Alle News von der Fakultät für Sozialwissenschaften

Einladung zum Forschungskolloquium des Instituts für Gesellschaft, Wissen und Politik: „Zwischen Polarisierung, Kooperation und Integritätswahrung: Wissenschaftliche Politikberatung in den USA“ Assoc. Prof.in Dr.in Anja Bauer 24. Oktober 2024 von 16:00-17:30 Uhr im HS 5

Abstract: Wie lässt sich die Autorität und Integrität wissenschaftlicher Politikberatung wahren, wenn das politische Klima zunehmend von Polarisierung und Postfaktizität geprägt ist? Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA analysiert Anja Bauer die wissenschafts- und technologiepolitische Beratung in den USA. Basierend auf ihren Untersuchungen während eines Forschungsaufenthalts in Washington, D.C. Anfang des Jahres gibt sie einen Überblick über zentrale Beratungsinstitutionen, ihre Funktionen und Arbeitsweisen. Dabei erörtert sie deren Spezifika im Kontext des politischen Systems und der politischen Kultur der USA, etwa die starke Gewaltenteilung, die sich auch in der Struktur der Beratungseinrichtungen widerspiegelt. Darüber hinaus beleuchtet der Vortrag aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen in der wissenschaftlichen Politikberatung. Ein zentrales Anliegen der Biden-Administration ist die Wiederherstellung bzw. Sicherung wissenschaftlicher Integrität und der Schutz von Regierungswissenschaftler:innen vor politischer Einflussnahme – besonders im Hinblick auf die Möglichkeit einer erneuten Amtszeit von Donald Trump.

Wir freuen uns über eine rege Teilnahme!

 

The Future of Tourism in the Alpine-Adriatic Region – ​International symposium, 22nd-24th October 2024

Vom 22. bis 24. Oktober 2024 findet in Hermagor, Kärnten, das internationale Symposium „Die Zukunft des Tourismus in der Alpen-Adria-Region“ statt. In Gedenken an den renommierten Geographen und Tourismusforscher Zlatko Pepeonik (1934-2004) wird die Veranstaltung zentrale Herausforderungen für den Tourismus in Küsten- und Bergregionen angesichts des Klimawandels beleuchten.

Weitere Informationen zum Symposium und Programm: Website der Südosteuropa Gesellschaft

 

Feldforschung am Stiegerhof: Studierende untersuchen Bodengesundheit / Field research at Stiegerhof: students investigate soil health

Im Rahmen des Kurses „Grundlagen der Methoden in der Physischen Geographie“ von Assoc. Prof. Dr. Glenda Garcia-Santos (Manjana Puff als Assistentin) und „Fachdidaktische Begleitung zu PPS 2: GW“ von Ingrid Huber am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Klagenfurt, und im Rahmen der Aktivitäten des Sustainability Lab, haben Geographie- und Lehramtsstudierende, an einer praxisnahen Feldarbeit teilgenommen. Die diesjährige Exkursion zum Stiegerhof bei Villach, wurde zusammen mit der Landwirtschaftlichen Fachhochschule Stiegerhof und der Landwirtschaftskammer von Kärnten organisiert.

Insgesamt wurden vier Dauergrünlandflächen untersucht, mit dem Ziel, bodenphysikalische Parameter zu erfassen und zu analysieren. Im Fokus steht die Bodengesundheit, die eine zentrale Rolle für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und nachhaltige Landnutzung spielt. Solche Exkursionen bieten den Studierenden die Möglichkeit, theoretische Inhalte praktisch anzuwenden und ökologische Zusammenhänge besser zu verstehen – ein wichtiger Aspekt in der Ausbildung sowohl in der Geographie als auch im Lehramt.

Neues Buch über Ökolandwirtschaft und demokratische Bürokratie in China

Christof Lammers Ethnographie zeigt anschaulich die Komplexität politischer Prozesse in einem Ökodorf in Sichuan auf. Übliche Schubladisierungen des chinesischen Staates greifen hier nicht. Eine spannende Lektüre für alle, die sich dafür interessieren, wie Bilder autoritärer, sozialistischer und kultureller Andersartigkeit die Sozialpolitik und den Übergang zur ökologischen Landwirtschaft prägen.

