IfEB-Spotlight November 2024: Michael Eder

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

Ich habe mich im Zuge meiner Masterarbeit mit dem Thema „Schulverweigerung“ beschäftigt, insbesondere mit der Prävention und Intervention durch Schulsozialarbeit. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich beruflich als Schulleiter einer Mittelschule intensiver mit diesem Thema, weil Schulverweigerung in etwa 5% der Schülerinnen und Schüler betrifft.

Durch die intensive Recherche während des Schreibens der Arbeit konnte aufgezeigt werden, wie wichtig die Implementierung von Schulsozialarbeit an allen Schulstandorten wäre, und dass eine Rückführung von schulverweigernden Kindern und Jugendlichen mit Hilfe von Schulsozialarbeit durchaus möglich ist – wenn die Intervention so früh wie möglich beginnt.

Für meine berufliche Tätigkeit habe ich durch diese Arbeit eine wichtige Argumentationsquelle für den Verbleib von Schulsozialarbeit an meiner Schule erhalten, umgekehrt hat auch die Schulsozialarbeit eine Argumentationsquelle für die wichtige Arbeit an den Schulen gewonnen.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Im Zuge des Studiums „Schulpädagogik“ habe ich eine Veranstaltung zur Schulsozialarbeit und deren Angeboten besucht, wodurch ich auf die Einzelfallhilfe von Schulsozialarbeit aufmerksam wurde. Die Inhalte des Seminars habe ich dann mit meiner beruflichen Arbeit perfekt verbinden können. Ich wollte mit dem Thema die gering bis gar nicht beachtete Gruppe der schulverweigernden Kinder und Jugendlichen vor den Vorhang holen.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Im ersten Teil der Arbeit habe ich mich intensiv mit der vorhandenen Literatur zu den Themen Schulverweigerung und Schulsozialarbeit beschäftigt: Was sind die Gründe und die auslösenden Faktoren für Schulverweigerung, wie viele schulverweigernde Kinder und Jugendliche gibt es, wurden dazu bereits Studien durchgeführt? Ein großes Kapitel hat sich mit der Arbeit der Schulsozialarbeit beschäftigt. Danach habe ich versucht diese beiden Themengebiete in Verbindung zueinander zu setzen.

Im qualitativen Forschungsteil der Arbeit wurden Experteninterviews geführt, welche die Wichtigkeit von Schulsozialarbeit an allen Schulstandorten unterstrichen haben, im Besonderen bei der heiklen und zeitintensiven Rückführungsarbeit von schulverweigernden Kinden und Jugendlichen. Die Interviews wurden im Zuge der Auswertung in Bezug zur Literaturrecherche gesetzt.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Die Themenauswahl einer Arbeit ist eine wichtige Entscheidung. Man taucht über einen längeren Zeitraum in ein Thema ein, daher sollte dieses Thema eines sein, welches man mit Neugier, Interesse und Freude angeht. Der wichtigste Tipp ist, sich genügend Zeit für die Arbeit zu nehmen, um nicht unter Druck schreiben zu müssen. Manchmal benötigt man dazwischen ein paar Tage Abstand, um dann wieder voll durchstarten zu können. Und mit dem richtigen Betreuer an der Seite wird das Schreiben zum Genuss!

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IfEB-Spotlight Oktober 24: Andrea Becker „Studienberechtigungsprüfung als Zugangsvoraussetzung zur Universität“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

