IfEB-Spotlight April 24: Katharina Kazianka „Studentische Tutor*innen in der Hochschullehre“

Welches Thema bearbeitest du und was bedeutet es für dich?

Ich habe meine Masterarbeit „Studentische Tutor*innen in der Hochschullehre. Aufgaben und Funktionen sowie der daraus resultierende persönliche, akademische und berufliche Nutzen“ dazu genützt, um die vielzähligen und aus der Hochschullehre nicht mehr wegzudenkenden studentischen Tutor*innen in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen, denn trotz der vorliegenden langjährigen Tradition in der Hochschullehre, erlangt ihre essenzielle und nicht mehr wegzudenkende Arbeit kaum Beachtung.

In diesem Kontext haben mich zwei Forschungsschwerpunkte in besonderer Weise interessiert: Zum einen wollte ich herausfinden, welche vielfältigen Aufgaben und Funktionen studentische Tutor*innen in der Hochschullehre übernehmen. Zum anderen war es mir aber auch ein großes Anliegen, mich damit auseinanderzusetzen, welchen persönlichen, akademischen und beruflichen Nutzen Tutor*innen aus Ihrer tutoriellen Tätigkeit für sich selbst ziehen können.

Im Rahmen meiner intensiven Literaturrecherche wurde zudem sehr schnell ersichtlich, dass es sich Bezug nehmend auf meine Forschungsfrage, um ein nicht sehr breit erforschtes Themenfeld handelt und somit in gewisser Weise um eine Forschungslücke. Dabei wurde in der Literatur hauptsächlich der Nutzen für die Studierenden in den Fokus gestellt. In den wenigsten Fällen lässt sich in der Literatur jedoch etwas zum vielfältigen Nutzen für die tätigen Tutor*innen selbst finden.

Weiters konnte ich während meiner Tätigkeit als Tutorin feststellen, dass nicht alle Tutor*innen dieselben Aufgaben und Funktionen übernehmen. Somit wollte ich auch hier ersichtlich machen, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten innerhalb des Aufgaben- und Tätigkeitsbereiches von Tutor*innen ersichtlich werden können.

Wie ist dieses Thema mit deinem Studium verbunden?

Da ich während meinem gesamten Masterstudium als studentische Tutorin im Rahmen der Vorlesung „Bildung, Entwicklung und Sozialisation im Erwachsenenalter“ bei Herrn Universitätsprofessor Dr. Peter Schlögl tätig war, viele engagierte und motivierte Tutor*innen kennenlernen durfte, vielfältigste tutorielle Erfahrungen gesammelt habe und mich diese Tätigkeit in vielfältigster Weise zur Selbstreflexion und zum Weiterdenken angeregt hat, war für mich sehr schnell klar, dass ich diese Thematik im Rahmen meiner Masterarbeit bearbeiten möchte.

Zudem möchte ich an dieser Stelle betonen, dass Tutor*innen eine langjährige Tradition in der Hochschullehre haben und im 21. Jahrhundert aus dieser keinesfalls mehr wegzudenken sind. Tutor*innen unterschiedlichster Art lassen sich in allen Studienrichtungen vorfinden. Ich persönlich durfte sowohl im Bachelorstudium als auch im Masterstudium eine Vielzahl an Tutor*innen kennenlernen und konnte von ihrer Arbeit in vielfacher Weise für mein gesamtes Studium profitieren.

Somit ist mein Masterthema sowohl mit meiner gesamten Studienzeit als auch meiner langjährigen eigenen Tätigkeit als Tutorin an der Universität Klagenfurt verknüpft.

Wie gehst du im Forschungsprozess vor?

Zu Beginn des Forschungsprozesses habe ich eine sehr intensive Literaturrecherche betrieben. Dabei habe ich sehr gründlich und detailliert nach bereits vorhandener Literatur sowie nach bestehenden Abschlussarbeiten in den unterschiedlichsten Suchmaschinen und Datenbanken gesucht. Um die gefundene Literatur nicht aus den Augen zu verlieren, habe ich diese zeitgleich auf Citavi abgespeichert. Das war für den weiteren Arbeitsprozess äußerst hilfreich.

