Das am Institut für Kulturanalyse angesiedelte FWF -Projekt „Performing Reality“ stellt am 8. Oktober einige seiner Ergebnisse in einer Pressekonferenz vor.
Haben gar viel mehr Kärntner Slowen*innen für den Verbleib bei Österreich gestimmt, als bisher klar war? Welche Spuren hat das Plebiszit von 1920 in den Klagenfurter Straßen(namen) hinterlassen? Wie können wir künstlerisch und wissenschaftlich den Umgang mit der Erinnerung an das Plebiszit thematisieren? Das Institut für Kulturanalyse arbeitet im Projekt „Performing Reality | Kärnten/Koroška | 1920-2020“ die bisherigen Erzählweisen zum 10. Oktober auf und präsentiert neue Perspektiven.
Einladung zur Pressekonferenz
am Donnerstag, 8. Oktober 2020 (10:30 Uhr)
Stadtgalerie Klagenfurt, Theatergasse 4, 9020 Klagenfurt
Es sprechen: Ute Holfelder, Bernd Liepold-Mosser, Klaus Schönberger und Guido Tiemann
Wir freuen uns über Ihre Anmeldung unter luka [dot] mrcela [at] aau [dot] at
„Am 10. Oktober 2020 wird sich der Tag der Kärntner Volksabstimmung, bei der im Jahr 1920 über den Verbleib von Teilen Kärntens bei Österreich abgestimmt wurde, zum hundertsten Mal jähren. Die Erinnerung an das Plebiszit und den sogenannten Abwehrkampf prägt die Kärntner Landes–geschichte und -geschicke noch immer und findet ihren Ausdruck insbesondere im bis heute schwelenden Konflikt um den Stellenwert der slowenischen Sprache. Dem FWF-Projekt ‚Performing Reality‘ liegt die Annahme zugrunde, dass Wirklichkeit in performativen Akten hergestellt und somit auch das Ereignis des Plebiszits durch die rituellen Praktiken der 10.-Oktober-Feiern und den öffentlichen Diskurs kontinuierlich hergestellt und fortgeschrieben wird“, so Projektleiter Klaus Schönberger, Professor am Institut für Kulturanalyse. Dieser Wirklichkeit nähert man sich im Projekt auf verschiedenen Ebenen an:
Guido Tiemann hat die regionalen Stimmenverteilungen in den 51 Abstimmungsgemeinden mit Verfahren der modernen Wahlforschung wieder aufgegriffen und statistisch analysiert. Damit erreicht er neue Befunde zum Abstimmungsverhalten der „Deutsch-Kärntner“ und der „Kärntner Slowenen“.
Ute Holfelder, Wilhelm Kuehs, Ute Liepold, Bernd Liepold-Mosser, Roland W. Peball und Klaus Schönberger legen mit dem Band „Dispositiv Kärnten/Koroška oder Das andere Land“ eine Buchpublikation (Heyn-Verlag) an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst vor, die an die Ausstellung „Das andere Land“ im Museum Moderne Kunst Kärnten (MMKK) anknüpft und in der auch das gleichnamige Stück des Theaters Wolkenflug nachzulesen ist.
Ute Holfelder hat darüber hinaus mit Studierenden einen „Spaziergang durch Celovec / Sprehod po Klagenfurtu“ (Drava-Verlag) unternommen und in einem Buch die Erinnerungsspuren wie Straßennamen, Erinnerungstafeln und Denkmäler mit Bezug zum Jahr 1920 aufgezeichnet.
Am 1. Oktober feiert außerdem das Stück „Servus Srečno Kärntenpark“ seine Premiere am Klagenfurter Stadttheater. Bernd Liepold-Mosser zieht darin die Summe seiner 20-jährigen künstlerischen Auseinandersetzung mit Kärnten/Koroška und verwandelt das Bundesland in einen historischen Themen-Park. Mit dem inzwischen zweiten Theaterstück wird ein weiteres künstlerisch-forschendes Ergebnis der Ko-Produktion von Theater und Kulturanalyse vorgelegt. Das Projekt wird aus Mitteln des FWF Österreich finanziert und läuft noch bis 30.6.2021.