Sozialpädagogischer Fachtag: Armut als Herausforderung der Sozialen Arbeit

Der IfEB-Arbeitsbereich Sozialpädagogik und Inklusionsforschung lädt gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern Arbeiterkammer Kärnten, Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung herzlich zum Sozialpädgogischen Fachtag ein:

Armut als Herausforderung der Sozialen Arbeit – Wohin geht die Reise nach Mindestsicherungskürzung, Corona und Energiekrise?

Freitag, 16.6., 08:45 | Universität Klagenfurt, Stiftungssaal

Armut ist ein anhaltendes Phänomen, das auch in Kärnten immer mehr Menschen betrifft. Trotz Bemühungen von sozialen Organisationen, Fachkräften und zahlreichen Ehrenamtlichen sowie Maßnahmen des Sozialstaats bleibt die Armutsquote dauerhaft hoch und steigt in Krisenzeiten weiter an. Während die einen DurchschummlerInnen, SpätaufsteherInnen und kinderreiche Familien in der sozialen Hängematte vermuten, verweisen andere auf den Niedriglohnsektor sowie auf die fehlende Ersthaftigkeit des Sozialstaats bei Umverteilung und Armutsbekämpfung hin. Ungeachtet dieser Diskussion sind die Lebensverhältnisse für viele Menschen in Kärnten und Österreich durch die Sozialhilfereform, durch die Corona-Pandemie und die Energiekrise unsicherer und schwieriger geworden.

Die Veranstaltung dient dem fachlichen Austausch zu aktuellen Herausforderungen, die sich den verschiedenen Gruppen von betroffenen Bürger- bzw. Klient*innen wie auch den Fachkräften stellen. Neben zwei Plenarvorträge finden Workshops zu spezifischen Themenbereichen statt. In der abschließenden Podiumsdiskussion thematisieren wir die aktuellen Entwicklungen im Bereich Sozialhilfe und Chancengleichheit vor dem Hintergrund der jüngsten Gesetzesänderungen.

Hauptvorträge:

  • Norman Wagner (Arbeiterkammer Kärnten): Armut in Österreich – Aktuelle Entwicklungen nach Sozialhilfereform, Corona und Energiekrise
  • Stephanie Simon (TU Dortmund): Kinderarmut und der Blick der Fachkräfte

Workshops:

  1. Behinderung und Armut: Materielle und soziale Folgen
    Marion Sigot, Ernst Kočnik, Rahel More (alle Universität Klagenfurt)
  2. Prekäres Wohnen: Die Situation der Betroffenen und mögliche Abhilfen
    Mara Lesjak (WoSaMa)
  3. Working Poor und Prekarisierung: Armut trotz Arbeit – Armut durch Unsicherheit.
    Daniel Weidlitsch (AK Kärnten)
  4. Corona und die Folgen – Die Erfahrungen der Fachkräfte
    Priska Buchner (Universität Klagenfurt), Silvia Vrzak (Offene Jugendarbeit Kärnten)
  5. Frauenarmut, Familienarmut, Kinderarmut: Besonderheiten der Lebenslage von Frauen
    Stephanie Bergmann, Sabrina Huber, Christina Kraker-Kölbl (Frauenhaus)
  6. Armutssensibles Handeln in sozialen Einrichtungen
    Stephanie Simon (TU Dortmund), Veronika Michitsch, Alban Knecht (beide Universität Klagenfurt)

Podiumsdiskussion: „Das neue Kärntner Sozialhilfegesetz im Beratungsalltag – Herausforderungen und Chancen“

  • Martin Kahlig (Anwaltschaft für Menschen mit Behinderungen)
  • Anna Kurasch (Magistrat Klagenfurt)
  • … und weitere

Anmeldung (bis 09.06.2023) & Kontakt: Renate [dot] Bojanov [at] aau [dot] at

Tagungsprogramm

Lesung aus dem Roman „Der Sandler“ mit Markus Ostermair

Lesung aus dem Roman „Der Sandler“ mit Markus Ostermair mit anschließender Podiumsdiskussion

