Bildung als Chance sehen
Der Landesgeschäftsführer des AMS Kärnten Peter Wedenig im Gespräch über Bildungsnotwendigkeit, Berufsanforderungen und das Studium in Kärnten.
Herr Wedenig, gilt der Grundsatz – je höher der Bildungsgrad, desto besser die Jobchancen – nach wie vor?
PETER WEDENIG: Aus- und Weiterbildung sind noch immer das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit. Personen mit maximal Pflichtschulabschluss haben in Kärnten ein dreieinhalbmal so hohes Arbeitslosigkeitsrisiko wie Personen mit Lehrabschluss. Die Absolvierung eines Studiums an einer Universität oder Fachhochschule kann dieses Risiko, abhängig von der gewählten Richtung, weiter verringern.
Welche Jobs haben Zukunft?
Die Digitalisierung und damit einhergehende Automatisierung von Dienstleistungen und Fertigungsprozessen nimmt großen Einfluss auf die Arbeitswelt. Routinetätigkeiten werden zunehmend automatisiert, was die Beschäftigungsmöglichkeiten für Hilfskräfte weiter einschränkt. Im Gegenzug sind in den letzten Jahren viele Berufe neu entstanden, denn digital gesteuerte Maschinen müssen gebaut, programmiert und gewartet werden. Insofern ist zu erwarten, dass der Bedarf an Techniker*innen (Informatik, Mechatronik etc.) weiter zunehmen wird. Da die beruflichen Aufgabenfelder von Akademiker*innen zumeist ein hohes Maß an Kreativität, Flexibilität und sozialer Kompetenz erfordern, sind diese Jobs kaum gefährdet. Im nichtakademischen Bereich verfügen die Pflege- und Sozialberufe über großes Zukunftspotenzial, zumal die demographische Entwicklung auf einen wachsenden Betreuungsbedarf von älteren Personen schließen lässt. Auch Hotellerie- und Gastronomiefachkräfte sind in Tourismusregionen wie Kärnten insbesondere während der Sommer- und Wintersaison äußerst gefragt. Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, dass sich die Zahl der Arbeitsplätze im Kärntner Tourismus in den nächsten Jahren nicht reduzieren wird.
„Aus- und Weiterbildung verringert das Risiko von Arbeitslosigkeit.“
Peter Wedenig
(Landesgeschäftsführer des AMS Kärnten)
Wie sehen die Jobperspektiven für Uni-Absolvent*innen speziell in Kärnten aus?
Die positive konjunkturelle Entwicklung und die damit einhergehenden sinkenden Arbeitslosenzahlen dürften den Berufseinstieg für Akademiker*innen erleichtern. Absolvent*innen der Wirtschaftswissenschaften und insbesondere der technischen Wissenschaften haben gute Chancen, im jeweiligen Fachbereich unterzukommen. Dafür sorgen Initiativen wie der „Silicon Alps Cluster“ – eine Partnerschaft aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand zur Entwicklung und Positionierung der Elektronik und Mikroelektronikbranche in Kärnten und der Steiermark.
Wie können sich die Studierenden schon während ihres Studiums gut auf den Berufseinstieg vorbereiten? Was erwarten sich Unternehmen von neuen Mitarbeiter*innen?
Interesse und Engagement zu zeigen, ist sowohl während des Studiums als auch bei der Jobsuche und im neuen Job wichtig. Schon während des Studiums sollten unbedingt Berufspraktika im präferierten Fachbereich absolviert werden. Auch Auslandssemester und die Umsetzung von Projekten, deren Ergebnisse für spätere Arbeitgeber*innen relevant sein könnten, sind sehr zu empfehlen.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen bei der connect 2021!
Für den Inhalt des Beitrags ist das AMS Kärnten verantwortlich.