14.03.: Slavko Grum / Srečko Kosovel

WABEN DER WORTE / SATOVJE BESED

 

Slavko Grum: Werke

Srečko Kosovel: Mein Gedicht ist mein Gesicht

Die Raupe

Buchpräsentationen mit den Übersetzern Erwin Köstler und Ludwig Hartinger

Donnerstag, 14. 03. 2024

19.30 Uhr              

 

Moderation: Peter Svetina

 

Schlusspunkt der Veranstaltungsreihe zum Slowenien-Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse WABEN DER WORTE / SATOVJE BESED:

Slavko Grum (1901–1949) war der erste slowenische Autor, der die Erkenntnisse der Psychoanalyse literarisch nutzte. Verfremdungen, der Wechsel von Perspektiven und surreale sowie traumhafte Sequenzen sind typisch für seine Texte. Seine Bedeutung als Autor wurde erst posthum erkannt, heute gilt er als einer der eigenwilligsten und bedeutendsten slowenischen Schriftsteller der Zwischenkriegszeit. Erwin Köstler stellt die in deutscher Übersetzung im Heyn Verlag erschienene Werkausgabe (Prosatexte und Theaterstücke) und den Band Die Raupe, der slowenische Kurzprosa der Zwischenkriegszeit versammelt, vor.

 

Mein Gedicht ist mein Gesicht eröffnet ein lesendes Wandern in Wortlandschaften eines dichterischen Werks, das einzigartig in seiner Tiefe, Vielfalt und Ausstrahlung bis ins Heute wirkt. Srečko Kosovel, geprägt vom kontrastreichen slowenischen Karst oberhalb von Triest, suchte eine Synthese, in der Naturerleben, existenzielle Erfahrung und gesellschaftliche Umbrüche, künstlerische Aufbrüche in neue literarische Formen zusammenfließen und aufgehen. Der Übersetzer, Herausgeber und Dichter Ludwig Hartinger präsentiert die Auswahl von Gedichten, Prosa-, Essayfragmenten, Auszügen aus Notizbüchern und Briefen. Für seine Übersetzung der Gedichte Srečko Kosovels wurde Ludwig Hartinger 2023 mit dem Fabjan-Hafner-Übersetzerpreis ausgezeichnet.

 

Die von Christian Thanhäuser stammenden Radierungen und Holzschnitte zu Grum und Kosovel werden gemeinsam mit Farblithographien von Lojze Spacal zur Kosovels Karst-Texten in einer Ausstellung im Musil-Institut gezeigt.

 

 

In Kooperation mit dem Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt

 

08.03.: Tara C. Meister – Proben

NEUE LITERATUR

Lesung und Gespräch

Tara C. Meister: Proben

Freitag, 08. März 2024
19.30 Uhr    

Moderation: Hannah Kocevar

                 

Die unberechenbare, aber charismatische Johanna ist Regisseurin in einem kleinen Theaterkollektiv. Mit Caro, die als Biochemikerin in einem Labor arbeitet, verbindet sie eine enge, vielleicht zu enge Freundschaft. Als Johanna ungewollt schwanger wird, bietet Caro ihr an, das Kind in Zukunft gemeinsam großzuziehen – ein mutiger Gegenentwurf zu traditionellen Familienmustern?

Tara C. Meisters Debütroman konfrontiert Träume mit ihrer Realitätstauglichkeit. Mit leichter Hand und klarem Blick beschreibt sie Momente von Intimität und Nähe, aber auch Konflikte und Übergriffe. Doch Johanna und Caro sind fest entschlossen, ihre mutige Entscheidung auch zu leben – und sich dabei auch in einer Welt zu behaupten, in der Utopien nicht vorgesehen sind.

 

Tara C. Meister geboren 1997 in Kärnten, Medizinstudium in Wien, seit Herbst 2022 studiert sie ‚Literarisches Schreiben‘ am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Tara C. Meister schreibt Kurzprosa, Spoken Word und Dramatik. Ihre Texte wurden mehrfach ausgezeichnet und in diversen Anthologien und Literaturzeitschriften publiziert. 2021 erhielt sie unter anderem den Dramatikerinnenpreis der neuebühnevillach, 2022 stand sie auf der Shortlist für den ‚Wortmeldungen‘ Förderpreis und wurde mit dem Erostepost Literaturpreis sowie dem Förderpreis für Literatur des Landes Kärnten ausgezeichnet.