Dienstag, 9.5.2023, 19 Uhr, Musil Haus, Bahnhofstraße 50, Klagenfurt

Institut f. Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung in Kooperation mit dem Armutsnetzwerk Kärnten und dem Robert-Musil-Institut

Markus Ostermair, geboren 1981, lebt in München, wo er Germanistik und Anglistik studierte und freiberuflich als Schriftsteller, Texter und Übersetzer aus dem Englischen arbeitet. Seine Auseinandersetzung mit dem Thema Obdachlosigkeit begann als Zivildienstleistender in der Münchner Bahnhofsmission. Im Oktober 2021 wurde ihm für „Der Sandler“ der Bayerische Kunstförderpreis in der Sparte „Literatur“ verliehen.

Anschließende Podiumsdiskussion

Markus Ostermair (als Autor)

Mara Lesjak (WoSaMa / BaWo)

Alexander Brenner (Kärntner Armutsnetzwerk)

Alfred Woschitz (Kärntner SchriftstellerInnenverband)

Moderation: Alban Knecht, Universität Klagenfurt / Die Armutskonferenz

Spotligth IfEB, Mai 23: Elisabeth Engberding „Drahtschere vor dem Zelt“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

Ich beschäftige mich in meiner Masterarbeit „Drahtschere vor dem Zelt. Transkulturelles Lernen durch neue Perspektiven auf Flucht und Migration in einer solidarischen Stadt“ damit, wie die Themen Flucht und Migration im urbanen Raum eingebracht und behandelt werden, und in weiterer Folge, welche Implikationen sich daraus für transkulturelles Lernen im schulischen Kontext ergeben.

Das Thema bedeutet für mich, mich mit einem Kaleidoskop von unterschiedlichsten Themen auseinandersetzen zu dürfen – sie umfassen sowohl die europäische Außenpolitik und Refugee Camps, Aktivismus, solidarische Städte als auch das Lernen im Klassenzimmer.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Ich schreibe meine Masterarbeit im Zuge des Forschungsprojektes „Cosmopolitan solidarity in the city/Weltoffene Solidarität in der Stadt“ bei Frau Univ.-Prof.in Dr.in Schmitt. Ich studiere  Diversitätspädagogik und habe mir aus der breiten Palette von möglichen Themen des Studiums das transkulturelle Lernen herausgegriffen, da es für mich eine spannende Vertiefung im Projekt ist und ich den Ansatz eines hybriden und fluiden Kulturverständnisses und einer gemeinsamen Bildung – jenseits der künstlichen Konstruktion von Differenzlinien aus „Eigenem“ und „Fremdem“ – sehr spannend finde. Persönlich interessant finde ich auch den Zusammenhang von Macht und Verantwortung. Es ist ja eine andere Ausgangslage, ob ich in der Schule die Meinung vertrete, dass einzelne Schüler:innen sich in ein „festes kulturelles Gefüge“  einpassen sollen, oder ob ich davon ausgehe, dass Vielfalt Lebensrealität ist und die Verantwortung dafür, eine gemeinsame Kultur und einen Ort des Lernens zu schaffen, bei allen Beteiligten liegt.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Ich arbeite nach der Grounded Theory Methodologie (GTM). Dabei werden bei einem Phänomen, das untersucht werden soll, verschiedene Blickwinkel einbezogen. Man nähert sich so der Gestaltung von Theorien mit einer mittleren Reichweite an. Im Projektteam haben wir Interviews mit Aktivist:innen erhoben. Wir beschäftigen uns mit ihren Solidaritätsverständnissen sowie mit Artivismus im urbanen Raum und damit, wie dort die Themen Flucht und Migration sichtbar gemacht werden. In meiner Masterarbeit betrachte ich diese Aktionen aus dem Blickwinkel des transkulturellen Lernens.