Lammer, Christof. 2024. Performing State Boundaries: Food Networks, Democratic Bureaucracy and China. New York: Berghahn Books.

Im Rahmen seiner Forschung lebte der Sozialanthropologe Christof Lammer länger als ein Jahr in einem Dorf, das Teil eines alternativen Lebensmittelnetzwerkes war. Das Dorf hatte sich zum Ziel gesetzt, mit einer Genossenschaft den Umstieg auf ökologische Landwirtschaft zu schaffen. Initiiert wurde dieser Übergang Anfang der 2010er Jahre von Dong Jie. Er wurde von Akteuren mit unterschiedlichen politischen Vorstellungen zugleich als Teil einer wiederbelebten traditionellen ländlichen Gemeinschaft geschätzt, als Teil der globalen Zivilgesellschaft respektiert und als gutes Parteimitglied und guter staatlicher Agronom gelobt. Diese Vielschichtigkeit ermöglichte es ihm, die Unterstützung von aktivistischen Wissenschafter:innen, organisierten städtischen Konsument:innen und der lokalen Regierung zu gewinnen. Ausgehend von dieser Beobachtung entwickelt Christof Lammer im Buch einen innovativen Ansatz für die Anthropologie des Staates, der die performative Grenzarbeit zwischen Staat, Zivilgesellschaft und Familie in ihrer Multiplizität und Materialität zu verstehen versucht.

Zur Zeit seines Aufenthalts im Ökodorf wurden eines Tages alle bestehenden Mindestsicherungen in der Gemeinde gestrichen und mussten neu beantragt werden. Gerechtfertigt wurde diese „Standardisierung“ nicht nur mit „zu viel“ Verwandtschaft – „Korruption“ – sondern auch mit „zu wenig“ Verwandtschaft und dem vermeintlichen Verlust traditionell chinesischer Werte – „mangelnde Haushaltsverantwortung“. Während diese Standardisierung einen Einschnitt in das Leben der bisherigen Empfänger:innen darstellte, bot dies für Christof Lammer die außergewöhnliche Gelegenheit bei der demokratischen Verwaltung der Mindestsicherungsanträge dabei zu sein. So konnte er beobachten, wie Grenzziehungen zwischen Staat und Verwandtschaft dieselben Praktiken als Individualismus, familiäre Sorge oder Korruption erscheinen lassen konnten und so über die Verteilung oder Streichung von Sozialleistungen entschieden.

„Das Buch ist nicht nur für China-Wissenschafter:innen interessant, sondern ganz allgemein für Sozialwissenschafter:innen, insbesondere für Sozialanthropolog:innen, denen es die Einbeziehung des Politischen in die Verwandtschaftsforschung nahelegt. Es ist gut strukturiert und eignet sich für Kurse über den lokalen Staat in der Volksrepublik China und die Anthropologie des Staates.“
Stephan Feuchtwang, London School of Economics and Political Science

„Lammers Buch ist ein hervorragendes Beispiel für eine ethnographisch fundierte theoretische Arbeit. Es bietet einen umfassenden Überblick über die Anthropologie des Staates … und treibt hochaktuelle theoretische Fragen voran. Eine weitere Stärke dieses Buches ist, dass es ein Gegengewicht zur orientalistischen Veranderung Chinas darstellt.“
Klāvs Sedlenieks, Stradiņš-Universität Rīga

Infos zu Buchpräsentationen (auch online!) sind hier zu finden.

Dank der großzügigen Unterstützung der Universität Klagenfurt und des Instituts für Gesellschaft, Wissen und Politik ist das gesamte Buch hier frei zugänglich (open access):
https://www.berghahnbooks.com/title/LammerPerforming

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Christof Lammer ist Sozialanthropologe am Institut für Gesellschaft, Wissen und Politik der AAU. Derzeit ist er Fellow am Käte Hamburger Kolleg inherit – heritage in transformation an der Humboldt Universität zu Berlin. Er ist Mitherausgeber der Sonderhefte „Measuring Kinship: Gradual Belonging and Thresholds of Exclusion“ (2021, Social Analysis) und „Infrastructures of Value: New and Historical Materialities in Agriculture“ (2024, Ethnos). Er ist auch Mitorganisator des Wissenschaftlichen Netzwerkes „Anthropologie und China(s)“ (DFG, 2021–2025).