Wie klingt Intersektionalität?
In Zeiten, in denen immer wieder versprochen wird, die soziale Ungleichheit etwa im Bildungs- und Karrieresystem zu bekämpfen, fällt nicht selten der Begriff „Intersektionalität". Allerdings klingt er oft nach einem sinnentleerten Schlagwort, mit dem sich akademische Institutionen gern absichern. Dabei verhieß der Begriff vor wenigen Jahrzehnten als von Schwarzen Feminist*innen hervorgebrachte Forderung „stets weitere Fragen zu stellen“ eine Fokus-Erweiterung und Sensibilisierung gerade für kritische Forscher*innen. Innerhalb der feministischen Rechtswissenschaften trug das kritische Framework zu konkret anwendbaren Antidiskriminierungsrichtlinien bei, in der feministischen Theoriebildung zu grundlegenden Kontroversen über jene Subjektivitäten, die mitgedacht werden, in der politischen Arbeit zur genaueren Vermittlung jener Verstrickungen, die Menschen marginalisieren und isolieren.Anhand von Audiodokumenten heftet sich der Vortrag an die Fersen von ökonomiekritischen Ansätzen innerhalb der Intersektionalitätsdebatte. Er folgt den Artikulationen und Beiträgen von ex-versklavten Suffragetten der 1890er, aufrührerischen Harlem-Girls der 1910er, entrechtetem Körpergewebe der 1950er, queeren Artikulationen der 1970er und 80er und spannt einen Bogen zu heutigen Diskriminierungen mittels Daten und Algorithmen.