IfEB-Spotlight April 24: Katharina Kazianka „Studentische Tutor*innen in der Hochschullehre“

Welches Thema bearbeitest du und was bedeutet es für dich?

Ich habe meine Masterarbeit „Studentische Tutor*innen in der Hochschullehre. Aufgaben und Funktionen sowie der daraus resultierende persönliche, akademische und berufliche Nutzen“ dazu genützt, um die vielzähligen und aus der Hochschullehre nicht mehr wegzudenkenden studentischen Tutor*innen in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen, denn trotz der vorliegenden langjährigen Tradition in der Hochschullehre, erlangt ihre essenzielle und nicht mehr wegzudenkende Arbeit kaum Beachtung.

In diesem Kontext haben mich zwei Forschungsschwerpunkte in besonderer Weise interessiert: Zum einen wollte ich herausfinden, welche vielfältigen Aufgaben und Funktionen studentische Tutor*innen in der Hochschullehre übernehmen. Zum anderen war es mir aber auch ein großes Anliegen, mich damit auseinanderzusetzen, welchen persönlichen, akademischen und beruflichen Nutzen Tutor*innen aus Ihrer tutoriellen Tätigkeit für sich selbst ziehen können.

Im Rahmen meiner intensiven Literaturrecherche wurde zudem sehr schnell ersichtlich, dass es sich Bezug nehmend auf meine Forschungsfrage, um ein nicht sehr breit erforschtes Themenfeld handelt und somit in gewisser Weise um eine Forschungslücke. Dabei wurde in der Literatur hauptsächlich der Nutzen für die Studierenden in den Fokus gestellt. In den wenigsten Fällen lässt sich in der Literatur jedoch etwas zum vielfältigen Nutzen für die tätigen Tutor*innen selbst finden.

Weiters konnte ich während meiner Tätigkeit als Tutorin feststellen, dass nicht alle Tutor*innen dieselben Aufgaben und Funktionen übernehmen. Somit wollte ich auch hier ersichtlich machen, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten innerhalb des Aufgaben- und Tätigkeitsbereiches von Tutor*innen ersichtlich werden können.

Wie ist dieses Thema mit deinem Studium verbunden?

Da ich während meinem gesamten Masterstudium als studentische Tutorin im Rahmen der Vorlesung „Bildung, Entwicklung und Sozialisation im Erwachsenenalter“ bei Herrn Universitätsprofessor Dr. Peter Schlögl tätig war, viele engagierte und motivierte Tutor*innen kennenlernen durfte, vielfältigste tutorielle Erfahrungen gesammelt habe und mich diese Tätigkeit in vielfältigster Weise zur Selbstreflexion und zum Weiterdenken angeregt hat, war für mich sehr schnell klar, dass ich diese Thematik im Rahmen meiner Masterarbeit bearbeiten möchte.

Zudem möchte ich an dieser Stelle betonen, dass Tutor*innen eine langjährige Tradition in der Hochschullehre haben und im 21. Jahrhundert aus dieser keinesfalls mehr wegzudenken sind. Tutor*innen unterschiedlichster Art lassen sich in allen Studienrichtungen vorfinden. Ich persönlich durfte sowohl im Bachelorstudium als auch im Masterstudium eine Vielzahl an Tutor*innen kennenlernen und konnte von ihrer Arbeit in vielfacher Weise für mein gesamtes Studium profitieren.

Somit ist mein Masterthema sowohl mit meiner gesamten Studienzeit als auch meiner langjährigen eigenen Tätigkeit als Tutorin an der Universität Klagenfurt verknüpft.

Wie gehst du im Forschungsprozess vor?

Zu Beginn des Forschungsprozesses habe ich eine sehr intensive Literaturrecherche betrieben. Dabei habe ich sehr gründlich und detailliert nach bereits vorhandener Literatur sowie nach bestehenden Abschlussarbeiten in den unterschiedlichsten Suchmaschinen und Datenbanken gesucht. Um die gefundene Literatur nicht aus den Augen zu verlieren, habe ich diese zeitgleich auf Citavi abgespeichert. Das war für den weiteren Arbeitsprozess äußerst hilfreich.