Meine Masterarbeit beschäftigte sich mit den Beweggründen und Motiven für die Aufnahme eines Studiums über den Weg der Studienberechtigungsprüfung (SBP). Ausgangspunkt war ein Projekt im Rahmen einer Studienassistenz bei Univ.-Prof. Dr. Peter Schlögl, das sich mit den Lern- und Lebenswelten von Personen, die die SBP absolviert haben, beschäftigte. Durch die Interviews, die ich im Rahmen dieses Projektes führte, stellte ich fest, dass alle Personen sehr motiviert waren, die SBP und in weiterer Folge das Studium abzuschließen. So kam ich zum ersten Mal mit der Studienberechtigungsprüfung in Berührung. Zwei Jahre später war ich selbst im Lehrgangsbüro dieses Lehrgangs tätig und stellte fest, dass einige der damals befragten Personen nicht mehr an der Universität inskribiert waren. Das weckte mein Interesse, den Gründen nachzugehen und herauszufinden, wo die damalige Motivation geblieben war. Leider scheiterte das Vorhaben am Zugang zu dieser Studierendengruppe aufgrund datenschutzrechtlicher Bestimmungen. So drehte ich das Thema um und stellte die Motive und Beweggründe dieser Personen in den Vordergrund. Damit änderte sich die Zugangsmöglichkeit zu dieser Studierendengruppe. Dankenswerterweise meldeten sich sehr viele Personen auf meine Aussendung. Damit war auch meine Motivation wieder da.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Nicht nur durch meine Ausbildung zur Lernberaterin, die ich vor über 10 Jahren abgeschlossen habe, liegt mein Interesse am Thema Lernen. Während meines Studiums konnte ich mich unter anderem intensiv mit verschiedenen Lern- und Bildungstheorien auseinandersetzen und wissenschaftlich fundiertes Wissen erwerben. Darüber hinaus ist es mir wichtig, das theoretisch erworbene Wissen mit der Praxis zu verknüpfen bzw. in die Praxis umzusetzen. Dies ist einer der Gründe, warum ich mich mit den Motiven und Beweggründen aus verschiedenen lerntheoretischen Perspektiven auseinandersetzen wollte.

Mein Thema hat viele Berührungspunkte mit den einzelnen Fächern des Studiums. Mein besonderes Interesse wurde im Masterstudium jedoch durch die verschiedenen Lerntheorien geweckt, insbesondere durch die subjektwissenschaftliche Lerntheorie, die subjektive Lernbegründungen im Kontext gesellschaftlicher Rahmenbedingungen betrachtet. Im Mittelpunkt steht das Subjekt mit all seinen Gründen zu lernen, aber auch nicht zu lernen. Gründe, etwas zu tun (oder nicht zu tun), sind nicht immer explizit verfügbar. Hier fließen biografische Aspekte ein, die in der Folge konkrete Bildungssituationen, Motivation und Lernhaltungen entsprechend förderlich oder hinderlich beeinflussen können und in der Erwachsenenbildung von großer Relevanz sind.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde eine qualitative empirische Untersuchung gewählt. Dabei war es mir wichtig, keine Antwortmöglichkeiten vorzugeben, um den tatsächlichen Motiven und Beweggründen möglichst nahe zu kommen. Die Kontaktaufnahme erfolgte über eine Mailaussendung an alle Studierenden der Universität Klagenfurt, auf die sich einige Personen meldeten, die die Studienberechtigungsprüfung abgelegt hatten. Als Erhebungsmethode wurde das problemzentrierte Interview gewählt. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik wurde ein Leitfaden erstellt. Während der Interviews achtete ich darauf, den Leitfaden nicht aus den Augen zu verlieren, trotzdem aber flexibel, sensibel und dem Gespräch angepasst mit dem Leitfaden umzugehen.

Die Interviews wurden mit dem Einverständnis der Befragten aufgezeichnet und transkribiert. Die Auswertung der Daten erfolgte in Anlehnung an die Grounded Theory. Ziel dieser Arbeit war jedoch nicht die Erstellung einer Theorie, sondern vielmehr die Anwendung des Analyseverfahrens und die Entwicklung eines Kategoriensystems. Dazu verwendete ich MAXQDA, das ich sehr zu schätzen gelernt habe. Die einzelnen Schritte des Kodierens dienten dazu, das Datenmaterial vor dem Hintergrund des Vorwissens aufzubrechen, bestimmte Kategorien zu finden und auszuarbeiten, bevor diese theoretisch untermauert und wieder zusammengefügt wurden.

Der Forschungsprozess war zirkulär. Das Datenmaterial wurde unmittelbar nach der ersten Erhebung transkribiert und anschließend codiert. Nach weiteren Erhebungen wurde das Material laufend verglichen und das Codesystem verfeinert und angepasst. In weiterer Folge wurden die Ergebnisse dargestellt, wobei auf die einzelnen Kategorien eingegangen wurde, bevor sie im Kontext des theoretischen Rahmens zusammengefasst wurden.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Als einen der wichtigsten Punkte sehe ich das Interesse und die Neugier am Thema. Das Schreiben der Masterarbeit nimmt einige Zeit in Anspruch, wenn das Interesse am Thema fehlt, wird es schwierig, motiviert zu bleiben. Außerdem weckt Neugier den Forschergeist.

