Airport Klagenfurt: „In Klagenfurt ist alles anders“
Flughäfen gelten gemeinhin als hektische Orte bewegten Treibens. Ein Besuch des Klagenfurter Flughafens hinterlässt den Eindruck: Hier ist etwas anders. Das Institut für Kulturanalyse stellte nun seine Ergebnisse des Lernforschungsprojekts „Airport Kärnten. Ethnografische Zugänge zu einem Transitraum“ in Magazinform vor.
„In Klagenfurt ist alles anders“, das war die Aussage einer Flughafenmitarbeiterin im Gespräch mit einer Studentin. Studierende der Angewandten Kulturwissenschaft haben sich mit der angeblichen „Andersheit“ des Klagenfurter Flughafens beschäftigt. Die Seminarleiterin führt dazu aus: „Wir haben uns gefragt, weshalb wir irritiert sind, wenn wir am provinziellen Airport Klagenfurt den Eindruck gewinnen, dass die Zeit stehen geblieben sei. Sind es unsere an großen internationalen Flughäfen orientierten Erwartungen und Bilder von modernen Orten, an denen es anonym und hektisch zugeht, die zu diesem Eindruck beitragen? Und wodurch entsteht dieser Eindruck überhaupt? Zugleich konnten wir feststellen, dass hier viele Arbeiten und Routinen genauso ablaufen wie andernorts und alle Räumlichkeiten, die in Großflughäfen vorhanden sind, auch in Klagenfurt existieren.“ Insofern stellte sich, so das Fazit, letztlich auch die Frage, ob in Klagenfurt wirklich „alles“ anders ist.
Die Studierenden fragten in der Lehrveranstaltung danach, was den Ort „Flughafen“ aus einer kulturanalytischen Perspektive, die vom Raum her denkt, ausmacht. In einem zweiten Schritt ging es dann darum, einen solchen sozialen Raum am Beispiel des Klagenfurter Flughafens zu untersuchen. Die Seminarteilnehmerinnen und –teilnehmer konzipierten ihre individuellen Forschungsprojekte, die sich auf unterschiedliche Raum-Aspekte beziehen. In der Zusammenschau, die nun auch in Magazin-Form vorliegt, sollen die Forschungsaktivitäten veranschaulichen, wie sich der Airport Klagenfurt als Raum konstituiert, welche Wechselbeziehungen zwischen gebautem, erfahrenem und gelebtem Raum bestehen und was die Spezifik des Klagenfurter Flughafens ausmacht.
Die Beiträge im Detail:
- Flughäfen. Architektur zum Abheben (Marie-Sophie Schwarz)
- Die Besucherterrasse am Airport Klagenfurt. Ein verlorener Ort? (Patricia Stromberger)
- Auto, Bus oder Bahn? Die Infrastruktur des Airport Klagenfurt (Alexandra Prein)
- Von den ersten Luftsprüngen zum Linienverkehr. Der Airport Klagenfurt im Wandel der Zeit (Daniela Tscharf)
- Der Airport Klagenfurt. Ein schlummernder Wirtschaftsgigant? (Daniel Schöffmann)
- „Das war für mich schon eine kleine Weltreise dorthin.“ Biografische Erinnerungen an den Airport Klagenfurt (Denise Lueder)
- christbäume und meine kriegsweihnachten (Horst Dieter Sihler)
- Servus, Srečno, Ciao! Begrüßungs- und Abschiedsszenen am Airport Klagenfurt (Julia Jesenko)
- Warten am Flughafen. Ein raum-zeitliches Phänomen (Jasmin Kumar)
- Der Flughafen als zeichenraum. Die Sprache(n) der Schilder am Airport Klagenfurt (Birgit Wallner)
- Was wäre ein Flughafen ohne Werbung? Kärnten-Werbung am Airport Klagenfurt (Carolin Pichler)
- „Ich wollte immer was mit Flugzeugen machen.“ Ein Arbeitstag von Flugbegleiter*innen (Denise Zaros)
- Ein Aus-Flug zum Airport Klagenfurt. Impressionen zum Thema Sicherheit (Magdalena Maria Pichert/Sarah Sandhofer)
- Sind Sie sicher? Die Sicherheitskontrolle am Flughafen (Magdalena Maria Pichert/Sarah Sandhofer)
- Geisterflughafen oder eigene kleine Welt? Eindrücke vom Airport Klagenfurt (Sonja Rauscher)
Das Projekt wurde vom Kärntner Universitätsbund, der Privatstiftung Kärntner Sparkasse und dem Institut für Kulturanalyse finanziell unterstützt.
Das Magazin gibt’s unter https://www.aau.at/wp-content/uploads/2019/03/Flughafenbrosch%C3%BCre_Web.pdf zum Download.
Angewandte Kulturwissenschaft studieren
Das Studium der Angewandten Kulturwissenschaft ist ein interdisziplinäres Studium. Es umfasst unterschiedliche kulturwissenschaftliche Schwerpunkte und thematische Felder. Kultur wird als zentrales Phänomen, das Mensch und Gesellschaft wesentlich prägt, verstanden. Das Studium vermittelt verschiedene wissenschaftliche und methodologische Perspektiven auf Kultur und Kulturen. Im Mittelpunkt stehen soziologische und kulturanthropologische Forschungsansätze. Im Studium wird die gegenwärtige Lebenswelt mittels theoretischer Reflexionen wie empirischer Annäherungen befragt. Ein gemeinsamer Ausgangspunkt ist ein Verständnis von Kultur(en), das ihr Gewordensein und ihre Vielfalt als wesentlich erachtet.