Daniel Berndt: 26. April 2022, 18.00 Uhr, Z.1.08
Abstrakt:
Auch wenn die Mitglieder von GCC stets behaupten, dass der Name ihres Kollektives keine Abkürzung ist, die für etwas Bestimmtes steht, stellt er doch einen offensichtlichen Verweis auf den Golf-Kooperationsrat dar, der Union zwischen den Vereinigten Emiraten, Bahrain, Saudi Arabien, Kuwait und Qatar, die im Englischen Golf Cooperation Council genannt und mit GCC abgekürzt wird. Die Arbeiten des Künstler*innenkollektives setzen sich zudem in erster Linie mit den diplomatischen Ritualen und den bürokratischen Abläufen auseinander, mit denen die Mitgliedsstaaten des Golfkooperationsrates ihr politisches Programm inszenieren bzw. umsetzten und die darüber hinaus als Haupttriebfedern einer internationalen wirksamen Soft Power fungieren. Indem sie sich an der Schwelle zwischen dem Golf und dem Rest der Welt positionieren, praktizieren die GCC-Mitglieder ihre eigene ostentativ performative Art von Diplomatie (oder wie sie es nennen ein «simulacrum of diplomacy»), die innerhalb des komplexen Systems von Macht, Repräsentation, die durch sie propagierten Ideologien und verschiedene Betrachter*innenpositionen verhandelt. Das heisst, GCC thematisiert die Konstruktion von nationaler Identität und «nationaler Kultur» in den arabischen Golfstaaten in Bezug auf die Selbstwahrnehmung ihrer Bürger und deren Wirkung in einem globalen Kontext, im Rahmen komplexer transnationaler Beziehungen und wechselseitiger Abhängigkeiten. Dies soll mit Fokus auf die Installation Positive Pathways (+) (2016) diskutiert werden.
Kurz CV:
Daniel Berndt studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Ethnologie an der Freien Universität in Berlin und hat im Rahmen des Graduiertenkollegs Das fotografische Dispositiv an der HBK Braunschweig promoviert. Derzeit ist er wissenschaftlicher Assistent (Postdoc) am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich und hat im Sommersemester 2022 am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg eine Vertretungsprofessur inne. Von 2009 bis 2012 war er als Research Center Coordinator bei der Arab Image Foundation in Beirut und von 2017 bis 2019 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen des Forschungsprojektes Bildpolitik am Deutschen Literaturarchiv Marbach tätig. Texte von ihm wurden unter anderem in Springerin, Camera Austria, Aperture und Frieze veröffentlicht. Sein Buch Wiederholung als Widerstand? Zur künstlerischen (Re-)Kontextualisierung historischer Fotografien in Auseinandersetzung mit der Geschichte Palästinas ist 2018 bei transcript erschienen. Derzeit arbeitet er an einer Monografie (Beyond Video – Arbeitstitel) zum Bewegtbild, Identitätskonstruktionen und dem Einfluss digitaler Technik in der Gegenwartskunst.
Stock-Foto „Arab woman taking selfie photo showing 3 finger sign of Sheikh Mohammed bin Rashid“, Shutterstock Artikel-ID: 1338561728