Um einen späteren Themenwechsel zu vermeiden, ist es wichtig, sich im Vorfeld über den Zugang zu Interviewpersonen zu informieren. Bei meinem ersten Projekt hatte ich zwar Bedenken, aber ich habe darauf vertraut und wohl auch gehofft, dass ich genügend Personen finden würde. Leider war das nicht der Fall und ich musste umdisponieren. Das hat viel Zeit gekostet und war sehr demotivierend.

Sollten einmal nur kürzere Zeitfenster zur Verfügung stehen, können diese beispielsweise für Literaturrecherchen genutzt werden. Die Recherchearbeit wird oft unterschätzt, ist aber ein wesentlicher Bestandteil, um später gut voranzukommen. Also nicht verzweifeln, wenn sich die investierte Zeit nicht in geschriebenen Zeilen niederschlägt. Jede Vorarbeit zahlt sich aus.

Um den Einstieg zu erleichtern, kann Freewriting eine gute Unterstützung sein. Wenn es schwer fällt, ins Thema zu kommen oder mit dem Schreiben anzufangen, kann es Wunder wirken, sich einen Begriff oder ein Thema auszusuchen und zehn Minuten lang einfach drauflos zu schreiben. Das kann helfen, ins Schreiben zu kommen, Vorwissen zu aktivieren oder auch neugierig auf mehr zu machen.

Ich habe mit dem Inhaltsverzeichnis angefangen. Das war zwar am Anfang sehr aufwendig, hat mir aber später das Schreiben sehr erleichtert. Im Grunde ging es dann „nur noch“ darum, die einzelnen Kapitel zu füllen, der Fahrplan war schon da (auch wenn sich natürlich noch Änderungen ergeben können).

Für die Auswertung der Interviews habe ich MAXQDA verwendet. Die Software wird übrigens von der Universität kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Zeit, die ich in die Einarbeitung investiert habe, hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Zu guter Letzt:

Lasst euch von Tiefs nicht unterkriegen. Auf jedes Tief folgt ein Hoch!

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IfEB-Spotlight Juni 24: Isabella Sandner „Demokratiebildung als Thema der Wissenschaft und des österreichischen Bildungswesens“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

Der Titel meiner Masterarbeit lautet „Demokratiebildung als Thema der Wissenschaft und des österreichischen Bildungswesens“.

Seit mehreren Jahren befasse ich mich wissenschaftlich mit dem Thema Demokratie und Partizipation in Bezug auf schulische und gesellschaftliche Prozesse im Rahmen unterschiedlicher Projekte an der Universität Klagenfurt. Schule wird als der Ort wahrgenommen, der auf alle möglichen gesellschaftlichen Herausforderungen reagieren soll, um die Kinder und Jugendlichen gesellschaftsfit zu machen.  Demokratiebildung hat dabei in den letzten Jahren wieder mehr Aufwind bekommen. Auch in Anlehnung an den § 2 „Aufgaben der österreichischen Schule“ des Schulorganisationsgesetzes, das als Ziel u.a. anführt, dass die jungen Menschen zu demokratischen, frei denkenden Menschen erzogen werden sollen.

Im Zuge der Projekte ist es meinen Kolleg*innen und mir aufgefallen, dass in den Schulen ein unterschiedliches Verständnis von Demokratie und Teilhabe der Schüler*innen vorherrscht. Uns ist daher wichtig, dass wir die Schüler*innen in ihrem Verständnis von Demokratie abholen und weiter darauf aufbauen im Sinne des Schulunterrichtsgesetzes Abschnitt 11 „Schule und Schüler“. In diesem lassen sich z.B. gesetzliche Rahmenbedingungen einer demokratischen Klassensprecher*innenwahl finden, jedoch ist es heutzutage noch so, dass nicht immer eine „geheime Wahl“ in den Klassen stattfindet. Mein Interesse gilt daher dem Demokratiebegriff sowie der Demokratiebildung, wie wird dieser im wissenschaftlichen Kontext verstanden, und welches Verständnis von Demokratiebildung lässt sich im österreichischen Schulwesen finden bzw. was braucht es in weiterer Folge, um Demokratiebildung an Schulen zu fördern. Hierbei sollen auch Erfahrungen aus dem laufenden Projekt „transform4school“ (Leitung Univ.-Prof. Dr. Hans Karl Peterlini) miteinbezogen werden.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Im Mittelpunkt des Masterstudium Diversitätspädagogik stehen vertiefende Theorien der Pluralität in Gesellschaft und Schule sowie die damit zusammenhängenden Herausforderungen, Hürden, Macht- und Ungleichheitsverhältnisse, nicht nur auf nationaler, sondern auch auf globaler Ebene. Eine Reflexion über gesellschaftliche und schulische Herausforderungen, Prozesse und wechselseitiger Beeinflussung, auf Basis der Erkenntnisse aus Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie Nachbardisziplinen. Demokratie(-bildung) spiegelt sich zudem in unterschiedlichen Themen und Lehrveranstaltungen des Studiums wider.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Meine Masterarbeit ist eine hermeneutische Arbeit.