In einem nächsten Schritt habe ich versucht, die geeignetste Datenerhebungsmethode für die Aufklärung meiner spezifischen Forschungsfrage ausfindig zu machen. Da es für die Bearbeitung meiner Forschungsfrage unerlässlich war, mit der Zielgruppe der studentischen Tutor*innen in einen Dialog zu treten, wählte ich hierzu die qualitative Befragung als Datenerhebungsmethode aus. Dabei entschied ich mich für die Interviewtechnik des Leitfadeninterviews. Diese Entscheidung ergab sich aus dem persönlichen Wunsch, von den Tutor*innen individuelle Antworten auf die gestellten Fragen zu erhalten.

Um die Fallauswahl einzugrenzen, habe ich mich dabei ausschließlich auf die zu diesem Zeitpunkt tätigen Tutor*innen am IfEB konzentriert, welche bereits über eine gewisse tutorielle Arbeitspraxis verfügten. Insgesamt wurden hierzu acht Tutor*innen befragt, wobei fünf Interviews persönlich an der Universität, zwei Interviews via ZOOM-Meeting und ein Interview schriftlich erfolgte.

Im Anschluss daran, wurden alle Leitfadeninterviews transkribiert. Die Datenanalyse erfolgte hermeneutisch, also interpretierend. Hierfür verwendete ich eine herkömmliche Bürosoftware.

Die Auswertung erfolgte computergestützt und wurde in einem ersten Schritt fallbezogen und in einem weiteren Schritt fallübergreifend ausgewertet.

Abschließend wurden die empirischen Forschungsergebnisse mit den Rechercheergebnissen gegenübergestellt.

Was möchtest du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Am allerwichtigsten finde ich es, ein Masterforschungsthema zu finden, das einen so interessiert und fesselt, dass man sich damit problemlos über einen längeren Zeitraum beschäftigen kann, denn man muss sich bereits im Vorfeld ins Bewusstsein rufen, dass man sich mit diesem einen Thema höchstwahrscheinlich ein bis zwei Jahre auseinandersetzen wird. Das hängt natürlich von den einzelnen Studierenden selbst ab. Es ist wichtig, dass man sich von niemanden ein Thema „überstülpen“ lässt, nur weil man die Sorge hat, dass das Gegenüber dann enttäuscht ist. Man muss sich selbst treu bleiben und sollte ausschließlich jenes Thema erforschen, das einen selbst in besonderer Weise interessiert. Andernfalls ist es sehr schwierig, für eine so lange Zeit interessiert und vor allem motiviert am Thema zu arbeiten.

Zudem kann es sehr hilfreich sein, sich einen gut durchdachten und vor allem realistisch umsetzbaren Arbeits- bzw. Zeitplan zu erstellen. Hierbei sollte mehr Zeit eingeplant werden, als tatsächlich benötigt wird, denn es kann immer zu unvorhergesehenen Ereignissen und Situationen während dem Masterarbeitsprozess kommen, die nicht im Vorfeld planbar sind. Oftmals ist es besser, wenn man sich etwas länger Zeit für den Masterarbeitsprozess lässt, als alles nur schnell „hinter sich zu bringen“. Aus meiner Sicht sind dabei eineinhalb Jahre optimal. So kann man sich vom Schreiben des Exposes bis hin zur Fertigstellung der Masterarbeit einen gewissen Zeitpuffer einplanen und hat genügend Zeit, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen.

Weiters möchte ich hier auch erwähnen, dass es wichtig ist, dass man an der Masterarbeit kontinuierlich weiterarbeitet. Man sollte stets versuchen, in einem fließenden Prozess zu bleiben und nicht vom Weg zu kommen. Wenn man sich über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mehr mit dem Masterthema beschäftigt, fällt es einem umso schwerer, daran dann wieder weiterzuarbeiten, weil dadurch sehr leicht der rote Faden verloren geht. In solchen Fällen muss man sich dann wieder ganz von vorne in das Thema eindenken, was nur zusätzlich unnötige Zeit kostet und zudem die Motivation sehr senken kann. Es ist also am besten, an speziell eingeplanten Wochentagen und Tageszeiten, kontinuierlich daran weiterzuarbeiten.

