AAU Angehörige
mit Vereinbarkeitsverpflichtungen, sondern auch Personen ohne Kinder,
z.B. mit chronischen Erkrankungen. Darüber hinaus kam es aufgrund der ungleichen Verteilung von
Arbeit durch Führungskräfte auf Mitarbeitende sowie aufgrund des erhöhten digitalen
Kommunikationsbedarfs zu Missverständnissen und Konflikten zwischen den
Universitätsangehörigen.
Die Angehörigen der AAU sollen sich auch in Zeiten von Covid 19 mit Höflichkeit, Zuverlässigkeit und
Respekt begegnen. Dasselbe gilt natürlich auch für den Umgang mit Studierenden und Personen aus
dem außeruniversitären Umfeld. Bitte pflegen Sie einen positiven Umgang mit Diversität und fördern
Sie die Gleichstellung der Geschlechter, z.B. indem Sie sich in andere Lebensrealitäten hineinversetzen
und Verständnis für andere Lebenssituationen zeigen. Nehmen Sie daher doch in einem ersten Schritt
Kontakt zu Teammitgliedern, Lehrenden und/oder Studierenden auf, schauen Sie wie die Personen mit
der Umstellung zurechtkommen und suchen Sie gegebenenfalls gemeinsam nach Lösungen, die für
alle unter den gegebenen Rahmenbedingungen realisierbar sind.“
Familienservice (Bronwen Arbeiter‐Weyrer) / Vereinbarkeitsbeauftragte (Rachel Köberl):
„Studierende mit familiären Betreuungspflichten ‐ und vor allem Alleinerziehende ‐
sind aufgrund fehlender bzw. eingeschränkt angebotener Kinderbetreuung außer Hause bzw.
Berufstätigkeit mit einem überdurchschnittlich hohen Ausmaß an gebundenen Zeitressourcen
konfrontiert. Im Gegensatz zu anderen Studierenden, fehlt ihnen die dringend notwendige Flexibilität,
sich an fixen terminlichen Vorgaben im Rahmen von vorgegebenen Online‐LV‐Zeiten zu orientieren
und den zusätzlichen – zumeist zeitnahe zu erbringenden ‐ erhöhten Lernaufwand zu bewältigen.
Möglichst viele Vorlesungen aufzuzeichnen und die LV‐Anforderungen nach Möglichkeit zeitlich
flexibel zu gestalten, würde für die studierenden Eltern eine Entlastung bringen.
Zeitressourcen für (wissenschaftliche) Mitarbeitende im Homeoffice, die parallel zu der beruflichen
Verwaltungs‐, Lehr‐ oder Forschungstätigkeit ihre Kleinkinder betreuen, Homeschooling
beaufsichtigen und/oder Care‐Aufgaben bewältigen müssen, sind zumeist knapp bemessen. Eine
Hilfestellung für die arbeitenden Eltern würde eine etwaige Rücksichtnahme durch die jeweiligen OEFührungskräfte/Institutsvorstände, vor allem beim Festlegen von etwaigen Vereinbarungen, mit sich
bringen.“
ZE International Office (Elena Buffa):
„Internationale und Incoming‐Studierende mussten zum Teil ins Heimatland zurückkehren und
werden voraussichtlich auch in den kommenden Monaten noch Einreisebeschränkungen unterliegen.
Einzelne Studierendengruppen, die normalerweise die PC‐Räume und ‐gänge der AAU nützen (z.B.
MORE‐Studierende) haben durch die Sperrung dieser Einrichtungen oft keinen Zugang zu
Computer/Laptops.“
Personalentwicklung (Evelin Brunner):
„Be aware – Achten Sie darauf, dass die Internetverbindung bzw. die Übertragungsmodalitäten im
Homeoffice bzw. Home Learning nicht immer dieselben sind und seien Sie verständnisvoll.