Tara C. Meister

 

06.03.: Franziska FÜCHSL und Barbara JUCH

Franziska Füchsl

Barbara Juch

Lesung und Präsentation des Klagenfurt Kurir

 

Mittwoch, 06. 03. 2024

19.30 Uhr                    

 

Franziska Füchsl: Die Straßen sind sichtbar

Suspekte Begegnungen mit Nachbarn, Bäumen, Angestellten der Stadt, Schwestern unter Schwestern, einer Geschützabwerferin und einem Fallschirmspringerchen, sowie Beobachtungen driftender Passant*innen und strauchelnder Tauben machen Versehrtheiten spürbar, die vom Zupflastern individueller Spielräume herrühren. Umgeben von struktureller Feindseligkeit versuchen die Suspekten dieser Texte in ungewohnten Blickwinkeln und eigenwilligen Einsichten Souveränität zu erlangen und auszuloten, wie viel Spiel sie noch haben. Losgelöst aus gewohnten Konstellationen verbinden sich Wörter und Wendungen auf neue Art und überlagern im poetischen Bild Mensch und Baum, mentale Vorgänge und physische Natur, Virtualität und Gegenständlichkeit. Solcherart werden die Narben und klaffenden Wunden heutigen Lebens erkennbar, aber auch, wieviel Spiel Sprache noch hat.

Ritterverlag | Die Straßen sind sichtbar. Erzählungen (ritterbooks.com)

Franziska Füchsl, geboren 1991 in Putzleinsdorf (OÖ), Studium der deutschen Philologie und Anglistik an der Universität Wien und Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule Kiel. 2020 erhielt sie den rotahorn Förderpreis sowie den Heimrad-Bäcker-Förderpreis. Für ihr Prosadebüt Tagwan war sie für den Rauriser Literaturpreis und den Clemens-Brentano-Preis nominiert, für Denkt 1 Dodltopftropf erhielt sie 2022 den Floriana Förderpreis. Füchsl ist auch als literarische Übersetzerin tätig und Mitglied in den Vereinen Versatorium – Verein für Gedichte und Übersetzen sowie Neuberg College – Verein für Übersetzung der Gesellschaft. Sie wurde 2023 mit dem Morgenstern-Preis des Landes Steiermark ausgezeichnet. Lebt und arbeitet als freie Autorin in Wien und Kiel.

 

Barbara Juch: SPORT

Regelwerke, Parcours, feste Zeiten oder einfach das Streben nach Geschwindigkeit. Sport durchzieht unhinterfragt unseren Alltag – und auch das künstlerische Arbeiten. In ihrem Essay beleuchtet Barbara Juch die Frage, wo genau diese Überkreuzungen stattfinden und fördert ungeahnte Momente und Parallelen zu Tage. Vor Publikum stehen, einen Schluck Wasser trinken, beginnen: Mit einem vorher klar definierten Bewegungsablauf in einer gegliederten Zeit, einem festen Rhythmus und gesetzten Atempausen. So könnte eine Lyriklesung beginnen, so beginnt ein Sportwettkampf. Sport und Gedichte werden oft in Abgrenzung gedacht, dabei sind sie sich nah: Atem, Rhythmus und Linien durchziehen beide. Aber was hat der Sport der Lyrik zu sagen – und was die Lyrik dem Sport?

Barbara Juch führt beide in ihrem Essay zusammen, lotet Analogien und Überschneidungen aus – und befragt ihren Ort im Spannungsfeld zwischen Auswahlmechanismen im Bildungssystem, im Sportbetrieb, der Lyrikszene. Ein Essay über Lyrik nah am Körper.

Verlagshaus Berlin_Barbara Juch: Sport

Barbara Juch, geboren 1988 in Klagenfurt und aufgewachsen in Ferlach, lebt in Wien. Studium der Amerikanischen Literatur an der Universität Wien, Fulbright Stipendium der Vergleichenden Literaturwissenschaft an der New York State University Stony Brook sowie Master in Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie arbeitet als Autorin und Künstlerin in zumeist interdisziplinären und kollaborativen Kontexten. 2017 erhielt sie 2017 Cathrin-Pichler-Preis (2017) für ihre filmische Arbeit. Mit Claudia Bossard erarbeitete Barbara Juch u. a. Das Werk von Elfriede Jelinek am Kosmos Theater Wien und Making a Great Gatsby am Schauspielhaus Graz. Ihr Debütband BARBARA erschien 2020 im Verlagshaus Berlin. Mitglied in: Chor Mala Sirena, Rennradgruppe Skinny Devils, Studio HDS59 und Hekate Film Collective.

