19.04.: Ursula Wiegele und Gudrun Seidenauer

Gudrun Seidenauer: Libellen im Winter

Ursula Wiegele: Malvenflug

 

Mittwoch, 19. 04. 2023

19.30 Uhr

Lesung

 

Malvenflug

Emmas Arbeit als Köchin in Davos ist hart. Wenig Freizeit bleibt der Kärntnerin, doch sie muss Schulden abbezahlen und spart Geld für ihre Kinder: Die Zwillinge Lotte und Fritz sind bei den Großeltern in Brünn untergebracht, Alfred geht in St. Paul auf die NAPOLA, die älteste Tochter Helga aber ist in der Steiermark in ein Kloster eingetreten. Während der erste Teil dieses vielstimmigen Romans den einzelnen Familienmitgliedern zwischen 1940 und 1945 folgt, wird Helga im zweiten Teil zur erzählenden Figur. Sie zeichnet in der Rückschau die Wege der Familienmitglieder nach, bewertet Geschehnisse völlig neu, urteilt, hinterfragt, zweifelt. Malvenflug ist ein großes Familienpanorama, getragen von starken Frauenfiguren.

Ursula Wiegele, geboren in Klagenfurt. Studium der Philosophie an theologischen Fakultäten in Österreich und Italien. Lebt als freie Autorin in Graz. Neben Beiträgen in Anthologien und Literaturzeitschriften bislang vier Romane zuletzt: Arigato (2020). Diverse Literaturpreise und Stipendien, zuletzt: Atelier-Residenzstipendium 2022 Turmhaus Balzers.

 

Libellen im Winter

Auf einem Feld unweit von Wien wird die Leiche eines amerikanischen Soldaten gefunden. Grete, die als Dolmetscherin für die US-Behörden arbeitet, findet Haare in der Hand des Getöteten, die sie bald auf die Spur von Vera bringen: Diese hat sich nach Wien abgesetzt, wo sie Mali kennenlernt, die sie bei sich aufnimmt. Mali wiederum hat sich mit ihrem Sohn Robert vor der Roten Armee zu ihrer Tante in die Stadt geflüchtet. Davongelaufen ist sie auch vor dem Vater des Kindes, den sie Robert verschweigt, auch dann noch, als er eines Tages vor ihrer Tür steht. Libellen im Winter ist ein Roman über Freundschaft und Aufrichtigkeit, über das Beharren auf Selbstbestimmung und den Willen, sich treu zu bleiben, der Frauen dazu zwingt, sich außerhalb der Normen einzurichten. Damals wie heute.

Gudrun Seidenauer, geboren in Salzburg, Studium der Germanistik und Romanistik. Unterrichtet Deutsch, Kreatives Schreiben und Literatur in Salzburg. Sie veröffentlicht seit 1990 Prosa und Lyrik und erhielt u.a. den Lyrikpreis des Landes Salzburg. Von ihr sind fünf Romane bei Residenz und im Milena Verlag erschienen, zuletzt: Was wir einander nicht erzählten (2018).

14.04.: Cvetka Lipuš & Uroš Prah

Cvetka Lipuš: Weggehen für Anfänger, Gedichte

Uroš Prah: Erdfall

Gedichte / Pesmi

 

Freitag, 14. 04. 2023

19.30 Uhr

 

Weggehen für Anfänger ist auch für den Fortgeschrittenen zu empfehlen, gibt der Band doch als eine Art Handbuch anschauliche Anleitungen, wie wir all den Abschieden und Abschiednahmen begegnen können: dem schmerzlichen Loslösen, dem entschlossenen Hintersichlassen, der endgültigen Abkehr in Protest oder Resignation. In einem dichten Geflecht heterogener Beobachtungen spürt Cvetka Lipuš in die uns umgebenden und auf uns einströmenden Realitäten hinein, in überraschenden Perspektiven, ironischen Zuspitzungen und melancholisch-resignativen Stimmungsbildern.

Cvetka Lipuš, geboren in Eisenkappel. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Slawistik in Klagenfurt. Von 1990 bis 2000, neben Maja Haderlap und Fabjan Hafner, Mitherausgeberin der Kulturzeitschrift Mladje. Lebt seit 2009 in Salzburg. Schreibt in slowenischer Sprache und veröffentlichte bisher acht Gedichtbände. Ausgezeichnet u.a. mit dem Preis der Prešeren-Stiftung 2016.

 

Erdfall
Prah im Slowenischen bedeutet Staub. Der Name ist Programm: In dem Band, der eine Auswahl seiner Gedichte aus drei Büchern beinhaltet, erdet der Text gewaltig, es tut sich die Textur einer aufgewühlten, von der Sonne gepeitschten Erde auf. Prahs Sprache entfaltet sich in der Körperlichkeit des Randes, in dem Unraum, in dem der entblößte Boden auf Randkörper trifft, die an seine Umrisse gedrängt werden, dort aber auch ihre Zuflucht finden. Oder in ihm aufgehen.