In einem nächsten Schritt habe ich versucht, die geeignetste Datenerhebungsmethode für die Aufklärung meiner spezifischen Forschungsfrage ausfindig zu machen. Da es für die Bearbeitung meiner Forschungsfrage unerlässlich war, mit der Zielgruppe der studentischen Tutor*innen in einen Dialog zu treten, wählte ich hierzu die qualitative Befragung als Datenerhebungsmethode aus. Dabei entschied ich mich für die Interviewtechnik des Leitfadeninterviews. Diese Entscheidung ergab sich aus dem persönlichen Wunsch, von den Tutor*innen individuelle Antworten auf die gestellten Fragen zu erhalten.

Um die Fallauswahl einzugrenzen, habe ich mich dabei ausschließlich auf die zu diesem Zeitpunkt tätigen Tutor*innen am IfEB konzentriert, welche bereits über eine gewisse tutorielle Arbeitspraxis verfügten. Insgesamt wurden hierzu acht Tutor*innen befragt, wobei fünf Interviews persönlich an der Universität, zwei Interviews via ZOOM-Meeting und ein Interview schriftlich erfolgte.

Im Anschluss daran, wurden alle Leitfadeninterviews transkribiert. Die Datenanalyse erfolgte hermeneutisch, also interpretierend. Hierfür verwendete ich eine herkömmliche Bürosoftware.

Die Auswertung erfolgte computergestützt und wurde in einem ersten Schritt fallbezogen und in einem weiteren Schritt fallübergreifend ausgewertet.

Abschließend wurden die empirischen Forschungsergebnisse mit den Rechercheergebnissen gegenübergestellt.

Was möchtest du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Am allerwichtigsten finde ich es, ein Masterforschungsthema zu finden, das einen so interessiert und fesselt, dass man sich damit problemlos über einen längeren Zeitraum beschäftigen kann, denn man muss sich bereits im Vorfeld ins Bewusstsein rufen, dass man sich mit diesem einen Thema höchstwahrscheinlich ein bis zwei Jahre auseinandersetzen wird. Das hängt natürlich von den einzelnen Studierenden selbst ab. Es ist wichtig, dass man sich von niemanden ein Thema „überstülpen“ lässt, nur weil man die Sorge hat, dass das Gegenüber dann enttäuscht ist. Man muss sich selbst treu bleiben und sollte ausschließlich jenes Thema erforschen, das einen selbst in besonderer Weise interessiert. Andernfalls ist es sehr schwierig, für eine so lange Zeit interessiert und vor allem motiviert am Thema zu arbeiten.

Zudem kann es sehr hilfreich sein, sich einen gut durchdachten und vor allem realistisch umsetzbaren Arbeits- bzw. Zeitplan zu erstellen. Hierbei sollte mehr Zeit eingeplant werden, als tatsächlich benötigt wird, denn es kann immer zu unvorhergesehenen Ereignissen und Situationen während dem Masterarbeitsprozess kommen, die nicht im Vorfeld planbar sind. Oftmals ist es besser, wenn man sich etwas länger Zeit für den Masterarbeitsprozess lässt, als alles nur schnell „hinter sich zu bringen“. Aus meiner Sicht sind dabei eineinhalb Jahre optimal. So kann man sich vom Schreiben des Exposes bis hin zur Fertigstellung der Masterarbeit einen gewissen Zeitpuffer einplanen und hat genügend Zeit, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen.

Weiters möchte ich hier auch erwähnen, dass es wichtig ist, dass man an der Masterarbeit kontinuierlich weiterarbeitet. Man sollte stets versuchen, in einem fließenden Prozess zu bleiben und nicht vom Weg zu kommen. Wenn man sich über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mehr mit dem Masterthema beschäftigt, fällt es einem umso schwerer, daran dann wieder weiterzuarbeiten, weil dadurch sehr leicht der rote Faden verloren geht. In solchen Fällen muss man sich dann wieder ganz von vorne in das Thema eindenken, was nur zusätzlich unnötige Zeit kostet und zudem die Motivation sehr senken kann. Es ist also am besten, an speziell eingeplanten Wochentagen und Tageszeiten, kontinuierlich daran weiterzuarbeiten.

Um nicht mitten in der Arbeit plötzlich das gesamte Thema wieder ändern zu müssen, ist es zudem wichtig, dass man sich bereits im Vorfeld gut überlegt, wie im Rahmen der empirischen Forschung vorgegangen werden soll. Dabei muss im Vorfeld gut durchdacht werden, ob jene Zielgruppe, welche für die empirische Forschung benötigt wird, zugänglich ist und ob es überhaupt die Möglichkeit gibt, eine ausreichend große Stichprobe zu erreichen.

