Alle News von der Fakultät für Kultur- und Bildungswissenschaften

28. 05.: Pussy Riot

In Kooperation mit dem Klagenfurt Festival

 

IM GESPRÄCH

Samstag, 31. 05. 2025

11.00 Uhr

Pussy Riot im Gespräch mit Christine Scheucher

 

Mit ihren künstlerischen Aktionen gegen die russische Oligarchie und den mit ihr kollaborierenden Kräften aus Politik, Wirtschaft und Kirche haben Pussy Riot Weltruhm erlangt. Der kritische feministische Widerstand mit künstlerischen Mitteln hat einzelne Mitglieder des Kollektivs in Straflager gebracht und ins Exil getrieben, wo sie in ständiger Gefahr leben, nach Russland ausgeliefert und wieder inhaftiert zu werden.
Doch die übermächtige Staatsmacht hat die Künstlerinnen nicht mundtot gemacht. Sie verstehen sich als Propagandistinnen gegen die Putin-Diktatur und für Demokratie, die mit dem Überfall auf die Ukraine in eine neue Phase eingetreten ist. Vor diesem Hintergrund des aktuellen Krieges setzen sich die Pussy-Riots für die Beendigung des Krieges und die Solidarität mit der Ukraine ein.

 

Im Gespräch mit Moderatorin Christine Scheucher (Ö1) präsentieren die Mitglieder des Kollektivs Videos ihrer Aktionen und Performances und geben Einblicke in ihre aktuelle künstlerisch-politische Arbeit.

 

 

28. 05.: PeterLicht

NEUE LITERATUR

 

PeterLicht: Ja okay, aber

Lesung

Mittwoch, 28. 05. 2025

19.00 Uhr

 

Der deutsche Musiker und Autor PeterLicht bewegt sich mit seiner Arbeit zwischen Text und Musik, Popkultur und Theater. Mit seinem Lied vom Sonnendeck landete er 2001 den Underground-Sommerhit. Für Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des 3. Jahrtausends erhielt er den Publikumspreis und den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, und mit seinen Stücken ist er regelmäßiger Gast auf wichtigen deutschen Theaterbühnen.

In seinem jüngsten Roman mietet sich ein Mann mittleren Alters in einem Co-Working-Space ein, um endlich voranzukommen. Womit, ist noch unklar, doch er spürt, es geht ums Ganze. So scheint es allen in diesem kargen wie fantastischen Co-Working-Space zu gehen: Flexible Selbstoptimierer, erfahrene Förderantragsschreiber, sprachlose Call-Center-Agenten, wortgewandte Prokrastinierer und andere frei flottierende Büroexistenzen – sie alle haben viel vor und stehen doch die meiste Zeit im Pausenraum und trinken Kaffee, viel Kaffee.
Denn es gilt: kein Kapitalismus ohne Kaffee. Poetisch, klug und witzig führt der Autor uns mitten hinein ins korrupte Herz unseres Selbst.

Der Space: Ein kleiner Raum, ein Tisch, ein Stuhl. Und im Pausenraum eine hochwertige Kaffeemaschine. Der Erzähler hat viel vor, doch dann kommt immer etwas dazwischen: Kaffeetrinken, Friseurtermin, Dokumentarfilm im Schwimmbad, Besuch von alten Bekannten, ein Konzert mit schrecklichem Ausgang, schlechte Träume von sich abschlachtenden Generälen, ein sich auftuendes Vakuum, das ihn zu verschlingen droht, solche Sachen, und immer wieder Kaffee. Doch auch die anderen kommen nicht voran. Und so stehen mit der Zeit immer mehr Leute vor der hochwertigen Kaffeemaschine herum, lauschen den Zisch- und Brumm-Geräuschen, bis sie unvermittelt beschließen, eine Party zu schmeißen. Danach wird nichts mehr so sein wie zuvor.

Poetisch, klug und witzig führt PeterLicht mitten hinein ins korrupte Herz unseres Selbst.