Im ersten Teil der Arbeit beschäftige ich mich mit einer begriffstheoretischen Auseinandersetzung. Ausgehend von dem Begriff Demokratiebildung erfolgt eine Analyse des historischen Kontextes, des wissenschaftlichen Diskurses, der Konzepte und der daraus weiteren entstandenen Begrifflichkeiten, wie etwa Demokratielernen. Im nächsten Schritt werde ich die gesetzlichen Rahmendbedingungen herausarbeiten. Hierbei gehe ich sowohl auf europäische als auch nationale Gesetzgebungen ein, die sich mit der Thematik politischer Bildung und Demokratiebildung befassen. Das Ziel besteht darin, zu untersuchen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen wissenschaftlichem Verständnis und gesetzlichem Verständnis bestehen, und wie diese zusammengeführt werden können. In einem abschließenden Kapitel will ich erste Forschungsergebnisse aus dem Projekt „transform4school“ miteinbeziehen und einen Ausblick geben, was es braucht, um demokratische Prozesse an Schulen zu fördern.

Für mich dient die Arbeit dazu, ein Grundverständnis der Rahmenbedingungen für eine effektive Demokratiebildung im österreichischen Schulwesen zu erlangen.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Freude, Neugier und Interesse an dem gewählten Thema sind genau so wichtig, wie ein*e Betreuer*in, die*der sich auf das ausgewählte Thema einlässt und bei der Konkretisierung des Themas und der Fragestellungen unterstützt.

Im Austausch mit meinen Studienkolleg*innen ist mir aufgefallen, dass wir alle unbewusst eine Vorannahme von dem zu bearbeitenden Thema haben. Ich habe es bei mir gemerkt, dass ich mich durch diese Vorannahme teilweise blockiert habe. Geholfen hat mir dann ein Niederschreiben meiner Gedanken, in einer Art Reflexionstagebuch.

Im Prozess des Findens und im Schreiben erlebt man Höhen und Tiefen, es gibt Momente in denen man glaubt, dass gar nichts mehr geht. Pausen sind daher genauso wichtig, wie der Schreibprozess selbst. Denn die Arbeit ein paar Tage liegen zu lassen hilft, wieder Raum zu schaffen, damit neue Gedanken wachsen können.

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IfEB-Spotlight April 24: Katharina Kazianka „Studentische Tutor*innen in der Hochschullehre“

Welches Thema bearbeitest du und was bedeutet es für dich?

Ich habe meine Masterarbeit „Studentische Tutor*innen in der Hochschullehre. Aufgaben und Funktionen sowie der daraus resultierende persönliche, akademische und berufliche Nutzen“ dazu genützt, um die vielzähligen und aus der Hochschullehre nicht mehr wegzudenkenden studentischen Tutor*innen in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen, denn trotz der vorliegenden langjährigen Tradition in der Hochschullehre, erlangt ihre essenzielle und nicht mehr wegzudenkende Arbeit kaum Beachtung.

In diesem Kontext haben mich zwei Forschungsschwerpunkte in besonderer Weise interessiert: Zum einen wollte ich herausfinden, welche vielfältigen Aufgaben und Funktionen studentische Tutor*innen in der Hochschullehre übernehmen. Zum anderen war es mir aber auch ein großes Anliegen, mich damit auseinanderzusetzen, welchen persönlichen, akademischen und beruflichen Nutzen Tutor*innen aus Ihrer tutoriellen Tätigkeit für sich selbst ziehen können.

Im Rahmen meiner intensiven Literaturrecherche wurde zudem sehr schnell ersichtlich, dass es sich Bezug nehmend auf meine Forschungsfrage, um ein nicht sehr breit erforschtes Themenfeld handelt und somit in gewisser Weise um eine Forschungslücke. Dabei wurde in der Literatur hauptsächlich der Nutzen für die Studierenden in den Fokus gestellt. In den wenigsten Fällen lässt sich in der Literatur jedoch etwas zum vielfältigen Nutzen für die tätigen Tutor*innen selbst finden.