Uroš Prah, geboren in Maribor, veröffentlichte drei Gedichtbände. Übersetzungen seiner Bücher, Gedichte und Essays erschienen bisher in fünfzehn Ländern. Er war Mitbegründer und Chefredakteur der Literaturzeitschrift IDIOT, Programmdirektor des internationalen Festivals Literodrom und Mitbegründer des Museums des Wahnsinns, Trate. Uroš Prah lebt zur Zeit in Wien. Exil Lyrikpreis 2018 für sein auf Deutsch verfasstes investigatives Gedicht Nostra Silva.

 

Moderation: Dominik Srienc

 

In Kooperation mit SKICA: Slowenisches Kulturinformationszentrum Wien

WABEN DER WORTE – Slowenien: Gastland der Frankfurter Buchmesse 2023
SATOVJE BESED – Sloveniija: častna gostja Frankfurtskega knjiznega sejma 2023

23.03.: Evelyn Schlag: Please come flying, Lesung

NEUE LITERATUR

 

Evelyn Schlag

Please Come Flying

Donnerstag, 23. 03. 2023

19.30 Uhr

Buchpräsentation
Moderation: Michaela Monschein

 

New York 1957. Eine junge Frau kommt aus dem postfaschistischen Stillstand der österreichischen Provinz in eine laute, aufregende Gegenwelt. Sie arbeitet als Nanny in Manhattan und durchstreift mit ihrer Kamera die Stadt; beobachtet und fotografiert fasziniert alles, was sie von daheim nicht kennt, ist bezaubert und überfordert von den gesellschaftlichen Regeln und Freiheiten.

Ihr Aufenthalt ist nicht ganz freiwillig. Sie ist ihrem Mann gefolgt, einem Mediziner, der aus beruflichen Gründen für ein Jahr in die USA musste. Ihre fünfjährige Tochter haben sie bei den Großeltern in Österreich zurückgelassen.

Bald nach ihrer Ankunft lernt sie den Fotografen John kennen. Sie verliebt sich in ihn, in sein Englisch, in das Paar, das sie sind und verzehrt sich gleichzeitig jede Minute nach ihrem abwesenden Kind. Es ist klar, dass sie nicht bleiben wird, dass sie zurückgehen muss. Aber ist ihre Sprache tatsächlich eine andere, ihr Platz woanders?

 

Evelyn Schlag, Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Wien, danach Lehrtätigkeit in Wien und an der Handelsakademie Waidhofen. Seit Beginn der 1980er Jahre Autorin von Prosa, Lyrik und Essays, seit 2002 freie Schriftstellerin, Literaturkritikerin und Übersetzerin. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Anton-Wildgans-Preis (1997) und den Österreichischen Kunstpreis (2015). Zuletzt erschienen die Romane Yemen Café (2016) und In den Kriegen (2022).

17.03.: Ana Marwan & Minu Ghedina

NEUE LITERATUR

 

Minu Ghedina: Die Korrektur des Horizonts

Ana Marwan: Verpuppt

Lesung

 

Freitag, 17. 03. 2023

19.30 Uhr

 

 

Die Korrektur des Horizonts

Ada spürt früh, dass ihr Platz im Leben auf äußerst wackligem Untergrund steht. Was bei anderen funktioniert, gilt für sie nicht; was in Kinderbüchern über „Vater, Mutter, Kind“ steht, ist ihr fremd. Das sensible Mädchen baut sich eine eigene Bilderwelt und rettet sich in die Schönheit, die ihr als einzige Möglichkeit erscheint, den Irritationen von außen etwas entgegenzuhalten. Wie in einem Tarnkleid tastet sie sich durch die Kindheit, immer wieder verschiebt sich auch in ihrem späteren Leben der Horizont und muss sie ihre Welt korrigieren.

Verpuppt

Rita findet sich nicht zurecht in der Welt. Stets übt sie sich in Genügsamkeit und Akzeptanz und kommt früh zu der Erkenntnis, dass sich Träume oder Dinge, die verloren gehen, durch andere ersetzen lassen. Das Leben betrachtet sie als eine reine Aneinanderreihung von Spielchen; je nach Situation wird diese oder jene Version der eigenen Person zur Schau gestellt und vor sich hergetragen. Der neue Roman der Bachmann-Preisträgerin 2022 lädt dazu ein, „den Wahrheitsgehalt der erzählten Geschichte infrage zu stellen“.

 

Minu Ghedina, in Klagenfurt geboren, aufgewachsen in Innsbruck. Studierte Germanistik und Schauspiel. Nach mehreren Jahren Arbeit an verschiedenen Theatern und beim Film Studium der Bildhauerei bei Alfred Hrdlicka an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Ausstellungen im In- und Ausland.

Ana Marwan, in Murska Sobota/SLO geboren, aufgewachsen in Ljubljana. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft in Ljubljana und der Romanistik in Wien. Lebt als freie Autorin in Wien und schreibt Kurzgeschichten, Romane und Gedichte auf Deutsch und Slowenisch. Ab 2023 Mitherausgeberin und alleinige Chefredakteurin der Literaturzeitschrift „Literatur und Kritik“.

 

 

Moderation: Edith Bernhofer, Dominik Srienc