Dominik Srienc erhält Auszeichnung des Urad Vlade RS za Slovence v zamejstvu in po svetu (Amtes der Republik Slowenien für Slowen:innen im Ausland)

Der Literaturwissenschaftler Dominik Srienc belegte den 1. Platz in der Kategorie „Wissenschaftliche Arbeiten“ beim diesjährigen Wettbewerb für seine Dissertation mit dem Titel „Im Wörterholz. Zum Gestus literarischen Schreibens bei Florjan Lipuš“. Die Ehrung erfolgte gestern, am 17. Oktober 2023, in Ljubljana.

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19.10.: Bernhard C. Bünker – Olle im Doaf

Olle im Doaf

Texte von Bernhard C. Bünker und Musik

Dietmar Pickl (Lesung)

Martin Sadounik (Harmonika)

 

Wonn du amol geast. Karntna Bluus
CD-Präsentation von Gottfried Gfrerer

 

Donnerstag, 19. 10. 2023

19.30 Uhr

 

Bernhard C. Bünker (1948–2010) hat als ältestes Kind des evangelischen Pfarrers und Dialektdichters Otto Bünker seine Jugend in Kärnten verbracht. Das Land hat ihn auch nach seinem Weggang nach Wien nicht losgelassen, zumal dessen Entwicklung und Veränderung durch Fremdenverkehr, Naturschändung und Minderheitenpolitik seinen Zorn und seine Traurigkeit gleichermaßen hervorriefen.

Seine im Oberkärntner Dialekt geschriebenen Gedichte und kurzen Geschichten ziehen den Schleier der heilen Welt vom Dorf, beklagen den Ausverkauf der Heimat infolge des Tourismus und prangern die, die im Land das Sagen haben, wütend an.

Die Musik vermittelt einerseits Atmosphäre, wird andererseits Teil des Textes und verstärkt damit die Lyrik Bünkers.

Insgesamt (k)ein Kärntner Heimatabend.

 

Bernhard C. Bünker, geboren 1948 in Leoben als ältestes Kind des Ehepaares Liesl und Otto Bünker (evangelischer Pfarrer und Dichter), kam 1954 nach Kärnten, wo die Familie seit Generationen lebte. Ab 1970 Studium der Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte, evangelische Religion in Wien; später Rückzug ins Waldviertel, wo er 2010 infolge einer Bluttransfusion starb.

 

 

Wonn du amol geast. Karntna Bluus:

Gottfried Gfrerer, der mit Bernhard C. Bünker zusammengearbeitet und dessen Texte vertont hatte, präsentiert außerdem einige dieser bereits in den 90er-Jahren fertig produzierten und bis heute unveröffentlichten Lieder, die nun als CD im Heyn Verlag erscheinen.

Gottfried Gfrerer ist mit Kärntnerliedern aufgewachsen: mit „Rootsmusik“, die er zusammen mit dem Dialektpoeten Bernhard C. Bünker zum „Karntna-Bluus“ weiterentwickelte. Um 1990 begann die Zusammenarbeit zwischen dem Musiker und dem 18 Jahre älteren Literaten, der schon seit den 1970ern mit seiner kritischen Dichtung im Kärntner Dialekt für Aufsehen sowie für die österreichweite und internationale Vernetzung der schreibenden wie singenden Kolleg*innen gesorgt hatte. Ergebnis war zunächst Gfrerers erster Tonträger, die Musikkassette Karntn is lei a Grobschtan (IDI Ton 22, 1992). Viele weitere Titel entstanden, sechs Jahre später wählten Gfrerer und Bünker 15 davon aus, nahmen sie auf, gestalteten CD, Hülle und Booklet, alles war fertig für Pressung und Druck ‒ erschienen ist das Album mit dem Untertitel Karntna-Bluus dennoch nie.

Die CD enthält die originalen Aufnahmen aus dem Jahr 1998, und das Layout von Booklet und Hülle zitiert die Druckvorlagen von damals.