Sehr essenziell ist es auch, eine /einen Betreuer*in zu finden, mit welcher / welchem man sich selbst gut identifizieren kann. Bei plötzlich auftretenden Unsicherheiten und Fragen sollte lieber frühzeitig mit der jeweiligen Betreuungsperson Kontakt aufgenommen werden, bevor dann gewisse Teile der Masterarbeit komplett überarbeitet oder neu geschrieben werden müssen.

Abschließend möchte ich den Studierenden noch Folgendes mitgeben: Genießt diese oft einmalige Gelegenheit, sich so intensiv mit einer speziellen Thematik auseinanderzusetzen und lasst euch nicht von anderen Studierenden hinsichtlich eurer Themenwahl oder eurer Forschungsmethode verwirren oder aus dem Konzept bringen, denn:

Wer sein Ziel kennt, findet auch den Weg!


Mein persönlicher Literaturtipp:

Döring, Nicola / Bortz, Jürgen (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. 5. Auflage. Berlin. Heidelberg. Springer Verlag

Flick, Uwe (2002): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek. Rowohlt.

Mey, Günter / Mruck, Katja (Hrsg.) (2010): Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Wiesbaden. VS Verlag.

Schorn, A. (2000): Das „themenzentrierte Interview“. Ein Verfahren zur Entschlüsselung manifester und latenter subjektiver Wirklichkeit. FQS Forum Qualitative Social Research. 1. (2). Art. 23.

Witzel, Andreas (2000): Das problemzentrierte Interview. FQS Forum Qualitative Social Reserach. 1 (1). Art. 22.

Woelfer, C. (2000): Das personenzentrierte Interview als qualitative Forschungsmethode. Journal für Psychologie. 8. (1).

ZFF in den Medien

„Die Presse“ hat Claudia Brunner zur Herausforderung kritischer Friedensforschung in Kriegszeiten befragt, ein Beitrag dazu ist am 2. März in der Wissenschaftsbeilage der Tageszeitung erschienen. Drei Tage zuvor antwortete sie der „ZIB Zack mini“ auf die Frage einer Schulklasse „Warum gibt es so viele Staaten auf der Welt – und warum leben wir nicht alle zusammen friedlich in einem Land?“

Artikel die presse 020324

Spotlight IfEB März 24: Patricia Premitzer „Der Zusammenhang unserer Sprache mit Inklusion, Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Inklusion – Exklusion – Konstruktion“

Welches Thema hast Du bearbeitet und was bedeutet es für Dich?

Ich habe mich im Rahmen meiner Masterarbeit mit dem Zusammenhang unserer Sprache mit der Inklusion, Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen mit Lernschwierigkeiten auseinandergesetzt. Als pädagogische Fachkraft in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen/Lernschwierigkeiten lernte ich bereits verschiedenste (sprachliche) Benachteiligungsformen kennen, mit denen diese Personengruppe in ihrem Alltag konfrontiert ist. Es ist mir ein großes Anliegen, mich für gelingende gesellschaftliche Inklusionsprozesse und ein besseres gesamtgesellschaftliches Miteinander einzusetzen, weshalb ich mein Masterprojekt dafür nutzte, einen wichtigen Aspekt, nämlich die Rolle und die Macht unserer Sprache und Kommunikation, zu bearbeiten und in Form eines partizipativen Forschungsprozesses, die Folgen für die Betroffenen, sowie potenzielle Lösungsstrategien darzustellen.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Aufgrund von persönlichem Interesse sowie meines bisherigen Berufsweges wählte ich im Rahmen meines Masterstudiums unter anderem den Schwerpunkt „Disability Studies“. Die Disability Studies stellen einen bedeutenden Schwerpunkt im sozialpädagogischen Teilbereich der Sozialwissenschaften dar. Überdies absolviere ich auch das Studium „Diversity & Disability Studies“ an der FH Klagenfurt. Somit bearbeitete ich bereits verschiedenste Thematiken im Behinderungskontext und konnte mir ein umfassendes Wissen dazu aneignen. In Bezug auf mein Masterprojekt war schnell klar, dass ich mich auch hier mit einem Thema im Bereich der Disability Studies auseinandersetzen möchte. Da ich selbst schriftstellerisch tätig bin und die Sprache ein weiteres persönliches Interessensfeld von mir darstellt, entschied ich mich, diese beiden Schwerpunkte miteinander zu verbinden.

