W&R-Gastvortrag: Dynamische Öko-Effizienz der EU-Mitgliedstaaten
Gelangen gesundheits-, umwelt- oder klimaschädliche Substanzen in die Umgebung, sind langfristige volkswirtschaftliche Konsequenzen schwierig abzuschätzen und strittig, da es für viele Schadstoffe keine adäquate oder eine sehr volatile Bepreisung gibt. Die Folgen treten vielleicht erst Jahrzehnte später ein und betreffen spätere Generationen. Weiters scheinen die Ziele „Maximierung des Wohlstands“ und „Vermeidung von Schadstoffen“ entgegengerichtet zu sein. Eine vollständige Internalisierung dieser externen Kosten zum Zeitpunkt der Emission scheitert an politischen Realitäten, sodass sich betriebs- und volkswirtschaftliche Kosten deutlich unterscheiden. Ein Instrument, entwickelt, um simultane Verbesserungsmöglichkeiten in beiden Zieldimensionen aufzuzeigen, würde unter diesen Rahmenbedingungen die verantwortlichen Akteur:innen unterstützen. Die nicht-parametrische Optimierungsmethode Data Envelopment Analysis (DEA) ist ein Verfahren zur Messung technischer Effizienz von Multi-Input-Multi-Output-Produktionsprozessen und benötigt keine Preise. Öko-DEA-Modelle berücksichtigen zusätzlich die Entstehung unerwünschter Outputs, wie z.B. Treibhausgasen. In dynamischen DEA-Modellen wirken die getroffenen Entscheidungen einer Periode, wie z.B. Investitionen, auf gegenwärtige und künftige Produktionsmöglichkeiten. Im vorliegenden Vortrag werden die Öko- und die dynamischen DEA-Modelle zu verschiedenen dynamischen Öko-DEA-Modellen kombiniert. Jedoch, selbst wenn Produktionsprozesse als (statisch oder dynamisch) öko-effizient eingestuft werden, bedeutet dies nicht, dass ihre Produktion nachhaltig ist. Nachhaltiges Handeln bedeutet hier, dass nachfolgende Generationen bzgl. Wohlstand und der Emittierung von Treibhausgasen nicht schlechter- bzw. aufgrund technischen Fortschritts bessergestellt sind als die jeweils vorhergehende Generation. Dazu wird ein dynamisches Öko-DEA-Modell weiterentwickelt, um Nachhaltigkeitseffizienz messen und umsetzbare Pfade zur diesbezüglichen Verbesserung anbieten zu können. Dabei wird berücksichtigt, dass die verschiedenen Entscheidungsträger den gegensätzlichen Zielen „Vermeidung von Umweltverschmutzung“ und „Wirtschaftswachstum“ unterschiedliche Wertigkeiten beimessen und diese Wertigkeiten werden mit dem Verfahren ebenfalls erfasst. Um die Leistungsfähigkeit der Verfahren empirisch zu testen, werden die Effizienzen verschiedener EU-Länder im Zusammenhang mit ihren Bemühungen um emissionsärmeres Wirtschaften untersucht.