Beschaffung in kleinen Gemeinden nachhaltiger gestalten
Ein interdisziplinäres Team bemühte sich im Projekt FokoKEM darum herauszufinden, wie die öffentliche Beschaffung in kleinen Gemeinden bewertet und optimiert werden kann, um die Treibhausgasemissionen zu verringern. Im Mittelpunkt des Projekts stand der Gedanke, dass Beschaffungsentscheidungen, auch wenn sie oft als rein administrativ angesehen werden, eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung des ökologischen Fußabdrucks einer Gemeinde spielen.
Die Forschung basierte auf realen Beschaffungsdaten, die von zwei Gemeinden in der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Carnica Rosental zur Verfügung gestellt wurden. Für das Projekt wurde ein interdisziplinäres Team zusammengestellt: Michael Hilpert von der KEM-Region, ein Forscherteam bestehend aus Anja Adamitsch und Stefan Hohnwald unter der Leitung von Wilfried Elmenreich vom Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme (NES) der Universität Klagenfurt, Nachhaltigkeitsforscherin Renate Hübner und Michael Has vom Institut d’Ingénierie et de Management in Grenoble.
„Ziel des Projekts war es, durch die Kombination von technischen Werkzeugen und Nachhaltigkeitsperspektiven sowohl die Klimawirkung der kommunalen Beschaffung als auch Verbesserungsmöglichkeiten datengestützt und auf den regionalen Kontext zugeschnitten aufzudecken“, erklärt Wilfried Elmenreich.
Bevor die eigentliche Analyse beginnen konnte, mussten die Beschaffungsdaten nutzbar gemacht werden. Die beiden Kommunen stellten Excel-Tabellen zur Verfügung, die Informationen zu den Beschaffungen über mehrere Jahre enthielten. Wie bei realen Verwaltungsdaten üblich, waren diese Tabellen nicht standardisiert: Die Beschreibungen der Artikel variierten, Mengenangaben fehlten, und manchmal waren mehrere Produkte in einer einzigen Zeile aufgeführt.
Um dies zu beheben, entwickelte das Forschungsteam ein auf Python basierendes Tool, das ähnliche Produkte automatisch gruppierte, Inkonsistenzen korrigierte und Einträge herausfilterte, die für eine Analyse zu vage oder unvollständig waren. In einem weiteren wichtigen Schritt wurden alle Artikel entweder als Gebrauchsgüter (z. B. Werkzeuge, Beleuchtung, Wasserzähler) oder als Verbrauchsgüter (z. B. Reinigungsmittel, Verbrauchsmaterial) kategorisiert. „Diese Unterscheidung war für die spätere Analyse von wesentlicher Bedeutung, da sich die Umweltauswirkungen dieser beiden Gruppen nicht nur im Hinblick auf die Menge, sondern auch auf die Nutzungsmuster und die Häufigkeit des Austauschs unterscheiden“, so Wilfried Elmenreich.
Der daraus resultierende bereinigte und strukturierte Datensatz bot eine zuverlässige Grundlage für die Bewertung der finanziellen und ökologischen Auswirkungen von Beschaffungsentscheidungen, getrennt für beide Produktarten.
Mit den strukturierten Daten konnte das Team zwei bewährte Analyseverfahren, ABC und XYZ, anwenden, um Muster im Beschaffungsverhalten und in den Umweltauswirkungen aufzudecken.
Die ABC-Analyse wurde zweimal durchgeführt: einmal, um die Produkte nach den gesamten CO₂-Emissionen zu ordnen, und einmal nach den Ausgaben. Auf diese Weise konnte das Team die finanzielle und die ökologische Relevanz Seite an Seite vergleichen. Besonders wichtig waren Produkte mit hohen CO₂-Emissionen, aber geringen Kosten, die bei Budgetdiskussionen oft übersehen werden. Es stellte sich heraus, dass Produkte wie Müllbeutel, Desinfektionsmittel und Heizöl einen großen Beitrag zum CO2-Fußabdruck leisten, obwohl sie nur einen kleinen Teil der Ausgaben ausmachen.
Bei den langlebigen Gütern stachen Artikel wie LED-Beleuchtung, Autoreifen und Wasserzähler aufgrund ihrer Materialintensität und der damit verbundenen Emissionen hervor. Diese Güter werden zwar seltener gekauft, haben aber eine dauerhafte Auswirkung auf die Umwelt.
Die XYZ-Analyse zeigte, wie regelmäßig die einzelnen Artikel beschafft wurden. Häufig eingekaufte Produkte wie Kies, Reinigungsmittel oder Streusalz wurden als besonders relevant eingestuft, da sich bereits kleine Änderungen bei der Beschaffung schnell zu einer spürbaren Reduzierung der Emissionen summieren können.
Um die Ergebnisse zu visualisieren, erstellte das Team eine Reihe von Heatmaps, die die Kategorien ABC und XYZ kombinierten. „Diese visuellen Hilfsmittel halfen dabei, Produkte zu identifizieren, die nicht nur klimarelevant, sondern auch Teil der regulären Beschaffungsroutine sind, und boten den Kommunen praktische und effektive Ansatzpunkte für nachhaltigere Einkaufsstrategien“, so das Projektteam.
Das Projekt wurde im Rahmen des Forschungsclusters „Energiemanagement und -technik“ an der Universität Klagenfurt durchgeführt.