Be aware – Achten Sie darauf, dass die momentane Situation an Distanz Zukunftsängste und soziale
Isolation verstärken kann und seien Sie verständnisvoll.“
ÖH Referat für Frauen und Gleichbehandlungsfragen (Anna Strobach):
„Wir möchten Sie besonders darauf hinweisen, dass die meisten Studierenden momentan stark und
oft mehrfach belastet sind ‐ durch finanzielle Existenzängste (Verlust von Nebenjobs zur
Studienfinanzierung), Sorge um fristgerechten Studienabschluss, beengte Wohn‐
/Arbeitsraumsituation, große Entfernung zur Familie, Kinderbetreuung, Auswirkungen der
gesellschaftlichen Einschränkungen auf die psychische Verfassung etc. ‐ und die Forderung nach der
gewohnten Leistungsfähigkeit dadurch kaum erfüllbar ist, eher eine weitere Belastung darstellt.
Wir möchten Sie bitten, uns Studierenden so viel Sicherheit zu geben bzw. Unsicherheit zu nehmen
wie möglich: Erreichbar sein, Information über Prüfungsform und ‐termin so früh wie möglich
mitteilen, unterstützen, wenn wir die technischen Voraussetzungen nicht erfüllen können u.ä.“
Universitätszentrum für Frauen‐ und Geschlechterstudien (Kirstin Mertlitsch):
„Die Corona‐Krise verstärkt traditionelle Geschlechterverhältnisse. Im Sinne des Undoing Gender gilt
es geschlechtsspezifische Rollenmuster gewahr zu werden, um diese aufzubrechen.
Maßnahmen und Verordnungen während der Krise sind in hohem Maße auf traditionelle Strukturen
wie One‐income‐(Klein)Familien mit heteronormativen Rollenverteilungen ausgerichtet und
berücksichtigen weder diverse Familien‐Konstellationen (bis hin zu Alleinerziehenden), noch andere
Lebens‐ und Beziehungspraktiken.“
Wir bitten Sie hiermit, um Ihren aktiven Beitrag, um Antidiskriminierung, Vereinbarkeit und
Diversität zu fördern und wachsenden sozialen Ungleichheiten entgegenzuwirken. Dabei geht es
darum Differenzen aufgrund von Alter, Behinderung, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Religion
und Weltanschauung sowie sexueller Orientierung – auch in ihren Überschneidungen ‐
wahrzunehmen und anzuerkennen.
Die Mitglieder des Diversitätsrates unterstützen und beraten Sie gerne dabei:
Kirstin Mertlitsch (Leitung des Diversitätsrates) / UZFG (Universitätszentrum für Frauen‐ und Geschlechterstudien),
Bronwen Arbeiter‐Weyrer (Familienservice),
Evelin Brunner (Personalentwicklung),
Elena Buffa (ZE International Office),
Andreas Jeitler (Behindertenvertrauensperson),
Rachel Köberl (Vereinbarkeitsbeauftragte),
Maria Mucke (Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen),
Jutta Steininger (Expert*innenkommission für Frauen‐ und Geschlechterstudien),
Anna Strobach (ÖH Referat für Frauen und Gleichbehandlungsfragen),
Christina Terle (Arbreitskreis für Gleichbehandlungsfragen),
Mark Wassermann (Accessibility Office)
*** English Version ***
Dear members of the University of Klagenfurt,
in the past few weeks we have faced many new challenges due to the Covid 19 crisis. This
affects not only the switch to home office and the associated multiple burdens of paid and
unpaid (care) work. The crisis not only makes inequalities and privileges between members
of the University of Klagenfurt (AAU) more visible, but also increases these differences.
Therefore, in our function as the Diversity Council of the University of Klagenfurt, we would
like to draw attention to some aspects in the university work environment in order to make
the diversity of the individual life and work practices of the university members visible:
Accessibility Office (Mark Wassermann) / Disability Representative (Andreas Jeitler):
„On the part of the representatives of people with disabilities in the Diversity Council, we
would like to specifically point out that in times of Covid 19, the barrier‐free usability of
electronic systems and their content is a fundamental necessity. The current crisis and the
associated physical‐distancing are causing problems for people with disabilities in terms of
disrupted personal support services, so a well‐functioning, accessible digital communication,
study and work environment is essential.