Weiters konnte ich während meiner Tätigkeit als Tutorin feststellen, dass nicht alle Tutor*innen dieselben Aufgaben und Funktionen übernehmen. Somit wollte ich auch hier ersichtlich machen, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten innerhalb des Aufgaben- und Tätigkeitsbereiches von Tutor*innen ersichtlich werden können.

Wie ist dieses Thema mit deinem Studium verbunden?

Da ich während meinem gesamten Masterstudium als studentische Tutorin im Rahmen der Vorlesung „Bildung, Entwicklung und Sozialisation im Erwachsenenalter“ bei Herrn Universitätsprofessor Dr. Peter Schlögl tätig war, viele engagierte und motivierte Tutor*innen kennenlernen durfte, vielfältigste tutorielle Erfahrungen gesammelt habe und mich diese Tätigkeit in vielfältigster Weise zur Selbstreflexion und zum Weiterdenken angeregt hat, war für mich sehr schnell klar, dass ich diese Thematik im Rahmen meiner Masterarbeit bearbeiten möchte.

Zudem möchte ich an dieser Stelle betonen, dass Tutor*innen eine langjährige Tradition in der Hochschullehre haben und im 21. Jahrhundert aus dieser keinesfalls mehr wegzudenken sind. Tutor*innen unterschiedlichster Art lassen sich in allen Studienrichtungen vorfinden. Ich persönlich durfte sowohl im Bachelorstudium als auch im Masterstudium eine Vielzahl an Tutor*innen kennenlernen und konnte von ihrer Arbeit in vielfacher Weise für mein gesamtes Studium profitieren.

Somit ist mein Masterthema sowohl mit meiner gesamten Studienzeit als auch meiner langjährigen eigenen Tätigkeit als Tutorin an der Universität Klagenfurt verknüpft.

Wie gehst du im Forschungsprozess vor?

Zu Beginn des Forschungsprozesses habe ich eine sehr intensive Literaturrecherche betrieben. Dabei habe ich sehr gründlich und detailliert nach bereits vorhandener Literatur sowie nach bestehenden Abschlussarbeiten in den unterschiedlichsten Suchmaschinen und Datenbanken gesucht. Um die gefundene Literatur nicht aus den Augen zu verlieren, habe ich diese zeitgleich auf Citavi abgespeichert. Das war für den weiteren Arbeitsprozess äußerst hilfreich.

In einem nächsten Schritt habe ich versucht, die geeignetste Datenerhebungsmethode für die Aufklärung meiner spezifischen Forschungsfrage ausfindig zu machen. Da es für die Bearbeitung meiner Forschungsfrage unerlässlich war, mit der Zielgruppe der studentischen Tutor*innen in einen Dialog zu treten, wählte ich hierzu die qualitative Befragung als Datenerhebungsmethode aus. Dabei entschied ich mich für die Interviewtechnik des Leitfadeninterviews. Diese Entscheidung ergab sich aus dem persönlichen Wunsch, von den Tutor*innen individuelle Antworten auf die gestellten Fragen zu erhalten.

Um die Fallauswahl einzugrenzen, habe ich mich dabei ausschließlich auf die zu diesem Zeitpunkt tätigen Tutor*innen am IfEB konzentriert, welche bereits über eine gewisse tutorielle Arbeitspraxis verfügten. Insgesamt wurden hierzu acht Tutor*innen befragt, wobei fünf Interviews persönlich an der Universität, zwei Interviews via ZOOM-Meeting und ein Interview schriftlich erfolgte.

Im Anschluss daran, wurden alle Leitfadeninterviews transkribiert. Die Datenanalyse erfolgte hermeneutisch, also interpretierend. Hierfür verwendete ich eine herkömmliche Bürosoftware.

Die Auswertung erfolgte computergestützt und wurde in einem ersten Schritt fallbezogen und in einem weiteren Schritt fallübergreifend ausgewertet.

Abschließend wurden die empirischen Forschungsergebnisse mit den Rechercheergebnissen gegenübergestellt.