Um nicht mitten in der Arbeit plötzlich das gesamte Thema wieder ändern zu müssen, ist es zudem wichtig, dass man sich bereits im Vorfeld gut überlegt, wie im Rahmen der empirischen Forschung vorgegangen werden soll. Dabei muss im Vorfeld gut durchdacht werden, ob jene Zielgruppe, welche für die empirische Forschung benötigt wird, zugänglich ist und ob es überhaupt die Möglichkeit gibt, eine ausreichend große Stichprobe zu erreichen.

Sehr essenziell ist es auch, eine /einen Betreuer*in zu finden, mit welcher / welchem man sich selbst gut identifizieren kann. Bei plötzlich auftretenden Unsicherheiten und Fragen sollte lieber frühzeitig mit der jeweiligen Betreuungsperson Kontakt aufgenommen werden, bevor dann gewisse Teile der Masterarbeit komplett überarbeitet oder neu geschrieben werden müssen.

Abschließend möchte ich den Studierenden noch Folgendes mitgeben: Genießt diese oft einmalige Gelegenheit, sich so intensiv mit einer speziellen Thematik auseinanderzusetzen und lasst euch nicht von anderen Studierenden hinsichtlich eurer Themenwahl oder eurer Forschungsmethode verwirren oder aus dem Konzept bringen, denn:

Wer sein Ziel kennt, findet auch den Weg!


Mein persönlicher Literaturtipp:

Döring, Nicola / Bortz, Jürgen (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. 5. Auflage. Berlin. Heidelberg. Springer Verlag

Flick, Uwe (2002): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek. Rowohlt.

Mey, Günter / Mruck, Katja (Hrsg.) (2010): Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Wiesbaden. VS Verlag.

Schorn, A. (2000): Das „themenzentrierte Interview“. Ein Verfahren zur Entschlüsselung manifester und latenter subjektiver Wirklichkeit. FQS Forum Qualitative Social Research. 1. (2). Art. 23.

Witzel, Andreas (2000): Das problemzentrierte Interview. FQS Forum Qualitative Social Reserach. 1 (1). Art. 22.

Woelfer, C. (2000): Das personenzentrierte Interview als qualitative Forschungsmethode. Journal für Psychologie. 8. (1).

Spotlight IfEB März 24: Patricia Premitzer „Der Zusammenhang unserer Sprache mit Inklusion, Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Inklusion – Exklusion – Konstruktion“

Welches Thema hast Du bearbeitet und was bedeutet es für Dich?

Ich habe mich im Rahmen meiner Masterarbeit mit dem Zusammenhang unserer Sprache mit der Inklusion, Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen mit Lernschwierigkeiten auseinandergesetzt. Als pädagogische Fachkraft in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen/Lernschwierigkeiten lernte ich bereits verschiedenste (sprachliche) Benachteiligungsformen kennen, mit denen diese Personengruppe in ihrem Alltag konfrontiert ist. Es ist mir ein großes Anliegen, mich für gelingende gesellschaftliche Inklusionsprozesse und ein besseres gesamtgesellschaftliches Miteinander einzusetzen, weshalb ich mein Masterprojekt dafür nutzte, einen wichtigen Aspekt, nämlich die Rolle und die Macht unserer Sprache und Kommunikation, zu bearbeiten und in Form eines partizipativen Forschungsprozesses, die Folgen für die Betroffenen, sowie potenzielle Lösungsstrategien darzustellen.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Aufgrund von persönlichem Interesse sowie meines bisherigen Berufsweges wählte ich im Rahmen meines Masterstudiums unter anderem den Schwerpunkt „Disability Studies“. Die Disability Studies stellen einen bedeutenden Schwerpunkt im sozialpädagogischen Teilbereich der Sozialwissenschaften dar. Überdies absolviere ich auch das Studium „Diversity & Disability Studies“ an der FH Klagenfurt. Somit bearbeitete ich bereits verschiedenste Thematiken im Behinderungskontext und konnte mir ein umfassendes Wissen dazu aneignen. In Bezug auf mein Masterprojekt war schnell klar, dass ich mich auch hier mit einem Thema im Bereich der Disability Studies auseinandersetzen möchte. Da ich selbst schriftstellerisch tätig bin und die Sprache ein weiteres persönliches Interessensfeld von mir darstellt, entschied ich mich, diese beiden Schwerpunkte miteinander zu verbinden.