 

Klagenfurt Kurir:

Der von Barbara Juch und Franziska Füchsl herausgegebene „Klagenfurt Kurir“ versammelt Beiträge der Leute, die sie während ihres Klagenfurt-Aufenthalts von September bis Dezember 2022 kennengelernt haben. Die Zeitung wird von Füchsl und Juch gesetzt und in ihren Wiener Ateliers aufmerksam hergestellt. Mit Literatur, Sachtexten, Freizeittipp, Kreuzworträtsel, Rezept, Leserbrief … von Bella Ban, Edith Bernhofer, Mark Duran, Tino Hillebrand, Christian Klingspiegel, Herbert Maschat, Monika Masser, Martina Mosebach Ritter, Erich Pacher, Barbara Pachler, Dominik Srienc, Josef Winkler.

25.01.: Ingeborg BACHMANN – Buchpräsentationen

Uta Degner und Irene Fußl-Pidner

Ingeborg Bachmann: Spiegelungen eines Lebens

Ingeborg Bachmann: Die gestundete Zeit

Buchpräsentation und Lesung

 

Donnerstag, 25. 01. 2024

19.30 Uhr     

Moderation: Anke Bosse

Lesung: Susanne Kubelka

 

Ingeborg Bachmann. Spiegelungen eines Lebens

50 Jahre nach ihrem Tod in Rom gibt dieser einzigartige Bildband einen tiefen Einblick in Leben und Werk der großen Dichterin. Selten gezeigte Fotografien aus dem Familienbesitz und entlegenen Quellen zeichnen Ingeborg Bachmanns Lebensweg nach: ihren Abschied von der Kärntner Kindheitslandschaft und den Umzug nach Italien, den kometenhaften Aufstieg, das Ringen um Unabhängigkeit. Deutlich werden die enge Verwobenheit von Leben und Literatur, aber auch die schwierige Selbstbehauptung als schreibende Frau in Literaturbetrieb und Mediengesellschaft. Wie keine zweite deutschsprachige Autorin stand Ingeborg Bachmann im Licht der Öffentlichkeit. Sie verkörperte den Aufbruch in den 1950er-Jahren wie die Frauenbewegung der 1970er. Die Fotos zeigen, dass eine Trennung zwischen ‚öffentlich‘ und ‚privat‘ nicht möglich war. Was sie in ihrer Gesamtheit sichtbar machen, sind die vielen Gesichter der Bachmann, ihre Wandlungsfähigkeit und Ausstrahlung, ihre einzigartige Aura.

Uta Degner lehrt als assoziierte Professorin Neuere Deutsche Literatur an der Universität Salzburg. Gastprofessuren in Leiden und Wien, Gastdozenturen in Verona und Neapel. Gemeinsam mit Irene Fußl gibt Uta Degner die Werke und Briefe Ingeborg Bachmanns in der Salzburger Bachmann Edition heraus.

 

Salzburger Bachmann Edition. Die gestundete Zeit

Für die junge Ingeborg Bachmann und ihre Generation erwies sich die große Hoffnung nach dem Krieg auf eine Zeit des Friedens bald als trügerisch. Restauration und das vorherrschende schnelle Verdrängen und Vergessen markierten jenen Horizont, vor dem Bachmann ihre Gedichte schrieb. Die gestundete Zeit, der erste, Ende 1953 erschienene Lyrikband der 27-jährigen Autorin, erwies sich, nach verzögerter Rezeption, als repräsentativ für Erfahrungen, die das Schreiben nach 1945 bestimmten: Aufbruch und Abschied, Schuld und Gedächtnis. In der dramatischen Kraft und in den einprägsamen Bildern ihrer Lyriksprache, deren „alarmierendes, skandalöses, befremdliches, erschreckendes“ Hans Werner Henze sofort erkannte, hat diese Erfahrung einen Ausdruck gefunden, der über ihre Zeit hinausreicht. Bachmanns sicheres Gefühl für den sprachlichen Gestus hat ebenso wie das vielschichtige Geschichtsbewusstsein dazu beigetragen, ihren Gedichten einen Platz in der europäischen Moderne nach 1945 zu sichern – aufgenommen auch im Werk bedeutender Bildkünstler und Komponisten wie Anselm Kiefer, Cy Twombly oder Hans Werner Henze.

Dass sich in diesen Gedichten zugleich ein ‚verzweifeltes Sprechen‘ mit Paul Celan verbirgt, wurde erst spät entdeckt. Seit der Publikation des Briefwechsels zwischen Bachmann und Celan (Herzzeit, 2008) ist diese Lesart der Gedichte aber unabweisbar. In der nunmehr ersten kommentierten Edition von Die gestundete Zeit, herausgegeben von Irene Fußl, wird dieses Verständnis durch neue Materialien aus Bachmanns Nachlass ergänzt und vertieft.

Irene Fußl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Literaturarchiv Salzburg und gemeinsam mit Uta Degner (in Nachfolge von Hans Höller) Gesamtherausgeberin der Salzburger Bachmann Edition. Forschungsschwerpunkte: Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann und Paul Celan.