Bucherscheinung: Ingeborg Bachmann und die Philosophie

„Wäre Bachmann universitäre Philosophin geworden, wäre sie vielleicht nicht Dichterin geblieben. So wurde sie Schriftstellerin, ohne das Philosophieren aufzugeben“, schreiben die Herausgeber:innen in ihrem Vorwort zum Buch „Ingeborg Bachmann und die Philosophie“, das kürzlich in der Reihe colloquium: new philologies erschien. Der Band versammelt die überarbeiteten Vorträge der gleichnamigen Tagung, die nach einer Idee von Marion Heinz gemeinsam mit Alice Pechriggl und dem Institut für Philosophie, in Kooperation mit dem Musil-Institut für Literaturforschung der Universität Klagenfurt, organisiert wurde und von 19. bis 20. Mai 2022 im Musil-Haus stattfand.

 

Ingeborg Bachmann, die bereits in ihrer Schulzeit mit dem Verfassen literarischer Texte begann, studierte von 1945 bis 1950 Philosophie, sowie Psychologie, Germanistik, Kunstgeschichte und Rechtswissenschaften an den Universitäten Innsbruck, Graz und Wien. 1950 schloss sie ihr Studium mit einer Dissertation im Fach Philosophie an der Universität Wien ab. Die Arbeit trägt den Titel: Die kritische Aufnahme der Existenzialphilosophie Martin Heideggers. Danach strebte sie eine philosophisch-wissenschaftliche Karriere an, musste aber rasch erkennen, dass eine solche Laufbahn zu dieser Zeit in dem männerdominierten Fach nicht realistisch war.

Bachmann widmete sich später in diversen Radio-Essays der Philosophie, vor allem aber wob sie sie in ihre Dichtung ein. Ihr besonderes Interesse galt dem Widerspruch zwischen der neuen Ontologie Heideggers und der sprachphilosophisch fundierten Metaphysikkritik Wittgensteins. Zwischen diesen beiden Gegensätzen suchte sie nach der Eigenart der dichterischen Rede und ihrem genuinen Anspruch auf Wahrheit.

Die „schöne Sprache“ der Dichtung sei, so Bachmann in den Frankfurter Vorlesungen, der Realität verpflichtet. Marion Heinz, Eva Laquièze-Waniek und Alice Pechriggl schreiben in ihrer Einführung: „Was aber dieses Gebot der Wahrheit und Wahrhaftigkeit dichterischer Sprache besagt, wie diese Realität zu definieren ist, welche Art der Erfassung als ihr angemessen zu gelten hat, und auch, welcher Moral bzw. Ethik dieser selbstgesetzten Norm entspricht, der Realität durch Dichtung gerecht zu werden, sind Grundfragen der Dichterin.“

Der Sammelband „Ingeborg Bachmann und die Philosophie“ wird am 4. Oktober 2024 um 18:00 Uhr, Z.1.29 (Oman-Saal) an der Universität Klagenfurt präsentiert.

Heinz, Marion; Laquièze-Waniek, Eva und Pechriggl, Alice (Hrsg.) (2024). Ingeborg Bachmann und die Philosophie. Special Issue. Colloquium: new philologies (open access), https://colloquium.aau.at/index.php/Colloquium/issue/view/16.

Second International Klagenfurt Wittgenstein Workshop

SECOND INTERNATIONAL KLAGENFURT WITTGENSTEIN WORKSHOP

PRIVACY, EXPRESSION, THE HUMAN BODY, AND OTHER MINDS: CAVELL, MCDOWELL, AND STROUD ON WITTGENSTEIN

James Conant, David Finkelstein (University of Chicago),
Volker A. Munz (University of Klagenfurt)
University of Klagenfurt/Austria, Stiftungssaal O.0.1

August 1 – August 3, 2024
Contact: Volker [dot] Munz [at] aau [dot] at

This year’s Klagenfurt Workshop will examine the work of some of the most challenging, insightful, influential, and controversial commentators on Philosophical Investigations, §§243-308.

 

Unit I of the Workshop will focus on the work of John McDowell, especially his reading of Wittgenstein’s so-called private language argument. We will move in Unit II to an examination of Barry Stroud’s textually subtle undoing of what one might call the standard  reading of the private language argument.
Unit III will be devoted to Stanley Cavell’s development – in Part IV of The Claim of Reason – of Wittgenstein’s treatment of privacy, expression, and skepticism about the possibility of knowledge of other minds.

