Akademische Spezialveranstaltung der Karl Popper Foundation Klagenfurt „Türkei: Die Schwächen und Stärken des neo-autoritären Systems unter Tayyip Erdoğan“
Abstract:Über die letzten 20 Jahre wurde in der Türkeidurch Tayyip Erdoğan ein autoritäres Systemgeschaffen, das sich zum einen vom früherenkemalistischen Autoritarismus und zum anderenvon den autoritären Regimen im Nahen Ostenbzw. jenem in Russland wesentlich unterscheidet.Die Türkei ist ein Beispiel für ein fortgeschrittenes kompetitiv autoritäres, populistisches Regime.Dieses ist durch eine autoritäre Logik desRegierens und einen hohen politischen Wettbewerbgeprägt. Polarisierung und Populismusprägen die Auseinandersetzung. Die Autokratisierung in der Türkei erfolgte graduell mit der Zustimmung einer Mehrheit der Wählerschaft.Der Übergang zu einem Präsidialsystem, dasweitgehend die Gewaltentrennung aufhebt undbeinahe alle Macht in den Händen des Präsidentenvereint, wurde 2017 durch ein Referendumlegitimiert. Theoretisch scheint aufgrund derhohen Mobilisierung auf Seiten der Oppositionein Wechsel stets in greifbarer Nähe, allerdingssind die Bedingungen, unter denen die politischeAuseinandersetzung stattfindet, äußerst unfair.Cengiz Günay erläutert den Charakter des neuentürkischen Regimes, setzt es in Vergleich mitfrüheren bzw. anderen autoritären Systemen undgeht dann auf die Schwächen des neuen Präsidialsystemsein. Daraus versucht er möglicheEntwicklungslinien für die politische Entwicklung der Türkei sowie anderer kompetitiv autoritärer Regime abzuleiten.