Was möchtest du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Am allerwichtigsten finde ich es, ein Masterforschungsthema zu finden, das einen so interessiert und fesselt, dass man sich damit problemlos über einen längeren Zeitraum beschäftigen kann, denn man muss sich bereits im Vorfeld ins Bewusstsein rufen, dass man sich mit diesem einen Thema höchstwahrscheinlich ein bis zwei Jahre auseinandersetzen wird. Das hängt natürlich von den einzelnen Studierenden selbst ab. Es ist wichtig, dass man sich von niemanden ein Thema „überstülpen“ lässt, nur weil man die Sorge hat, dass das Gegenüber dann enttäuscht ist. Man muss sich selbst treu bleiben und sollte ausschließlich jenes Thema erforschen, das einen selbst in besonderer Weise interessiert. Andernfalls ist es sehr schwierig, für eine so lange Zeit interessiert und vor allem motiviert am Thema zu arbeiten.

Zudem kann es sehr hilfreich sein, sich einen gut durchdachten und vor allem realistisch umsetzbaren Arbeits- bzw. Zeitplan zu erstellen. Hierbei sollte mehr Zeit eingeplant werden, als tatsächlich benötigt wird, denn es kann immer zu unvorhergesehenen Ereignissen und Situationen während dem Masterarbeitsprozess kommen, die nicht im Vorfeld planbar sind. Oftmals ist es besser, wenn man sich etwas länger Zeit für den Masterarbeitsprozess lässt, als alles nur schnell „hinter sich zu bringen“. Aus meiner Sicht sind dabei eineinhalb Jahre optimal. So kann man sich vom Schreiben des Exposes bis hin zur Fertigstellung der Masterarbeit einen gewissen Zeitpuffer einplanen und hat genügend Zeit, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen.

Weiters möchte ich hier auch erwähnen, dass es wichtig ist, dass man an der Masterarbeit kontinuierlich weiterarbeitet. Man sollte stets versuchen, in einem fließenden Prozess zu bleiben und nicht vom Weg zu kommen. Wenn man sich über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mehr mit dem Masterthema beschäftigt, fällt es einem umso schwerer, daran dann wieder weiterzuarbeiten, weil dadurch sehr leicht der rote Faden verloren geht. In solchen Fällen muss man sich dann wieder ganz von vorne in das Thema eindenken, was nur zusätzlich unnötige Zeit kostet und zudem die Motivation sehr senken kann. Es ist also am besten, an speziell eingeplanten Wochentagen und Tageszeiten, kontinuierlich daran weiterzuarbeiten.

Um nicht mitten in der Arbeit plötzlich das gesamte Thema wieder ändern zu müssen, ist es zudem wichtig, dass man sich bereits im Vorfeld gut überlegt, wie im Rahmen der empirischen Forschung vorgegangen werden soll. Dabei muss im Vorfeld gut durchdacht werden, ob jene Zielgruppe, welche für die empirische Forschung benötigt wird, zugänglich ist und ob es überhaupt die Möglichkeit gibt, eine ausreichend große Stichprobe zu erreichen.

Sehr essenziell ist es auch, eine /einen Betreuer*in zu finden, mit welcher / welchem man sich selbst gut identifizieren kann. Bei plötzlich auftretenden Unsicherheiten und Fragen sollte lieber frühzeitig mit der jeweiligen Betreuungsperson Kontakt aufgenommen werden, bevor dann gewisse Teile der Masterarbeit komplett überarbeitet oder neu geschrieben werden müssen.

Abschließend möchte ich den Studierenden noch Folgendes mitgeben: Genießt diese oft einmalige Gelegenheit, sich so intensiv mit einer speziellen Thematik auseinanderzusetzen und lasst euch nicht von anderen Studierenden hinsichtlich eurer Themenwahl oder eurer Forschungsmethode verwirren oder aus dem Konzept bringen, denn:

Wer sein Ziel kennt, findet auch den Weg!


Mein persönlicher Literaturtipp:

Döring, Nicola / Bortz, Jürgen (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. 5. Auflage. Berlin. Heidelberg. Springer Verlag

Flick, Uwe (2002): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek. Rowohlt.

Mey, Günter / Mruck, Katja (Hrsg.) (2010): Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Wiesbaden. VS Verlag.

Schorn, A. (2000): Das „themenzentrierte Interview“. Ein Verfahren zur Entschlüsselung manifester und latenter subjektiver Wirklichkeit. FQS Forum Qualitative Social Research. 1. (2). Art. 23.

Witzel, Andreas (2000): Das problemzentrierte Interview. FQS Forum Qualitative Social Reserach. 1 (1). Art. 22.

Woelfer, C. (2000): Das personenzentrierte Interview als qualitative Forschungsmethode. Journal für Psychologie. 8. (1).