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Einladung zum Vortrag „Panda Heritage: Kinship Measurements and Life’s Value in Species Conservation“ am 8. Mai (Dr. Christof Lammer)

Warum gelten Große Pandas als schützenswerte Art und als Nationalschatz Chinas, aber nicht alle Pandas als gleich wertvoll? Christof Lammer berichtet über seine Forschung zu Verwandtschaftsmessungen im Artenschutz und deren politischen, ökonomischen und ökologischen Implikationen.

Das Institut für Gesellschaft, Wissen und Politik der AAU lädt ein: Die Veranstaltung findet am 8. Mai 2025 um 17:00 Uhr in S.2.05 statt. Der Vortrag findet auf Englisch statt. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und einen anregenden Austausch im Anschluss an den Vortrag.

Abstract: What makes certain species and individual animals worth protecting? Christof examines the iconic case of the giant panda – a global symbol of conservation efforts and a national treasure of the People’s Republic of China – and suggests that kinship measurements play a central role in species conservation. Kinship is measured using a wide variety of methods, technologies and forms of data. Indicators of kinship range from genealogical proximity to behavioural resemblance and from lived closeness to genetic similarity. Although measurements of human kinship are widely used, for example in decisions about citizenship and inheritance, they are rarely studied under one theoretical heading. Therefore, their political and economic consequences have often been overlooked, including in environmentalism. Measured animal kinship has been mobilized to claim the belonging of highly valued species and for making breeding decisions that affect not only individual animals but also the human institutions that keep them. In Christof’s talk, you will hear about palaeobiological measurements of animal remains found in Europe that were used to challenge claims about the Chineseness of the giant panda lineage, a genetic matchmaking algorithm for captive pandas that was criticized as reviving a ‘backward’ cultural tradition of arranged marriages, and biologists’ measurements of kinship as embodied maternal care that promise to enhance the value of pseudo-pregnant female pandas for preserving the panda heritage.

Christof Lammer ist Sozialanthropologe am Institut für Gesellschaft, Wissen und Politik der Universität Klagenfurt. Als Fellow am Käte Hamburger Kolleg inherit – heritage in transformation der Humboldt Universität zu Berlin forschte er zu ‚Panda Heritage: Kinship Measurements and Life’s Value in Species Conservation‚ (April 2024-März 2025). Er ist der Autor von Performing State Boundaries: Food Networks, Democratic Bureaucracy and China (2024, Berghahn Books) und Mitherausgeber von zwei Sonderheften: Measuring Kinship: Gradual Belonging and Thresholds of Exclusion (2021, Social Analysis) und Infrastructures of Value: New and Historical Materialities in Agriculture (2024, Ethnos). Er ist Mitorganisator des DFG Netzwerkes Anthropologie und China(s) (2021-2026).

Der Tagesspiegel berichtete am 10. April 2025 über die Forschung von Christof Lammer:
https://www.tagesspiegel.de/wissen/berlin-bekommt-baren-zweiter-wahl-die-wissenschaft-hinter-chinas-panda-diplomatie-13512118.html

Podcast: Lebensmittelnetzwerke, demokratische Bürokratie und der Staat in China (New Books Network)

Christof Lammer (Universität Klagenfurt) sprach mit Suvi Rautio (Podcast Host, Universität Helsinki) über sein kürzlich veröffentlichtes Open-Access-Buch Performing State Boundaries: Food Networks, Democratic Bureaucracy and China (2024). Das Gespräch kann im Podcast des New Books Network nachgehört werden (Englisch): https://newbooksnetwork.com/performing-state-boundaries

 

“Das Buch taucht in komplexe politische Prozesse eines Ökodorfes in Sichuan ein und zeigt, wie die Grenze zwischen staatlich und nicht-staatlich unterschiedlich performt wird. Es veranschaulicht, wie in diesen Performances konkurrierende Bilder über die autoritäre, sozialistische und kulturelle Andersartigkeit des chinesischen Staates mobilisiert werden, um Sozialpolitik zu gestalten und den Übergang zur ökologischen Landwirtschaft auf unerwartete Weise zu beeinflussen. Für die Chinaforschung und die Anthropologie des Staates bietet das Buch fundierte theoretische Diskussionen und tiefgehende analytische Einsichten, die auf detailreicher Ethnografie basieren.“ (Suvi Rautio, podcast host, New Books Network, Übersetzung durch SoKPol)

 

Politikberatung in postfaktischen Zeiten: Ein Forschungsaufenthalt in Tempe, Arizona und Washington, D.C.