Wie bist Du im Forschungsprozess vorgegangen?

Da zur Beantwortung der Forschungsfrage subjektive Sichtweisen und Erlebnisse eine wesentliche Rolle spielten, habe ich als Erhebungsmethode das qualitative Verfahren des Leitfadeninterviews gewählt. Die Leitfadenerstellung erfolgte anhand des SPSS-Prinzips nach Helfferich, welches für mich sehr hilfreich war. Insgesamt fanden acht Interviewgespräche mit Menschen mit Lernschwierigkeiten statt. Als Auswertungsmethode eignete sich die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring, um das umfassende Material an erhobenen kommunikativen Inhalten ordnungsgemäß zu analysieren. Die Auswertung erfolgte mithilfe der Software MAXQDA, welche ich dafür zum ersten Mal verwendete. Trotz anfänglicher Skepsis wurde ich relativ schnell vertraut mit dem Programm und konnte mir damit unheimlich viel Zeit und Aufwand ersparen. Ein großes Plus ist außerdem, dass die AAU die Software kostenlos zur Verfügung stellt.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Mir persönlich haben fixe, regelmäßige Schreibzeiten beim Verfassen der Masterarbeit sehr geholfen und die Einplanung von Zeitpuffern. Es gibt Tage, an denen das Schreiben leicht fällt und andere Tage, an denen die Stunden vergehen und sich kein Fortschritt einstellen will. Das ist vollkommen okay. Mit der Zeit merkte ich, dass es sinnvoller ist, sich einer anderen Tätigkeit zu widmen, als stundenlang vor dem Bildschirm zu sitzen und krampfhaft auf die Tastatur zu tippen, wenn einmal nichts weitergehen mag. Es kann nicht immer gut laufen. Viel wichtiger ist, sich am Tag darauf (oder je nachdem wann die nächste Schreibeinheit geplant ist) erneut möglichst positiv gestimmt dazuzusetzen. Nur nicht verzweifeln. Auch der Austausch mit anderen Studierenden kann sehr hilfreich und bestenfalls motivierend sein. Die beste Voraussetzung ist meiner Meinung nach, sich für ein Thema zu entscheiden, welches auf dem eigenen Interesse basiert, denn das macht den Forschungsprozess umso spannender für eine*n selbst. Ganz oft hab ich mir in mühsamen Phasen auch gedacht: „Es haben schon so viele geschafft, also werde ich das auch schaffen.“ – Und genau so ist/war es auch. Das Wichtigste ist: dabeibleiben.

Buen Vivir – Mit Sozialer Arbeit und Gesellschaft gemeinsam für nachhaltigen Wandel eintreten

Veranstaltung am Vorabend des World Social Work Day 2024 Montag, 18.3.2024, 17:00 – 19:00, online

Das südamerikanische Konzept des guten Lebens „Buen Vivir“ möchte eine kollektive Entfaltung der Menschen durch ein harmonisches, ausgeglichenes Leben, das auf ethischen Werten basiert, ermöglichen. Es fokussiert ein Gleichgewicht mit der Natur, die Reduktion von sozialer Ungleichheit, eine solidarische Wirtschaft und eine pluralistische Demokratie mit starker zivilgesellschaftlicher Partizipation.

Die Berufsverbände von Deutschland (DBSH), der Schweiz (avenir social) und Österreichs (OBDS) mit dem Arbeitsbereich Sozialpädagogik und Inklusionsforschung der Universität Klagenfurt nehmen dieses Motto als Anlass, um am Vorabend des Word Social Work Day 2024 über Strategien für einen nachhaltigen Wandel zugunsten von Klient:innen, Sozialer Arbeit und einer lebenswerten Gesellschaft zu diskutieren.


Mitwirkende:

  • Julia Pollak (Österreichischer Berufsverband der Sozialen Arbeit – OBDS)
  • Nadia Bisang (AvenirSocial: Berufsverband Soziale Arbeit Schweiz)
  • Theresa Hoffmann (Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit – DBSH)

Moderation:

  • Alban Knecht (Universität Klagenfurt)

Anmeldung bis 14.3.2024 bitte bei renate [dot] bojanov [at] aau [dot] at.
Ein Zoom-Link wird kurz vor der Veranstaltung zugesendet. Zutritt ab 16:45.


Flyer Buen Vivir