Wie bist Du im Forschungsprozess vorgegangen?

Da zur Beantwortung der Forschungsfrage subjektive Sichtweisen und Erlebnisse eine wesentliche Rolle spielten, habe ich als Erhebungsmethode das qualitative Verfahren des Leitfadeninterviews gewählt. Die Leitfadenerstellung erfolgte anhand des SPSS-Prinzips nach Helfferich, welches für mich sehr hilfreich war. Insgesamt fanden acht Interviewgespräche mit Menschen mit Lernschwierigkeiten statt. Als Auswertungsmethode eignete sich die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring, um das umfassende Material an erhobenen kommunikativen Inhalten ordnungsgemäß zu analysieren. Die Auswertung erfolgte mithilfe der Software MAXQDA, welche ich dafür zum ersten Mal verwendete. Trotz anfänglicher Skepsis wurde ich relativ schnell vertraut mit dem Programm und konnte mir damit unheimlich viel Zeit und Aufwand ersparen. Ein großes Plus ist außerdem, dass die AAU die Software kostenlos zur Verfügung stellt.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Mir persönlich haben fixe, regelmäßige Schreibzeiten beim Verfassen der Masterarbeit sehr geholfen und die Einplanung von Zeitpuffern. Es gibt Tage, an denen das Schreiben leicht fällt und andere Tage, an denen die Stunden vergehen und sich kein Fortschritt einstellen will. Das ist vollkommen okay. Mit der Zeit merkte ich, dass es sinnvoller ist, sich einer anderen Tätigkeit zu widmen, als stundenlang vor dem Bildschirm zu sitzen und krampfhaft auf die Tastatur zu tippen, wenn einmal nichts weitergehen mag. Es kann nicht immer gut laufen. Viel wichtiger ist, sich am Tag darauf (oder je nachdem wann die nächste Schreibeinheit geplant ist) erneut möglichst positiv gestimmt dazuzusetzen. Nur nicht verzweifeln. Auch der Austausch mit anderen Studierenden kann sehr hilfreich und bestenfalls motivierend sein. Die beste Voraussetzung ist meiner Meinung nach, sich für ein Thema zu entscheiden, welches auf dem eigenen Interesse basiert, denn das macht den Forschungsprozess umso spannender für eine*n selbst. Ganz oft hab ich mir in mühsamen Phasen auch gedacht: „Es haben schon so viele geschafft, also werde ich das auch schaffen.“ – Und genau so ist/war es auch. Das Wichtigste ist: dabeibleiben.

Spotlight IfEB Jänner 2024: Laura Teresa Napetschnik „Vereinsleben und damit verbundene Lern- und Bildungsprozesse“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

Ich habe mich in meiner Masterarbeit mit dem Thema des Vereinslebens und den damit verbundenen Lern- und Bildungsprozessen von Personen ab 60 Jahren auseinandergesetzt.

Der Anstoß für dieses Thema war die Verkettung zweier Ereignisse:

Meine Großmutter, welche lange Zeit aktiv in Vereinen tätig war, wurde durch einen schweren Unfall und dem zeitgleich auftretenden ersten Lockdown abrupt aus ihrem (Vereins-)Leben gerissen. Die Folgen der verminderten sozialen und physischen Aktivitäten waren verheerend für ihren Allgemeinzustand.

Ein Jahr später besuchte ich bei Frau Irene Cennamo die Lehrveranstaltung „Community that (trans)forms: Vergangene und gegenwärtige Konzepte, Methoden und Diskurse einer am Gemeinwesen und Gemeinwohl orientierten Erwachsenenbildung“, welche mir die Tragweite eines aktiven und erfüllten Lebens in einer Gemeinschaft, welcher Art auch immer, nochmals deutlich vor Augen führte.

Trotz eines komplizierten Bruchs und einer langen Zeit des (coronabedingten) Alleinseins erholte sich meine Großmutter erstaunlich gut von ihrem Unfall. Die Ärzt:innen sagten meiner Mutter, sie seien überzeugt, dass das aktive (Vereins-)Leben meiner Großmutter wesentlich zu ihrer Genesung beigetragen habe.