Für mich war es wichtig, mir ein theoretisches Vorwissen durch die Literaturarbeit anzueignen und mich intensiv mit der Methodologie der Grounded Theory zu beschäftigen. Besonders hilfreich war dabei eine Analysewerkstatt zu der Methode, mit der ich arbeite, sowie das Master- und Dissertant:innen-Seminar, in dem uns die Gelegenheit gegeben wurde, uns intensiv mit dem eigenen Forschungsinteresse und der Forschungsfrage auseinanderzusetzen. Im nächsten Schritt werden dann Interviews geführt und im ständigen Vergleich (das ist bei der GTM besonders) immer wieder neue Perspektiven ausgewählt, bis man eine theoretische Sättigung erreicht. Für die Auswertung der Interviews habe ich relativ viel Zeit eingeplant, da Zeile für Zeile genau analysiert und verglichen wird. Ich plane, mich im April in der Bibliothek zu vergraben, dann geht es laut meinem Zeitplan darum, die Analyseergebnisse theoretisch einzubetten, d.h. die erhobenen Ergebnisse mit aktuellen Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Literatur zu verknüpfen.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Ein Tipp, den ich von einer Freundin bekommen habe, hat mir sehr geholfen, deswegen möchte ich ihn hier weitergeben: Um eine Forschungsfrage zu entwickeln, mit der das persönliche Forschungsinteresse auf den Punkt gebracht werden kann, Klebezettel in verschiedenen Farben für je eine W-Frage nehmen und dann so lange anordnen, bis man das Gefühl hat, dass es passt. Also z.B. „Wer?“ -> Wer ist denn die Gruppe, die ich untersuchen möchte (z.B. Schüler:innen, Student:innen, Bewohner:innen etc.)?

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Spotlight IfEB, April 23: Sandra Mikic – „Darstellung von Drogen im Deutschrap und die Position von jugendlichen Hörer*innen“

Welches Thema hast Du bearbeitet und was bedeutet es für Dich?

In meiner Masterarbeit habe ich herausgearbeitet, wie Drogen in Deutschrap Liedern dargestellt werden und sich jugendliche Hörer*innen zur Drogenthematik in den Songtexten, aber auch zum eigenen Drogenkonsum positionieren. Die Forschungsergebnisse wurden vor dem Hintergrund der Suchtprävention diskutiert.

Es ist ein aktuelles Thema, welchem bisher in der Forschung kaum Beachtung geschenkt wurde, obwohl Deutschrap medial gesehen, große Aufmerksamkeit erfährt und somit auch viele Jugendliche erreicht.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Da die Sozialpädagogik unter anderem am Alltag und an den Lebenswelten der Adressat*innen anknüpft, ist es wichtig, aktuelle Trends und Phänomene aufzugreifen und in die Entwicklung entsprechender Angebote einfließen zu lassen. In sämtlichen Handlungsfeldern der Sozialpädagogik könnte Rapmusik auf individuelle Weise als Medium in der Arbeit mit Adressat*innen, vor allem Jugendlichen, eingesetzt werden.

Wie bist Du im Forschungsprozess vorgegangen?

Zuerst habe ich den aktuellen Forschungsstand beleuchtet und anschließend die Forschungsfragen konkretisiert. Da der Fokus der Masterarbeit auf der subjektiven Sichtweise der jugendlichen Hörer*innen lag, wurden Erhebungsinstrumente der qualitativen Forschung herangezogen. Je nach Forschungsfrage habe ich mich sowohl für die Diskursanalyse als auch für das leitfadengestützte Interview entschieden. Im Forschungsprozess habe ich mich stets mit Mitstudierenden ausgetauscht und das Master- und DissertantInnen Seminar genutzt, um Rückmeldungen einzuholen.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Die Themenwahl ist sehr wichtig. Nehmt euch die Zeit, macht Mindmaps, tauscht euch mit Mitstudierenden aus. Bezüglich des Schreibprozesses hat es mir geholfen, jeden Tag ein paar Zeilen zu schreiben. Jeder Schritt ist ein Schritt nach vorne, auch wenn er noch so klein erscheinen mag.

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