A B G E S A G T: 03.12.: „Auch Krawattenträger sind Naturereignisse“, Engelbert Obernosterer und VADA

ACHTUNG: Die Veranstaltung muss heute leider abgesagt werden! Sie wird im kommenden Jahr nachgeholt!

 

Engelbert Obernosterer

„Auch Krawattenträger sind Naturereignisse“

 19.30 Uhr

Szenische Lesung von VADA – Verein zur Anregung des dramatischen Appetits und mit dem Autor

 

 

Wie schon in früheren seiner neunzehn Prosa-Bände geht der Autor in seinem neuen Miniaturen-Band den als bekannt geltenden Vorgängen des Landlebens nach im Bestreben, die allzu feststehenden Zustände geistig wieder locker zu stellen und für eine andere Sichtweise frei zu machen, eine meist desillusionierende, kühl registrierende, aus unmittelbarer Nähe aufgenommene.

Den Stoff bezieht der Autor sowohl aus der direkten Umgebung wie auch aus der erinnerlichen Kindheit im Gebirge und den dortigen Naturereignissen, zu denen auch die Naturen einzelner Bewohner gehören. Die Achse, um die sich die Studien drehen, ist „ein schrottreifer Altpädagoge“, der sich als bedingt im Sinne von determiniert erlebt und dessen Mechanik des Verhaltens aus nächster Nähe beobachtet und durchleuchtet wird.

 

Engelbert Obernosterer, geboren 1936 in St. Lorenzen im Lesachtal. Besuch des Internatsgymnasiums Tanzenberg. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte in Wien arbeitete er ab 1965 als Volks- und Hauptschullehrer, ab 1975 AHS-Kunsterzieher in Hermagor im Gailtal.

Zahlreiche Veröffentlichungen, in denen er über das schreibt, was ihn beschäftigt: „Da geht es mir darum, dass ich nicht nur die Sonntagswelt schildere, sondern speziell die ausgeblendete, die Werktagswelt, die man nicht so gern herzeigt.“

Zuletzt wurde er 2016 für sein Werk mit dem Humbert-Fink-Literaturpreis ausgezeichnet.

 

26.11.: Mojca Kumerdej: Chronos erntet, Lesung in slowenischer und deutscher Sprache

 

Mojca Kumerdej: „Chronos erntet“

Lesung 19.30 Uhr

 

Moderation und Gespräch: Erwin Köstler (Übersetzer)

 

Eine junge Frau ist schwanger und kann keinen Vater vorweisen; in ihrer Not erzählt sie eine phantastische Geschichte, in der der Teufel eine Rolle spielt. Eine Bauerntochter rebelliert gegen das patriarchalische System. Ein Bischof auf Visitation in den innerösterreichischen Erbländern streitet mit seinem alten Freund, einem protestantischen Grafen, über Macht und Sünde. Als er mit allen Raffinessen einen Hexenprozess anzuzetteln versucht, unterläuft das ein liberaler Bürgermeister, und ein Stadtschreiber fühlt sich zum Philosophen berufen und lässt sich nicht mehr diktieren, was er zu sagen hat. Aufklärung und Aberglaube widerstreiten im Volk, Heiligkeit und Scheinheiligkeit sind nur im Ausnahmefall voneinander zu trennen.

Mojca Kumerdej führt in ihrem polyphonen historischen Roman in die Zeit der beginnenden Gegenreformation im späten 16. Jahrhundert. Sie zeichnet ein überaus farbiges, lebenspralles Bild der Verhältnisse und lässt Angehörige aller Klassen und Schichten zu Wort kommen: voller funkelnder Einfälle, Witz und fesselnder Dialoge.
Mojca Kumerdejs großer Roman zielt immer auf Heutiges – nicht nur, weil er den Frauen eine besondere Rolle für die Befreiung von falscher Autorität zuweist, sondern weil er überhaupt nach den Prozessen fragt, die zu Diktatur und Unterdrückung führen.

