Universal Images in Post-Universalist Times
Das Universelle hat in unserer Gegenwart keinen leichten Stand. Es wird dekonstruiert, bezichtigt Macht- und Herrschaftsformen unterschiedlicher Art zu legitimieren und eine Sichtweise gleichsam mit Gewalt aufzulegen. Viele wollen mit dem Universellen nichts zu tun haben. Das Partikulare, ja das Singulare wird in den Vordergrund gestellt oder gar zelebriert.Aber ist das Universelle so leicht abzuschütteln und loszuwerden? Es hat mit Weltsichten, Werten und Haltungen zu tun wie mit Fragen und einem Suchen nach Sinn und Haltung. Wir benötigen es, um einen möglichst großen Kreis, „alle“, anzusprechen, zu dem man sich selbst dazu zählen kann. Insofern ist das Universelle unabdingbar für das Herstellen von Öffentlichkeit und kann nicht einfach ad acta gelegt werden. Um in der Öffentlichkeit zu erscheinen, benötigt das Universelle Sprache und Rhetorik, aber auch Aufführung und bildhafte Präsenz. Ausgangsthese des Workshops ist, dass Universalisierung als Praxis unter anderem darin besteht, dass Bilder hergestellt, öffentlich gemacht und dabei einem Symbolisieren und Ikonisieren unterzogen werden. In dieser Form werden sie einem Publikum ausgesetzt, wobei das Zu-Sehen-Gegebene so kalkuliert wird, dass es vom Publikum mit einem breiteren Reservoir an Symbolen, Zeichen und Bildmotiven in Beziehung gebracht und gleichzeitig durch Modifikation mit neuer Bedeutung belegt werden kann.In den gegenwärtigen Medien- und Kunst-Landschaften, die von vielfältigen Aneignungspraktiken sowie von der Verbreitung von Protestformen die vom Medienverbund Internet-Lifeauftritt-Handy geprägt sind, treten Spannungen und Konflikte in Zusammenhang mit der Universalisierung von Bildern häufig und prononciert auf. Denn zum einen vervielfältigen sich heute die Agentinnen und Agenten, die Bilder von ihrer spezifischen Position aus universalisieren. Zum anderen werden seit den 1980er Jahren und in Zusammenhang mit neuen sozialen Bewegungen, Gender und Queer-Studies, Postkolonialismus und Dekolonisierung sowie dekonstruktiven Positionen in den Human- und Sozialwissenschaften insgesamt Universalismen nachdrücklich in Frage gestellt und wenn dann nur in dekonstruierter Form weiter aufgegriffen. Dementsprechend wird im Workshop die Frage nach Bildern mit einer Neuformulierung der Frage nach dem Universellen zusammengebracht. Ein weiters Ziel des Workshops sind Fragen der Aneignung, des Kulturtransfers, der Intermedialität und der Verhandlung von Differenz in Zusammenhang mit der Problematik der Symbolisierung/ universellen Dimension von Bildern.Aufgrund der Komplexität dieser Frage und ihrer Situierung an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen scheint zu ihrer Klärung ein interdisziplinärer Workshop, an dem Vertreterinnen und Vertreter der Bildwissenschaften, der Kultursoziologie, der Geschichte und der Kulturphilosophie teilnehmen, zielführend.