Barbara Pedretscher: „Nutzt die Universität als Netzwerk des Wissens und des Austauschs!“
Unsere Absolventin Barbara Pedretscher hat Technische Mathematik studiert. Sie konnte bereits ihr Pflichtpraktikum bei der KAI Kompetenzzentrum Automobil- und Industrieelektronik GmbH absolvieren und bekam dann die Möglichkeit dort an ihrer Diplomarbeit und anschließenden Dissertation zu arbeiten. Heute ist sie im Bereich R&D Reliability and Data Science tätig. Wir sprechen mit ihr über die vielfältigen Möglichkeiten einer universitären Ausbildung und eine unvergessliche Studienzeit.
Was hat Sie damals an die Universität Klagenfurt gezogen?
Um ehrlich zu sein, war es in erster Linie eine finanzielle und damit sehr pragmatische Entscheidung, die ich aus heutiger und damit retrospektiver Sicht nicht bereue. Mir war gegen Ende meiner Schulzeit klar, dass ich etwas Technisches / Naturwissenschaftliches studieren möchte, wobei mich Mathematik, Physik und Chemie besonders gereizt haben. Im Zuge meiner Recherche zur Studienwahl habe ich zunehmend erkannt, dass die Mathematik das Fundament für das physikalische Beschreiben von Naturgesetzen ist. Diese Tatsache kombiniert mit dem Studienangebot an der Universität Klagenfurt ließen die Wahl auf die Technische Mathematik fallen.
Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit?
Es gab viele schöne Momente an die ich gerne zurückdenke, weshalb mir das Eingrenzen auf eine einzige Erfahrung zu komprimiert vorkäme. Ich durfte während meiner Studienzeit viele interessante und tolle Persönlichkeiten, angefangen bei den Lehrenden bis hin zu den Studierenden, kennenlernen. Manche davon sind mir als Freunde bis heute geblieben. Woran ich immer wieder gerne und etwas wehmütig zurückdenke sind die gemeinsamen Vorbereitungen für die Aufgaben von den Übungszetteln. Zwischen Diskussionen blieb immer noch Zeit um miteinander zu lachen, was der Freundschaft zu Gute kam.
Wenn ich noch einmal studieren würde, würde ich… dasselbe Studium wählen. Was ich jedoch anders machen würde, ich würde mir vermehrt auch Lehrveranstaltungen aus anderen Richtungen, vor allem den Geisteswissenschaften, anhören, die nicht zwingend für den Abschluss des Mathematikstudiums notwendig sind. Obwohl ich dieses Angebot teilweise in Anspruch genommen habe, würde ich es noch mehr ausnützen; auch auf die „Gefahr“ hin, ein Semester länger zu studieren. Diese Möglichkeit des Aneignens von Wissen, des Erweiterns des eigenen Horizonts, die man während seiner Studienzeit hat, ist einem als Studierendem (zumindest meiner Wahrnehmung nach) nicht immer bewusst bzw. man ist zu sehr damit beschäftig ein Curriculum zu erfüllen, als dass man darüber nachdenkt, was es außerhalb dieses Terrains noch so alles gibt.
Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben?
Auf alle Fälle! Da es an dieser Stelle jedoch den Rahmen sprengen würde über mehr als eine Person zu sprechen, möchte ich mich auf meine Doktormutter und Diplomarbeitsbetreuerin Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Barbara Kaltenbacher beschränken. Sie verkörpert für mich sowohl Emanzipation, als auch technische Expertise auf höchstem Niveau. Als berufstätige Mutter hat sie den Spagat geschafft, sich in einem nach wie vor eher männlich besetzten Feld zu etablieren, ohne dabei in ihrer Lehrtätigkeit weniger aktiv zu sein. Ich denke da insbesondere auch an ihre Bereitschaft, sich für ihre Studierenden aktiv Zeit zu nehmen. Ein Vorbild, das ihresgleichen sucht.
Wie hat sich Ihr Weg bei KAI Kompetenzzentrum Automobil- und Industrieelektronik GmbH entwickelt?
Meine Geschichte am KAI begann mit dem Pflichtpraktikum, welches es für das Masterstudium zu absolvieren galt. Nachdem ich in das Feld der Halbleiterindustrie hineinschnuppern konnte, und ich zunehmend von der Forschungsarbeit begeistert war, kam es mir sehr gelegen, dass ich im Anschluss an das Praktikum an meiner Diplomarbeit und anschließenden Dissertation arbeiten durfte.
Warum haben Sie sich für das Doktoratsstudium entschieden? War es ausschlaggebend für Ihre berufliche Entwicklung?
Mir war schon während meines Masterstudiums klar, dass ich im Bereich der Mathematik noch viel mehr lernen wollte, mich in gewissen Bereichen vertiefen wollte und noch intensiver in aktives Forschungsgeschehen eintauchen wollte. Die Dissertation gab mir die Möglichkeit mich daran zu versuchen an einem Thema zu forschen, ein eigenständiges Projekt zu koordinieren und mich im wissenschaftlichen Bereich zu vernetzen. Eine Zeit, die sehr prägend für mich und meine Entwicklung war.
Was sind Ihre Aufgaben im Bereich R&D Reliability and Data Science?
In meiner jetzigen Tätigkeit als ausgebildete Mathematikerin / Statistikerin geht es darum, die Zuverlässigkeit von Leistungshalbleiterbauteilen quantitativ zu erfassen, zu modellieren und valide zu prognostizieren. Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, da Menschen (in-)direkt mit solchen Komponenten alltäglich in Kontakt stehen, und Sicherheit höchste Priorität hat.
Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf am meisten?
Das ich ständig etwas dazulerne, auch und vor allem interdisziplinär betrachtet.
Was verbindet Sie heute noch mit der Universität?
Schöne Erinnerungen und gute Freunde.
Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Ich würde dazu raten, vermehrt über den Tellerrand hinauszublicken, vermehrt die Bibliothek aufsuchen, und in verschiedenste Lehrveranstaltungen aller Art hineinhören. Insgesamt, die Universität aktiv als ein Netzwerk des Wissens und des Austauschs nutzen und das volle Angebot auskosten.
Auf ein paar Worte mit Barbara Pedretscher
- Denke ich an Klagenfurt, denke ich sofort an… die Innenstadt mit ihren netten Cafés und an das Kärntner Landeskonservatorium bzw. die heutige Gustav Mahler Privatuniversität für Musik.
- Mein Lieblingsort an der Universität war… die Bibliothek, als ein Ort des Sammelns neuer Gedanken und Ideen, und das Café Como, als ein Ort des Zusammen-Treffens.
- Das mache ich morgens zuerst im Büro… mein Outlook checken.
- Mein Studium in 3 Worten: anspruchsvoll, wegweisend für meine heutige Art und Weise Probleme anzugehen und Fragestellungen kritisch zu hinterfragen, intensiv