VeranstaltungsortOman-Saal (Z.1.29)Veranstalter Institut für GermanistikBeschreibungIm Mai 2018 jährt sich zum 400. Mal der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, jenes Krieges, der das bis zum 17. Jahrhundert gültige Trojanische Kriegs-Paradigma in den Schatten stellte und sich in der Wahrnehmung auch über die Katastrophen des 20. Jahrhunderts hinaus behauptete. So wie die Verewigung Trojas letztlich ein Ergebnis literarischer Kanonisierung in der Folge Homers gewesen ist, so stehen uns auch die Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges in narrativ beruhigter Form vor Augen, hineinerzählt in eine Ordnung.Wie aber nicht zuletzt narrative Entwürfe von Grimmelshausen bis Grass, von Schiller bis Brecht zeigen, steht auch im Hinblick auf dieses für Europa folgenreiche Großereignis die Frage nach seiner Alternativlosigkeit lange im Raum – zumal gerade die Ereignisse am Beginn des Krieges ein ganzes Bündel von divergierenden historischen Optionen hatte erkennen lassen.Insbesondere die letzten Jahre des Habsburgischen Kaisers Matthias, die Rebellion der protestantischen Stände Böhmens gegen dessen bereits 1617 als böhmischer König eingesetzten erzkatholischen Nachfolger Ferdinand (Prager Fenstersturz 23. Mai 1618), die Inthronisierung Friedrichs V. von der Pfalz (sog. Winterkönig) am 26. August 1619 bis hin zur Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) ließen für einen kurzen historischen Moment Geschichte als gestaltbaren, nach vorn offenen Prozess erscheinen.Wie aber wurden die hieraus resultierenden geschichtlichen Optionen in der „Echtzeit“ wahrgenommen und reflektiert? Gerade die geringe zeitliche Distanz stellt bekanntlich ein besonderes hermeneutisches Problem dar. Erst nach und nach begannen sich aus der amorphen Masse sedimentierter historischer Erfahrungen bestimmte narrative Attraktionstypen zu verfestigen. Daher sind Quellen aus dem unmittelbaren zeitlichen Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges, seines Beginns bzw. seiner frühen Verlaufszeit am ehesten geeignet, jene Offenheit der historischen Situation, die großen Möglichkeiten und Erwartungen, die sich mit ihr verbanden, abzubilden. Sie stehen im Zentrum der Konferenz.Interessenten sind herzlich eingeladen.KontaktProf. Sabine Seelbach (sabine.seelbach@aau.at)