 

Mojca Kumerdej, geb. 1964, ist eine slowenische Autorin, Philosophin und Journalistin. Nach ihrem Studium der Philosophie und Kultursoziologie an der Universität von Ljubljana debütierte sie mit ihrem parodistischen Roman Krst nad Triglavom. Darauf folgten zwei Bände mit Erzählungen, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Für ihren zweiten Roman Kronosova žetev (Chronos erntet) erhielt sie den renommierten Prešeren Fund Award.

21.11.: Josef Winkler „Der Stadtschreiber von Kalkutta“

Donnerstag, 21.11.
19.30 Uhr 

Podiumsgespräch der Übersetzer*innen mit Hans-Ulrich Müller-Schwefe (Suhrkamp Verlag)

und Josef Winkler

Moderation: Anke Bosse und Bernard Banoun

 

Im Anschluss Lesung und Gespräch mit Josef Winkler aus: Der Stadtschreiber von Kalkutta.

Den Indienfahrer Josef Winkler hat es diesmal nicht nach Varanasi zu den Einäscherungsstätten am heiligen Ganges, sondern nach Kalkutta verschlagen. Dort nimmt er die Leser mit auf seine Touren durch die Stadt – hinein in das elektrisierende, bunt verwirrende Treiben auf einem großen Lebensmittelmarkt; leuchtendes Indien. Dann auch zum Einäscherungsort am heiligen Fluss (dem Hooghli) und schließlich zur herzzerreißenden Opferung vieler kleiner weißer Ziegen. Darunter die Lieblingstiere von Kindern, die diese in Begleitung der Eltern heranführen, damit im finsteren Tempel die Göttin Kali ihr Blut trinken kann; dunkles Indien.

„Indiens wahnwitzige, zwischen Merkantilem und Spirituellem schwirrende Präsenz hält Winkler fest: in seinen mit blauer Tinte geschriebenen indischen Notizbüchern …“ (Peter von Becker, Der Tagesspiegel)

 

Josef Winkler, geboren 1953 in Kamering bei Paternion in Kärnten. Seit 1982 lebt er als freier Schriftsteller. Josef Winkler ist, Vorsitzender der österreichischen Kunstsenats, neben zahlreichen Auszeichnungen erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur (2007) und den Georg-Büchner-Preis (2008). Er lebt mit seiner Familie in Klagenfurt.

 

 

 

21.-22.11.: „Werke Josef Winklers in Übersetzung“, Workshop

Dass Übersetzer*innen des Werks eines Autors einander begegnen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Lösungen von Übersetzungsproblemen zu finden, entspricht einer jüngeren Entwicklung der Übersetzungspraktiken und der Übersetzungswissenschaft. Sie sehen die

Übersetzung nicht mehr als zweitrangig und lediglich nachgeordnet, sondern werten sie auf als ‚Teilnehmerin‘ an einem Dialog von Texten.

Im Mittelpunkt dieses Workshops, der einige Übersetzer*innen der Werke Josef Winklers in unterschiedlichen Sprachen versammelt, steht der retrospektiv-kritische Blick auf die bereits vollzogene Übersetzungsarbeit.

In internen Werkstattgesprächen werden Auszüge aus einem einzigen Winkler-Text, der Erzählung Wenn es soweit ist (2000), und ihren Übersetzungen diskutiert.

Dabei sollen sowohl praktische wie theoretische Aspekte diskutiert werden, und zwar mit Blick auf die externen und internen Ermöglichungsbedingungen von Übersetzungen.

 

Donnerstag, 21.11., 19.30 Uhr

Podiumsgespräch der Übersetzer*innen (Bernard Banoun / Übersetzer ins Französische, Amalija Maček / Übersetzerin ins Slowenische, Miguel Sáenz / Übersetzer ins Spanische, Milan Tvrdík / Übersetzer ins Tschechische, Adrian Nathan West / Übersetzer ins Englische)

mit Hans-Ulrich Müller-Schwefe (Suhrkamp Verlag) und Josef Winkler

Moderation: Anke Bosse und Bernard Banoun

Im Anschluss Lesung und Gespräch mit Josef Winkler aus: Der Stadtschreiber von Kalkutta.