 

 

 

In Kooperation mit dem Klagenfurt Festival 

 

21. 05.: Hanno MILLESI | Andrea WINKLER

NEUE LITERATUR

 

Hanno Millesi: Zur Zeit der Schneefälle

Andrea Winkler: Mitten im Tag

Lesungen

 

Mittwoch, 21. 05. 2025

19.30 Uhr

 

Moderation: Peter Clar

 

Zur Zeit der Schneefälle

Im Zentrum von Hanno Millesis Roman klafft ein Loch – eines, das auf unerklärliche Weise die Wand des Wohnzimmers des Protagonisten Rainer durchlässig werden lässt. Niemand scheint für seine Entstehung verantwortlich zu sein, auch kein Mitglied der auf der anderen Seite wohnenden Familie Nolde. Mit dem fortschreitenden Verfall der Wohnzimmerwand wird auch der Zustand der Überforderung immer intensiver. In der wechselseitigen Beobachtung spiegeln sich die Protagonist:innen samt all ihrer alltäglichen Bedürfnisse, Fehleinschätzungen und Unzulänglichkeiten, die mit viel Sinn für Situationskomik ausgekostet werden. Hanno Millesi erzeugt eine Erzählsituation, die wie nebenbei Einsichten in gegenwärtige gesellschaftliche Zustände ermöglicht.

 

Mitten im Tag

Folgt man den vielfältigen Figuren von Andrea Winklers Erzählungen, dann begibt man sich auf Reisen, die den Blick freimachen für Beobachtungen und Einsichten von grundlegender Bedeutsamkeit. Es sind dabei gerade nicht die lauten Geschehnisse des ringsum rauschenden Alltags, denen ihre Aufmerksamkeit gilt, sondern vermeintlich periphere Momente. Welche Bestandteile unseres täglichen Lebens sind für uns, bei genauer Beobachtung und gewissenhafter Befragung, unverzichtbar und sinnstiftend? Dies zu erwägen und aus unzähligen Richtungen in den Blick zu nehmen, mit sprachlichem Witz, schlichter Schönheit und großer Präzision, lädt Mitten im Tag ein.

 

Hanno Millesi, lebt und arbeitet in Wien. Nach Studien der Kunstgeschichte und Philosophie zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum moderner Kunst Wien, in der Folge freischaffender Autor, Herausgeber und Lehrender am Institut für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst sowie an der Schule für Dichtung in Wien. Zuletzt erschien Der junge Mann und das Meer (Erzählungen, 2023).

 

Andrea Winkler wurde in Freistadt geboren und lebt nach dem Studium der Germanistik und der Theaterwissenschaften als Schriftstellerin in Wien. Für ihre zwischen Erzählung und Betrachtung changierende Prosa erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Zuletzt erschienen von ihr: König, Hofnarr und Volk (2013), Die Frau auf meiner Schulter (2018).

 

 

 

 

 

13. 05.: Elisabeth REICHART

ERINNERN

 

„Vor jeder Erinnerung das Wissen: Alle Sätze in dieses Gestern können nur Brücken zu Inseln sein, was sie verbinden, es bleibt für immer getrennt.“

 

Elisabeth Reichart:

Komm über den See

 

Dienstag, 13. 05. 2025

19.30 Uhr

 

Lesung
Moderation: Arno Rußegger

 

Im Mittelpunkt von Elisabeth Reicharts literarischem Werk steht fast immer der Krieg oder dessen Fortsetzung mit anderen Mitteln, wobei ihr Interesse sich in beharrlicher Spurensuche auf historische Personen und Zusammenhänge, aber auch auf gesellschaftliche Strukturen und Hintergründe bezieht, so bereits in ihrem erfolgreichen Erstlingsroman Februarschatten (1984) über die sogenannte „Mühlviertler Hasenjagd“, der Jagd auf entflohene russische KZ-Häftlinge durch die benachbarte Bevölkerung.

Komm über den See – der Titel ist einem Gedicht von Sarah Kirsch entliehen – wurde zum ersten Mal 1988 veröffentlicht und erscheint nun in einer Neuauflage. Die Erzählung kreist um den Bewusstseinszustand einer geschiedenen Mittvierzigerin, die als Kind einer KZ-Insassin und eines Nazi-Protegés nach Jahren der Passivität und Flucht vor der eigenen Biographie durch ein besonderes Erlebnis ihren Selbstzweifeln und ihrer Sprachlosigkeit entkommt und sich zu öffnen und artikulieren lernt.

Komm über den See verbindet Themenkreise, die seit Beginn an Elisabeth Reicharts Werk formen: generationsübergreifendes Schweigen, Sprachlosigkeit und Verdrängen, aber auch weiblicher Widerstand gegen eine – immer noch – von Männern beherrschte Welt. Aufwühlend und zeitlos aktuell.

 

Elisabeth Reichart, geboren 1953 in Steyregg/OÖ. Lebt in Wien; Studium der Geschichte und Germanistik in Salzburg und Wien; Dissertation über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Salzkammergut; seit 1982 freie Schriftstellerin. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt: In der Mondsichel und anderen Herzgegenden (2013), Frühstück bei Fortuna (2016), Mein Geliebter, der Wind (2019).

 

 

Autorinnenfoto: Alexander Golser