Von November 2023 bis Ende März 2024 absolvierte Anja Bauer einen Forschungsaufenthalt an der Arizona State University (ASU) mit Stationen in Tempe und Washington D.C. und gewann Einblicke in US-amerikanische Institutionen wissenschaftlicher Politikberatung.

Den ersten Teil des Forschungsaufenthalts verbrachte Anja Bauer an der School of the Future of Innovation in Society in Tempe, Arizona. Der Aufenthalt war dem Austausch zu Forschung (insbesondere zu Anticipatory Governance, Responsible Research and Innovation und Energiepolitik) und Lehre gewidmet. Die SFIS bietet verschiedene Programme mit STS-Bezügen an, wie den Bachelor „Innovation in Society“, die Master „Global Technology and Development” und  „Public Interest Technology“ sowie die PhD Programme „Human and Social Dimensions of Science and Technology“ und „Innovation in Global Development“. Im Jänner 2024 lehrte Anja Bauer eine Einheit zu verschiedenen Rollen von Politikberater:innen bei der 11. Winter School on Emerging Technologies: Accelerating Impactful Scholarship. Neben akademischer Netzwerkbildung ermöglichte ihr der Aufenthalt in Arizona auch Einblicke in die mögliche Zukunft der Mobilität: Phoenix/Tempe ist ein großes Testgebiet für Googles selbstfahrendes Taxi Waymo; eine Fahrt darin durfte für eine STS-Wissenschaftlerin natürlich nicht fehlen.

Den zweiten Teil des Aufenthalts, von Februar-März 2024, verbrachte Anja Bauer am Consortium for Science, Policy and Outcomes der ASU in der Hauptstadt Washington D.C.. Während dieser zwei Monate beschäftigte sich Anja Bauer insbesondere mit den Institutionen und Prozessen wissenschaftlicher Politikberatung in der US-amerikanischen Wissenschafts- und Technologiepolitik, führte eine Reihe von Interviews mit Vertreter:innen entsprechender Institutionen und nahm an zahlreichen akademischen und politischen Veranstaltungen teil. Im Rahmen der CSPO-Vortragsreihe „New Tools for Science Policy“ hielt sie im März 2024 einen Vortrag zur europäischen Technikfolgenabschätzung (zum Nachschauen: https://cspo.org/event/ntsp032124/) und beförderte damit den Austausch zwischen europäischen und US-amerikanischen Ansätzen und Erfahrungen mit Technikfolgenabschätzung. Neben Kontakten zu akademischen und nicht-akademischen Akteuren resultierte der Forschungsaufenthalt in Vorträgen und Publikationen, die sich mit der Frage der Autorität wissenschaftlicher Politikberatung in Zeiten zunehmender Politisierung und Postfaktizität beschäftigen. Vor dem Hintergrund des verschärften Drucks auf Wissenschaft und wissenschaftliche Beratungsinstitutionen unter der zweiten Regierung von Präsident Trump bleiben diese Fragen für Anja Bauer auch nach der Rückkehr nach Österreich von hoher Relevanz.

 

Neue Publikation zu Qualität und Zugänglichkeit in europäischen Biobanken

In einem neulich in der Zeitschrift Big Data & Society veröffentlichten Beitrag analysiert Erik Aarden, wie die Qualität von gesammelten Proben und Daten in der europäischen Biobanken-Infrastruktur BBMRI-ERIC verwaltet wird und wie diese Materialien sichtbar und zugänglich gemacht werden. Mittels des analytischen Metaphors der Kartografie (mapping) wird sichtbar, wie Plattformen, mit denen Materialien sichtbar und zugänglich gemacht werden gleichzeitig die Produktion einer bestimmten Karte eines Europas der Integration und Fragmentierung sichtbar macht.

Der Artikel ist zugänglich via https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/20539517241303128