Ödön von Horvath: Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Ödön von Horváth (1901–1938) ist ein Klassiker der Moderne. Seine Stücke gehören zu den meistgespielten im deutschsprachigen Raum und sein Roman Jugend ohne Gott ist fixer Bestandteil des Kanons. Am Franz-Nabl-Institut der Universität Graz wurde vor kurzem die historisch-kritische Ausgabe Ödön von Horváths nach jahrzehntelangen Forschungsarbeiten fertiggestellt. In neunzehn großformatigen und mit vielen Faksimiles ausgestatteten Bänden werden hier erstmals alle abgeschlossenen und Fragment gebliebenen Werke, Briefe, Notizbücher und Lebensdokumente sowie alle Akten, in denen der Autor erwähnt wird, ediert. Die gesicherten Endfassungen der Texte, die genaue Darlegung ihres Entstehungsprozesses und die philologische Neubewertung vieler Quellen geben einen veränderten Blick auf das Werk, die Arbeitsweise und die Biographie des Autors frei. Die neue Horváth-Ausgabe ist ein Meilenstein in der Edition der österreichischen Moderne. In einem digitalen Tool auf der Grazer Langzeitarchivierungsplattform GAMS erschließen sich sämtliche Theaterstücke des Autors in Netzwerkanalysen und anderen Anwendungsformen der Digital Humanities. Von den philologischen Qualitäten der Druckausgabe in dem renommierten Wissenschaftsverlag De Gruyter ist nicht nur die literaturwissenschaftliche Fachwelt angetan. Auch in mehreren zeitgenössischen Theateraufführungen wurde die neue Ausgabe bereits genutzt. So tun sich auf der Grundlage der neu etablierten Quellenbasis Innovationsschübe auch direkt in aktuellen Inszenierungspraktiken auf.Auch das allgemeine Publikum und die Theaterwelt haben daran ihre Freude, denn hier eröffnen sich neuartige Zugänge zu einem der meistgespielten und mit Jugend ohne Gott nach wie vor auch meistgelesenen österreichischen Autoren.