Blickt man auf die österreichische Geschichte, wird einem rasch klar, dass Vereine ein wesentlicher Teil der Kultur waren und immer noch sind. Die damit verbundenen Aufgaben und Tätigkeiten stellen Mitglieder oft vor neue Herausforderungen. Lernprozesse, die damit einhergehen, sind meist nicht intendiert und damit den Personen häufig nicht bewusst.

Mir war es wichtig, mit meiner Arbeit ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Bildungs- und Lernprozesse nicht immer auf offiziellen Dokumenten festgehalten werden können und sollen. Meine Interviewpartner:innen profitieren von ihren Vereinstätigkeiten in einer Weise, die sich durch ein soziales Miteinander sowie durch gesteigerte Konfliktfähigkeit und durch einen empathischen und sensiblen Blick auf ihr Gegenüber auszeichnet. Insgesamt habe ich in der Fülle meiner Ergebnisse vier Kategorien herausgearbeitet, auf welche ich in meiner Ergebnispräsentation den Fokus legte. Die vier Dimensionen waren „Infrastruktur“, „Mehrwert der Vereinsarbeit“, „Hürden“ und „Lebensbegleitendes Lernen“.  Zu jeder Rubrik gestaltete ich mithilfe des Programms MAXQDA 2022 eine MindMap in der ich die Unterkategorien sammelte. Anschließend formulierte ich Thesen zu jeder Dimension, welche ich mit Ausschnitten aus meinen Interviews belegte. Daraufhin sichtete ich passende Literatur zu den Thesen, die damit gestützt oder widerlegt wurden.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Das Lernen im und durch den Verein kann durch viele erwachsenenpädagogische Brillen betrachtet werden.

In meiner Masterarbeit habe ich mich dafür entschieden, den Symbolischen Interaktionismus als Forschungsparadigma zu wählen. Dieser wurde wesentlich durch die Pragmatisten James, Dewey, Peirce und Mead geprägt (vgl. Denzin 2019, S. 136). Der Symbolische Interaktionismus formuliert acht Grundannahmen, die im Wesentlichen darin zusammengefasst werden können, dass Menschen mit anderen Personen und „Dingen“ interagieren und damit ein wechselseitiges aufeinander Einwirken geschieht. Durch diesen Prozess erhalten Menschen und Dinge subjektive Bedeutungen (vgl. Denzin 2019, S. 138f.).

Im Laufe des Bachelor- und Masterstudiums lernt man eine Vielzahl an Forschungsmethoden kennen. Da der Ausgangspunkt meiner Arbeit ein Interview mit meiner Großmutter war, habe ich mich für die Forschungsmethode der Grounded Theory entschieden. Der Forschungsprozess der Grounded Theory ist triadisch und besteht im Grundlegenden aus dem Erheben von Daten, dem Codieren dieser und dem Verfassen von Memos (vgl. Hildebrand 2019, S. 33). Mithilfe der Grounded Theory werden auf Basis empirischer Forschungen Theorien formuliert, die ein bestimmtes Phänomen erklären und beschreiben (vgl. Böhm 2019, S. 475f.).

Eine eigene Lehrveranstaltung im Studiengang Erwachsenenbildung und berufliche Bildung beschäftigt sich mit den verschiedenen erwachsenenpädagogischen Lerntheorien. Eine davon ist die Erneuerte Interessetheorie nach Anke Grotlüschen (2010). Ich habe meinen Forschungsgegenstand aus der Sicht dieser Lerntheorie betrachtet.

Grotlüschen weist daraufhin, dass das Entstehen von Interessen sowohl auf vergangenen Ereignissen und Erfahrungen als auch auf Zukunftsplänen beruht. Dabei stehen der subjektive Geschmack, die Gewohnheiten sowie die Zugehörigkeitswünsche einer Person im Spannungsverhältnis mit Bewertungen und Einflüssen der Außenwelt. Außerdem zeigt die Autorin auf, dass sich das Interesse an Gegenständen und Themen im Laufe der (Bildungs-)Biografie verändern kann (vgl. Grotlüschen 2010, S. 290).

