Gastvortrag – Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Borchmeyer: „Bruder Hitler“: Thomas Manns Demaskierung des Faschismus
Thomas Mann gehört zu den wenigen deutschen Intellektuellen, welche den Faschismus in Deutschland wie in Europa von Anfang an in seiner ganzen Gefährlichkeit – als Auswuchs der „exzentrischen Seelenlage einer der Idee entlaufenen Menschheit“ – durchschaut und seine apokalyptischen Folgen vorhergesehen haben. Das ist nur vor dem Hintergrund der Tatsache verständlich, dass Thomas Mann den virtuellen Keim des Faschismus in sich selbst spürte, wie zumal sein Essay mit dem provozierenden Titel Bruder Hitler (1939) bekundet. „Ein Künstler, ein Bruder“. – Das ist Hitler – ein versetzter, ein verhinderter, ein „verhunzter“ Künstler, der die Bühne der Kunst gegen die Bühne der Politik vertauscht hat. Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Borchmeyer (Jg. 1941) ist Ordinarius emeritus an der Universität Heidelberg, war Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und hat an der Universität Heidelberg die Stiftungsdozentur „Heidelberger Vorträge zur Kulturtheorie“ inne. Sein Arbeitsfeld bilden die deutsche Literatur (18.-20. Jh.) und das Musiktheater. Monographien publizierte Borchmeyer bisher zu Goethe, Schiller, Mozart, Wagner, Nietzsche und Thomas Mann. Er ist Träger der Goldenen Goethe-Medaille der Goethe-Gesellschaft in Weimar und des Bayerischen Verdienstordens.Im Rahmen der Veranstaltung soll auch sein aktuelles Buch „Thomas Mann: Werk und Zeit“ (Insel Verlag Berlin 2022) vorgestellt werden. Zu dieser Veranstaltung wird herzlich eingeladen.