Bildungssystem: Wer nicht weiß, was falsch läuft, kann nichts richtig machen.
Die Österreichische Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB), deren Vorsitz aktuell Florian Müller (Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung der AAU) inne hat, hat eine Stellungnahme zur im Raum stehenden Auflösung des BIFIE veröffentlicht.
Aus Unterlagen und Mediendarstellungen zu den laufenden Koalitionsverhandlungen ist zu entnehmen, dass von den künftigen Koalitionspartnern die Auflösung des Bundesinstituts für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE) geplant ist. Die Zuordnung seiner Aufgaben ist einerseits zum Bildungsministerium, andererseits zu den Universitäten bzw. Hochschulen angedacht.
Ungeachtet einzelner Kritikpunkte an der Arbeit des BIFIE hält die Österreichische Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB) – als Repräsentantin von mehr als 300 WissenschaftlerInnen, die im Bildungswesen forschend und entwickelnd tätig sind – fest: Österreich braucht – so wie andere hochentwickelte OECD-Staaten auch – eine von der Bildungsadministration getrennte und nicht unmittelbar weisungsgebundene Qualitätsagentur für das Bildungswesen, deren Aufgaben darin bestehen, die Qualität des Bildungswesens laufend national und international vergleichend zu beobachten, zur ihrer Sicherung beizutragen und Expertise für die Beratung von Bildungspolitik und Bildungsadministration zu entwickeln und bereitzustellen.
„Es wäre ein unverantwortlicher Rückschritt in der Entwicklung und Sicherung der Qualität des Bildungswesens, auf die Arbeiten eines externen Instituts zu verzichten. Anstatt über die Auflösung des BIFIE zu befinden, wäre es sinnvoller, die Unabhängigkeit des BIFIE zu stärken und ihm zu ermöglichen, seine Aufgaben mit stärkerem Bezug zu Forschung und Praxis als bisher zu erfüllen. Vor dem Hintergrund des von den Koalitionspartnern geplanten Ausbaus von standardisierten Testungen ist eine Institution mit dem notwendigen konzeptionellen und operativen Know How unabdinglich. Unabhängig davon begrüßt die ÖFEB aber die Initiative, die Universitäten und Hochschulen wieder stärker in die unmittelbare Bildungsforschung einzubeziehen, wie dies in den deutschsprachigen Nachbarstaaten Österreichs in viel höherem Ausmaß der Fall ist“, so Florian Müller (Vorsitzender der ÖFEB).
Der Vorstand der ÖFEB ersucht die künftigen Koalitionspartner daher dringend, von einer Auflösung des BIFIE abzusehen und stattdessen seine Unabhängigkeit zu stärken. Für die genaue Definition eines entsprechenden Aufgabenprofils ist die ÖFEB gerne bereit, ihre Expertise als wissenschaftliche Gesellschaft entsprechend einzubringen.
Der Vorstand der ÖFEB
Dem Vorstand der ÖFEB gehören von Seiten der Alpen-Adria-Universität Florian Müller, Stefan Brauckmann (beide Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung) und Peter Schlögl (Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung) an.