Selbstverständlich gibt es noch weitere Berührungspunkte mit meinem Studium. Schlagwörter hierfür wären unteranderem „Active Aging“, „Bildungsbe(nach)teiligung über die Lebensspanne“ sowie die Unterscheidung zwischen dem formellen, dem non-formalen und dem informellen Lernen.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Ich bin ein ordnungsliebender Mensch, der die präzise Planung sehr schätzt. Während meines Forschungsvorhabens für meine Masterarbeit musste ich lernen, dass Forschungsentwürfe keine starren Checklisten sind, die in einem linearen Prozess abgehakt werden können. Dies hat mir vor allem am Beginn meiner Masterthesis Probleme bereitet. Dementsprechend groß war mein Lernerfolg diesbezüglich. Die Grounded Theory, welche mir während meines Bachelorstudiums immer ein wenig suspekt vorkam, ist mittlerweile eine meiner präferierten Methodologien.

Die Basis für meine Masterarbeit war ein Interview mit meiner Großmutter zu ihrem Vereinsleben. Nach der Transkription habe ich wesentliche Schlagwörter geclustert und daraus, in Abstimmung mit meiner Betreuungsprofessorin Frau Cennamo, eine vorläufige Forschungsfrage formuliert. Ich habe während der Erarbeitung des theoretischen Inputs drei weitere Interviews geführt und infolgedessen die Wahl meiner Literatur und Schwerpunkte in meiner Masterarbeit gewählt.

Während des Schreibens habe ich mir laufend Notizen gemacht, an welchem Punkt ich bei meiner Masterarbeit einhaken kann und wo ich Potenzial für ein weiteres Forschungsvorhaben sehe.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Die Masterarbeit ist eine wunderbare Gelegenheit, sich mit einem Thema intensiv auseinanderzusetzen und während des Schreibens und Forschens Neues zu lernen.

Das Wichtigste vorab: Du musst das Rad nicht neu erfinden. Räum dir genügend Zeit ein, um bereits vorhandene Literatur und Forschungsprojekte zu sichten und dir Inspiration für deine Masterarbeit geben zu lassen.

Vor allem am Beginn kann es etwas dauern, bis du in den Schreibprozess hineinfindest. Übernimm dich nicht, sondern versuche mit kleinen Arbeitseinheiten zu beginnen und diese mit der Zeit größer werden zu lassen. Lass dich nicht verunsichern, wenn du einmal einen Schritt zurückmachst. Vertraue auf deine Fähigkeiten und dann wird dein Masterprojekt gelingen. Du wirst mit der Zeit für dein Thema sensibler werden und Verknüpfungen, die für dein Vorhaben relevant sind, in deinem (Studien-)Alltag wiederfinden.

Für die Sammlung und Verwaltung deiner Literatur kann ich dir das Literaturverwaltungsprogramm Citavi ans Herz legen. Damit hast du eine übersichtliche Auflistung deiner Literatur. Du kannst außerdem PDF-Dokumente wie Artikel oder Forschungsberichte in deinem Citavi Projekt hinterlegen. Zusätzlich unterstützt das Tool dich beim Zitieren, indem es sich mit deinem Word Dokument verknüpfen lässt. Damit kannst du gewährleisten, dass deine Zitierweise einheitlich und korrekt ist.

Citavi kannst du kostenlos über die Website der Universität Klagenfurt downloaden.


Literaturverzeichnis:

Denzin, Norman K. (2019): Symbolischer Interaktionismus. In: Uwe Flick, Ernst von Kardorff und Ines Steinke (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 13. Auflage. Reinbek bei Hamburg: rowohlts enzyklopädie im Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo Rowohlts Enzyklopädie, 55628), S. 136–149.

Hildenbrand, Bruno (2019): Anselm Strauss. In: Uwe Flick, Ernst von Kardorff und Ines Steinke (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 13. Auflage. Reinbek bei Hamburg: rowohlts enzyklopädie im Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo Rowohlts Enzyklopädie, 55628), S. 32–41.