“ ‚Heimatdichtung‘ … Das beinhaltet Melancholie und Traurigkeit ebenso wie Zorn und Wut über Ungerechtigkeit, menschliche Dummheit, soziale und ökologische Brutalitäten“ Bernhard C. Bünker

17.10.: Anita AUGUSTIN und Greta LAUER

 

Anita Augustin: Wie ähnlich ist uns der Zackenbarsch, dieses äußerst hässliche Tier

Greta Lauer: Gedeih und Verderb

 

Dienstag, 17. 10. 2023

19.30 Uhr

 

Schräge Figuren, böse Komik und bissig bis zum letzten Tabu: Anita Augustin inszeniert mit ihrem Roman Wie ähnlich ist uns der Zackenbarsch, dieses äußerst hässliche Tier ein aberwitziges Schauspiel um eine alleinerziehende Mutter, deren Durchschnittsleben jäh endet, als ihre zwölfjährige Tochter verschwindet und sie sich gezwungen sieht, sich im

Alleingang auf die Suche zu machen.

 

Greta Lauer hat mit Gedeih und Verderb einen Text über Schmerzen geschrieben. Schmerzen, die in der Familie und der Gemeinschaft über Generationen unter der Hand weitergereicht werden und die durch tägliche Riten, durch Sprache und durch Sexualität am Leben bleiben. Das Erinnern und Erzählen der Protagonistin ist der Versuch, diese Gewalt mit Sprache begreifen zu können.

 

Anita Augustin, geboren 1970 in Klagenfurt, studierte Philosophie und Theaterwissenschaft an der Universität Wien und arbeitet seit 25 Jahren als Dramaturgin in der freien Szene, an Stadt- und Staatstheatern sowie bei Festivals, schreibt sowohl Prosa als auch Texte für die Bühne und lehrt als Dozentin an der Freien Universität Berlin.

Greta Lauer, geboren 1990 in Klagenfurt, lebt derzeit in Wien. Studium der Germanistik, Philosophie und Psychoanalyse, Regiehospitanzen und -assistenzen an deutschsprachigen Theaterhäusern. Sie schreibt szenische Texte, lyrische Texte und Prosatexte, ist Mitglied der GAV und veröffentlichte bisher in verschiedenen Literaturzeitschriften.

 

Moderation: Edith Bernhofer und Franziska Mader

10.10.: Clemens J. Setz – Monde vor der Landung

 

Clemens Setz

Monde vor der Landung

Lesung

Moderation: Michaela Monschein

 

Dienstag, 10. 10. 2023
19.30 Uhr

 

Worms, Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Peter Bender, ehemals Fliegerleutnant des Deutschen Heeres, macht sich als Gründer einer neuen Religionsgemeinschaft und mit der Proklamation der sogenannten Hohlwelt-Theorie einen Namen: Die Menschheit, so diese Theorie, lebe nicht auf, sondern in einer Kugel, außerhalb

derselben existiere nichts. Benders Gemeinde bleibt überschaubar, dennoch wird er wegen der Verbreitung aufwieglerischer und gotteslästerlicher Flugschriften zu einer mehrmonatigen Kerkerhaft verurteilt.

Als sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten herumspricht, dass seine Frau Jüdin ist, wenden sich selbst seine engsten Gefolgsleute von ihm ab. Die Benders verarmen, die Repressionen gegen seine Frau werden bald unerträglich, bis die Familie 1942 verhaftet und deportiert wird. Nur der Sohn überlebt das Konzentrationslager.

Was auf den ersten Blick zeitlich wie thematisch weit entfernt scheint, entpuppt sich sogleich als Teil einer „staunenswerten Vielseitigkeit“ und „radikalen Zeitgenossenschaft“, die Clemens J. Setz anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises 2021 attestiert wurden. Denn die Erzählung von der abseitigen Theorie lässt sich als Reflexion auf

Verschwörungsideologien unserer Gegenwart verstehen.

 

Suhrkamp Verlag | Clemens J. Setz: »Monde vor der Landung«

 

Clemens J. Setz ist 1982 in Graz geboren, wo er Mathematik und Germanistik studierte. Heute lebt er als Übersetzer und freier Schriftsteller in Wien. Setz gilt als eine der wichtigsten und unkonventionellsten Stimmen zeitgenössischer österreichischer Literatur. Neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen erhielt er 2021 den Georg-Büchner-Preis.