It should also be noted that people who are at increased risk from Covid 19 must be offered
all the necessary support measures. This includes further home office regulations, attendance
exemptions and telepresence regulations. In any case, protecting health has priority over
other interests. “
Working group for equality issues (Maria Mucke and Christina Terle):
“During Covid 19 and the related consequences, cases of gender discrimination have
increased. Those affected are not only (female) AAU members with compatibility obligations,
but also people without children, e.g. with chronic diseases. In addition, misunderstandings
and conflicts between members of the university have arisen due to the unequal distribution
of work by managers among employees and the increased need for digital communication.
The members of the AAU should treat each other with courtesy, reliability and respect even
in times of Covid 19. The same applies, of course, to dealing with students and people from
outside the university. Please maintain a positive approach to diversity and promote gender
equality, e.g. by imagining yourself in other realities of life and showing your understanding
of other life situations. So, in a first step, get in touch with team members, teachers and / or
students, see how the people are coping with the changeover and, if necessary, look for
solutions that can be implemented for everyone under the given framework conditions. “
Family Service (Bronwen Arbeiter‐Weyrer) / Compatibility Officer (Rachel Köberl):
„Students with family care responsibilities ‐ and above all single parents ‐ are faced with an
above‐average amount of tied‐up time resources due to the lack or limited availability of
childcare outside the home or work. In contrast to other students, they lack the urgently
needed flexibility to orientate themselves towards fixed deadlines within the framework of
given online course times and to cope with the additional increased learning effort, which is
often expected at short notice. Recording as many lectures as possible and arranging the
course requirements as flexibly as possible would bring relief to the student parents. Time
resources for (academic) employees in the home office who look after their toddlers,
supervise home‐schooling and / or have to cope with care tasks in parallel to the professional
administration, teaching or research work are usually scarce. Aid for the working parents
would entail any consideration by the respective OE managers / institute board members,
especially when stipulating any agreements. “
ZE International Office (Elena Buffa):
“International and incoming students have had to return to their home country in some cases
and will probably still be subject to entry restrictions in the coming months. Individual
student groups that normally use the AAU PC rooms and corridors (e.g. MORE students)
often have no access to computers / laptops due to the temporary closure of these facilities. “
Personnel development (Evelin Brunner):
„Be aware ‐ Remember that the internet connection or the transmission modalities in the
home office or home learning are not always the same and be understanding.
Be aware ‐ Consider that the current situation at a distance can increase fear of the future
and social isolation and be understanding. “
ÖH Department for Women and Equal Opportunities (Anna Strobach):
„We would particularly like to point out that most students are currently under heavy and
often multiple burdens ‐ due to financial fears (loss of part‐time jobs to finance their studies),
worry about completing their studies on time, cramped living / working space situation,
great distance from family, childcare, effects of the social restrictions on the mental state etc.
‐ and the demand for the usual performance is hardly achievable, is more of a burden.
We would like to ask you to give us students as much security or to reduce uncertainty as far
as possible: to be accessible, to provide information about the examination method and date
as early as possible, to support us if we cannot meet the technical requirements, etc. “
University Center for Women and Gender Studies (Kirstin Mertlitsch):
“The corona crisis reinforces traditional gender relationships. In the sense of undoing gender,
it is important to become aware of gender‐specific role patterns in order to break them open.
Measures and regulations during the crisis are largely geared towards traditional structures
such as one‐income (small) families with heteronormative roles and do not take into account
diverse family constellations (right down to single parents) or other life and relationship
practices. “
We hereby ask for your active contribution to promote anti‐discrimination, compatibility and
diversity and to counter growing social inequalities. It is about recognizing and
acknowledging differences based on age, disability, ethnicity, gender, religion and belief, as
well as sexual orientation ‐ including their areas of intersection.
The members of the Diversity Council will be happy to support and advise you:
Kirstin Mertlitsch (chairwoman of the Intersectional Diversity Council/ UZFG centre for gender studies),
Bronwen Arbeiter‐Weyrer (Family Services),
Elena Buffa (ZE International Office),
Evelin Brunner (university’s staff development department)
Andreas Jeitler (ombudsman for disabilities)
Rachel Köberl (compatibility officer),
Maria Mucke und Christina Terle (the equalities working group),
Jutta Steininger (Commission of Experts for Women and Gender Studies),
Anna Strobach (ÖH – student union department for women and equal treatment),
Mark Wassermann (Accessibility Office)