Böhm, Andreas (2019): Theoretisches Codieren: Textanalyse in der Grounded Theory. In: Uwe Flick, Ernst von Kardorff und Ines Steinke (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 13. Auflage. Reinbek bei Hamburg: rowohlts enzyklopädie im Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo Rowohlts Enzyklopädie, 55628), S. 475–485.

Grotlüschen, Anke (2010): Erneuerung der Interessetheorie. Die Genese von Interesse an Erwachsenen- und Weiterbildung. Wiesbaden: VS Verlag fur Sozialwissenschaften GmbH (Theorie und Empirie Lebenslangen Lernens Ser). Online verfügbar unter https://ebookcentral.proquest.com/lib/kxp/detail.action?docID=748867.

Spotlight IfEB Dezember 2023: Sinan Güney „Ist die Sommerschule 2020 ein geeignetes Werkzeug zur Behebung der Bildungsungleichheit in Österreich?“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

In meiner Abschlussarbeit erforsche ich am Beispiel der Sommerschule 2020 der Caritas, wie außerschulische Bildungsangebote die Bildungsungleichheit in Österreich verringern können. Mit dieser Arbeit möchte ich zum einen die Bildungsungleichheit in unserer Gesellschaft und deren Entstehungsbedingungen aufzeigen, zum anderen versuche ich zu analysieren, wie sich diese Bildungsungleichheit im Zuge der Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen im Kampf gegen die COVID-Pandemie verstärkt hat. Ferner zielt dieses Forschungsvorhaben darauf ab, die Wichtigkeit von außerschulischen Bildungsangeboten zu unterstreichen. Das Thema ist für mich wichtig, da ich selbst während der COVID-Pandemie als ehrenamtlicher Lernhelfer tätig war. Dabei konnte ich all die Schwierigkeiten in Hinblick auf Lernen in jener Zeit hautnah miterleben und hatte das Gefühl, Dankbarkeit von Eltern und Kindern für die außerschulischen Lernangebote wahrzunehmen.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Im Zuge meines Praktikums wurde ich ehrenamtlicher Lernhelfer bei der Caritas. Deren Angebote für Schüler*innen dienen nicht zuletzt der sozialen Inklusion, viele der Kinder, die sie in Anspruch nehmen haben Migrationshintergrund und sind mehrsprachig. Niedrigschwelligen Angebote mit einem kostenlosen Zugang sind gut geeignet, um bei einer erfolgreichen Bildungsaspiration zu helfen. Dieses Lernangebot trat flankierend zu dem System „Familie“ und dem „System“ Schule auf. Hier konnte den Kindern eine Art „Nachhilfe“ angeboten werden und es war zudem ein sozialer Treffpunkt für die Kinder in einer Zeit, in der außerschulische Einrichtungen, bspw. Jugendzentren und Sportvereine, geschlossen waren. Gerade Familien mit niedriger Kapitalausstattung nahmen dieses Angebot an, da besonders sie durch distance learning und homeschooling benachteiligt waren.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Mein Forschungsinteresse wurde durch die Arbeit als ehrenamtlicher Helfer im Zuge meines Praktikums geweckt. Die anfängliche Literaturrecherche fand im Rahmen des Masterseminars statt. Nach dem Masterseminar wurden Interviews mit Kindern sowie Eltern durchgeführt. Besonders die Interviews mit den Kindern waren eine spannende Herausforderung. Mittlerweile ergänze ich die theoretischen Herleitungen mit den getätigten Aussagen der Kinder sowie deren Eltern und bringe damit die Ergebnisse meiner Interviewanalyse mit der Theorie und Ergebnissen anderer Studien in Verbindung.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Ich empfehle den Studierenden mit offenen Augen durch ihr Studium zu gehen und neugierig zu sein. Der Austausch mit anderen Kommilitonen ist sehr wichtig und eröffnet Forschungs- bzw. Berufswege, die man selbst nicht im Blick hatte. Das Schreiben einer Masterarbeit mitten im Berufsleben ist zwar anspruchsvoll, aber wenn das Berufsfeld Verbindungen zum Forschungsfeld aufweist können sich beide Bereiche sinnvoll ergänzen und die berufliche Erfahrung die Qualität der Masterarbeit steigern.