News veröffentlicht vom Institut für Germanistik

 

 

Tagungsankündigung: Reformation und Gegenreformation auf der Bühne 27. – 29. August 2024

Regionaltagung der Société internationale pour l’étude du théâtre médiéval (SITM),
Sektion deutschsprachige Länder

Salzburg und Klagenfurt 27.–29. August 2024

Die Tagung möchte sich gezielt dem hybriden Phänomen des religiösen Theaters des 16. Jahrhunderts widmen. Es interessieren Spiele und Dramen, die mit „mittelalterlichen“ und mit „neuzeitlichen“ oder an die Antike angelehnten Formen arbeiten. Gezeigt werden soll, wie die Spiele dieser Fugenzeit gezielt theatrale und rhetorische oder literarische Formen auswählen, um ihre konfessionelle Aussage zu unterstreichen. Dies reicht vom geschickten Einsatz der großflächigen Simultanbühne oder der kleinflächigen Sukzessionsbühne über die Integration von Tänzen, Prozessionen oder Ritualen bis hin zu rhetorisch ausgefeilten Reden oder in den Text integrierten Predigten. Die Einteilung in Akte mit Chorliedern, die Strukturierung in Haupt- und Parallelhandlung oder die meist symbolische Verteilung des Spiels auf mehrere Spieltage zeugen von einer sehr gezielten Auswahl theatraler Formen durch die Dramatiker und/oder Spielleiter. Je besser die Kontexte der Aufführung erschlossen werden können, umso verständlicher scheinen die einzelnen Spiele als Akteure in einer Zeit konfessioneller Auseinandersetzung zu sein.

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Radiointerview: Redewendungen von Postdoc-Ass. Dr. Steven Schoonjans

Am 20. Juni war unser Mitarbeiter Steven Schoonjans bei Radio Kärnten zu Gast und hat mit Reporterin Tanja Rojak über die falsche Verwendung von Redewendungen gesprochen.
Nachzuhören bis 19.07.2024 unter https://sound.orf.at/radio/ktn/sendung/40824/radio-karnten-am-nachmittag (ab 14:12 bzw. 14:20)

Vorankündigung – Neues Curriculum für das Bachelorstudium und Masterstudium Germanistik – gültig ab 1. Oktober 2024

Curriculum BA-Studium ab 1.Oktober 2024

Curriculum MA-Studium ab 1.Oktober 2024

Im Gedenken an Murray G. Hall

 

Am 4. 9. 2023 wurden wir mit der traurigen Nachricht konfrontiert, dass Murray G. Hall uns nach einer schweren Krankheit verlassen hat. Uns, d. h. nicht nur die Kolleg:innen der österreichischen und internationalen Germanistik, sondern auch das Institut für Germanistik in Klagenfurt im Besonderen. Mit unserem Institut war er nicht nur durch seine verdienstvollen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Verlagsgeschichte, der systematischen Erschließung österreichischer Nachlassbestände oder der Provenienzforschung verbunden, sondern auch über seinen Einsatz für Hugo Bettauer, des umstrittenen, von der Germanistik lange verdrängten Reportage- und Kolportageroman-Autors, investigativen Journalisten, Zeitschriftenherausgebers, Sexualaufklärers und Literaturnetzwerkers der frühen 1920er Jahre.

Murray G. Hall hat die Buchforschung im engeren wie im weiteren Sinne in Österreich etabliert. Seine zweibändige Österreichische Verlagsgeschichte 1918 – 1938 ist ein Standardwerk. Er hat Forschung und Wissenschaft aber auch als Verpflichtung zu gesellschaftlichem Handeln verstanden. Es ist in diesem Kontext durchaus kein Zufall, dass er die treibende Kraft bei der Gründung des Österreichischen Literaturarchivs in Wien (1989) war, Mitbegründer der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung und der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich.

Murrays vielfache freundschaftliche wie professionelle Kontakte zur Klagenfurter Germanistik reichen zurück bis zur ersten hier tätigen Generation von Literaturwissenschaftern. Als einer der wichtigsten Proponenten der quellenorientierten literaturwissenschaftlichen Forschung, für die ab dem Ende der 1970er Jahre etwa zwei Jahrzehnte lang auch die Klagenfurter Germanistik über die Grenzen des Landes hinaus bekannt und geschätzt war, war er dem Institut eng verbunden. Die jüngere Generation an der klu.g hat diese Forschungstradition mit der Angewandten Germanistik und deren Ausrichtung auf empirische Buch- und Leser:innenforschung auf ihre Art fortgesetzt, auch sie konnte auf Murrays Rat, Tat, Kooperationen und Netzwerke zählen.

Über viele Jahre war Murray G. Hall auch als Lehrbeauftragter bzw. Gastprofessor an der Universität Klagenfurt, zuletzt 2016. Als gern gesehener Gast und Referent bei Tagungen, gesuchter Gesprächspartner überraschte er mit trockenem wie hintergründigem kanado-austriakischen Humor wie er mit dem Füllhorn seines Wissens zu verwöhnen wusste.

Mit ihm verliert die österreichische Germanistik eine leise, aber prononcierte Stimme, einen Kämpfer am Rande, dem mancher Weg versperrt blieb und der trotzdem, auch vom Rand her Grundlegendes für das Fach, die Kolleg:innenschaft und die vielen Studierenden, die ihn als inspirierenden Lehrer in Erinnerung haben, geleistet hat.

Primus-Heinz Kucher, Doris Moser

Fotocredit: (M.Wögerbauer)