PHILO Plakat final

Internationale Tagung: Bürgerkrieg – στάσις. Antike und moderne Erschütterungen der Demokratie, 28.-29. Juni 2024, O.0.01 (Stiftungssaal)

Das Institut für Philosophie veranstaltet gemeinsam mit dem Institut für Geschichte folgende Tagung und möchte Sie gerne dazu einladen:

 

Bürgerkrieg – στάσις

Antike und moderne Erschütterungen der Demokratie
 vom 28. – 29. Juni 2024, im O.0.01 der Universität Klagenfurt.

Plakat_Bürgerkrieg_2024

Flyer_ Bürgerkrieg_2024

Abstracts_gesamt

 

An der Schnittstelle von Alter Geschichte und antiker griechischer Philosophie der Politik mit der modernen politischen Geschichte und ihrer Theorie lassen sich immer wieder neue Sichtweisen auf ein Phänomen eröffnen, das die Demokratie seit ihren Anfängen erschüttert: der Bürgerkrieg, στάσις.
Mit dem altgriechischen Wort für Stillstand bezeichnet, scheint der Bürgerkrieg – στάσις – die Zeit anzuhalten und eine mythische Vergangenheit unmittelbar gegenwärtig zu machen. Zugleich erscheint die στάσις als ein Zustand größtmöglicher Anspannung durch die Verhärtung einander unversöhnlich gegenüberstehender Fronten. Die (auch gewaltsame) Entladung dieser Anspannung kann eine Gemeinschaft zerreißen, aber auch zu deren Weiterentwicklung führen.
In jedem Fall stellt der Bürgerkrieg einen tiefen, ja tragischen Einschnitt in der Geschichte einer Gemeinschaft dar. Als solcher fällt er oftmals dem Vergessen anheim oder so etwas wie einer Verdrängung im übertragenen Sinn.

KONZEPTION UND ORGANISATION:
Katarina Nebelin, Alice Pechriggl
ORGANISATION:
Valentina Holl, Silvia Krachler, Petra Stroj

 

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

     

 

 

Vortrag: „Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten.“ Ludwig Wittgensteins und Ingeborg Bachmann

Das Institut für Philosophie lädt ein zum Vortrag

„Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten.“ Ludwig Wittgensteins und Ingeborg Bachmann 

von Micaela Latini

am Mittwoch, 05.06.2024, um 18 Uhr, im N.1.71.

 

Abstrakt:

Im Vortrag möchte Micaela Latini den Einfluss von Wittgensteins Philosophie auf das literarische Werk von Ingeborg Bachmann untersuchen. Insbesondere wird sie die Polarität „Sagbares/Unsagbares“ betrachten, die im Mittelpunkt von Bachmanns Auseinandersetzung mit Ludwig Wittgenstein steht. Damit zusammenhängende Kerngedanken des Tractatus und der Philosophischen Untersuchungen finden sich exemplarisch sowohl in Ingeborg Bachmanns Erzählsammlung Simultan als auch in ihrem Roman Malina wieder.

 

Zur Person:

Micaela Latini lehrt Neuere deutsche Literatur an der Universität Ferrara, wo sie auch als Dozentin für Ästhetik am Institut für Architektur tätig ist. Sie hat zahlreiche Beiträge zu G. Anders, Th. W. Adorno, J. Àmery, I. Bachmann, W. Benjamin, Th. Bernhard, E. Bloch, G. Büchner, H. Farocki, M. Haneke, Herder, Fr. Kafka, J. M. R. Lenz, R. Musil, L. Tieck und L. Wittgenstein veröffentlicht.

Veröffentlichungen:

Il possibile e il marginale. Studio su Ernst Bloch (Mimesis, Mailand 2006); La pagina bianca. Thomas Bernhard e il paradosso della scrittura (Mimesis, Mailand-Udine 2011); Il museo degli errori. Thomas Bernhard e gli Antichi Maestri (Albo Versorio, Mailand 2012, und in überarbeiteter Fassung Meltemi, Mailand 2021); Die Korrektur des Lebens. Studien zu Th. Bernhard (Königshausen & Neumann); Un’estetica dell’esagerazione. Studio su G. Anders (Jouvence, Mailand 2018).

2018 erschien der Sammelband Wittgenstein e la Grande Guerra (Mimesis, herausgegeben in Zusammenarbeit mit M. de Nicolò und F. Pellecchia).